REVOLUTION – Wenn Grenzen verschwinden

Das Smartphone war technisch das, was Industrie 4.0 heute im strategischen Bereich ist: eine Revolution. Denn beide Megatrends sprengen Grenzen und stellen die etablierte Business-Welt auf den Kopf. Für die Industrie bedeuten beide allerdings große Herausforderungen. Denn es ist nicht einfach, flexible und dauerhaft brauchbare Lösungen für eine volatile Welt zu entwickeln. Wem es jedoch gelingt, der gewinnt. (Ein Bericht von CR Hans-Joachim Schlobach)

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben: Nur Industrien, welche sich den Herausforderungen der „Industriellen Revolution“ stellen und auch ihre Produktentwicklungen am Wandel ausrichten, werden daher die Nase vorne haben. | Foto: BillionPhotos.com, Fotolia

Als Steve Jobs im Jahr 2007 sein iPhone auf den Markt brachte, waren die Meinungen darüber geteilt: für die einen war das nur eine technische Weiterentwicklung der bis dato vorhandenen Handywelt. Für die anderen war es eine begeisternde Technologie. Dass das iPhone jedoch nicht nur die Welt der Kommunikation und der Datenflüsse revolutionieren sollte, sondern auch letztlich den gesamten Workflow der Gesellschaft, inklusive der Industrie, komplett revolutionieren würde, dürfte selbst dem Visionär Jobs kaum bewusst gewesen sein. Er präsentierte sein iPhone im Jahr 2007 lediglich als eine Revolution der etablierten Handy-Industrie, welche einen Musikspeicher, Telefon und den Internet-Zugang in einem zusammen führte.

Nix is fix. Doch es sollte sich herausstellen, dass das iPhone nicht nur die Handywelt revolutionierte, sondern die gesamte Wirtschaft. Wurden doch durch dieses flache Ding plötzlich Anwendungen in Handel, Produktion und Logistik möglich, die bislang sowohl an der Hardware als auch an der Software scheiterten. Das Ding ist so leistungsfähig, dass findige Softwareprogrammierer sich sofort daran machten, selbst Anwendungen zu entwickeln, welche via Internet die Verbindung unterschiedlichster Bereiche und Hardware miteinander verbinden konnten. Das iPhone versprach die große Freiheit der Anwendungsentwicklung. Klar, dass sich andere Hersteller wie etwa Samsung mit all ihrem Know-how daran machten, an der Revolution zu partizipieren. Sie – und Google – sind die weiteren Treiber der Revolution. Sie alle vertrieben den bis 2007 uneingeschränkten Platzhirsch Nokia in die hinterste Reihe. Die Finnen haben diese Entwicklung schlichtweg verschlafen.

Mit dem MX-1000 bieten wir die Möglichkeit, im Bereich der mobilen Datenerfassung auf überall verfügbare, moderne Smartphones zu setzen, ohne dabei Kompromisse bei der Robustheit und Industrietauglichkeit eingehen zu müssen. Bryan Boatner, Direktor ID Product Marketing bei Cognex, Massachusets

Industrielle Revolution. Ein ähnlicher Megatrend, der letztlich auch erst durch die Steve Jobs-Entwicklung möglich wurde, ist Industrie 4.0. Diese Strategie wurde 2011 auf der Industriemesse in Hannover vonseiten der Politik in Deutschland etabliert. Das wirtschaftspolitische Ziel ist es dabei, den Industriestandort Deutschland in einer globalisierten Welt zu sichern. Dabei soll die industrielle Produktion mit moderner Informations- und Kommunikationstechnik verzahnt werden. Die technische Grundlage hierfür sollen hierbei intelligente und digital vernetzte Systeme sein. Mit ihrer Hilfe soll nämlich eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion möglich werden: Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte kommunizieren und kooperieren in der Industrie 4.0 direkt miteinander. Durch die Vernetzung soll es möglich werden, nicht mehr nur einen Produktionsschritt, sondern eine ganze Wertschöpfungskette zu optimieren. Das Netz soll zudem alle Phasen der Produktlebenszyklen mit einschließen – von der Idee eines Produkts über die Entwicklung, Fertigung, Nutzung und Wartung bis hin zum Recycling. Mittlerweile sind auf dieses Thema sämtliche Industrienationen aufgesprungen.

Smartphone: Steve Jobs läutete die industrielle Revolution erst richtig ein. | Foto: kentoh, Fotolia

Traum und Albtraum zugleich

Die Vorteile dieser Strategie liegen auf der Hand: eine hochflexible Industrie, welche sich quasi automatisch und selbständig auf sich wandelnde Marktbedürfnisse einstellt, ressourcenschonende Produktion ohne Überkapazitäten, die Konzentration auf das Notwendige und die Aufwertung der Arbeit und des Faktors „Mensch“. Für die Industrie eröffnen sich somit enorme Chancen, weil dadurch der technische Fortschritt sowie Forschung und Entwicklung vorangetrieben werden können. Und das sichert letztlich den Wettbewerbsvorsprung der Industrienationen und derer Industrien und damit das Geschäft auf lange Sicht.

Auf Volatilität nicht eingestellt. Doch trotz all der positiven Zukunftsaussichten, macht sich in der Wirtschaft mittlerweile durchaus Unmut breit mit den technologischen Revolutionen der Gegenwart und Zukunft. Denn Revolutionen haben den Nachteil, dass sie bestehende und etablierte Systeme und ganze Branchen nicht nur in Frage stellen, sondern sie schlichtweg in den Orkus der Wirtschaftsgeschichte verschieben, wenn diese sich nicht rasch genug anpassen können. Eine Hauptherausforderung ist dabei die Volatilität der Märkte, welche Industrie 4.0 zur Folge hat. Mittlerweile gibt es kaum mehr eine Branche, welche sich ihrer Märkte in mittelbarer Zukunft sicher sein kann – mit Ausnahme vielleicht von Bestattungsunternehmen. Die Folge dieser revolutionären Entwicklung ist, dass die Produktlebenszyklen immer kürzer werden. Seither gilt mehr denn je: der Schnelle frisst den Langsamen.

Bezogen auf Anforderungsniveaus nimmt der Bedarf an komplexen und hoch komplexen Tätigkeiten um rund 800.000 zu, während er bei Helfern aber vor allem auf der Ebene der fachlichen Tätigkeiten zurückgeht. Enzo Weber, Wirtschaftswissenschaftler Uni Regensburg

Arbeitsplätze im Wandel. Freilich, auch die Arbeitswelt ist massiv davon betroffen. Vor automatisierbare Arbeitsplätze bis hin zu ganzen Berufsgruppen werden im Zuge der „Industriellen Revolution“ verloren gehen. Anderen Orts entstehen jedoch wieder neue Arbeitsplätze und ganz neue Berufe. Vor allem typische produzierende Berufe wie etwa Maschinen und Anlagen steuernde und wartende Berufe geraten auf die Verliererstraße. Aber auch Büro- und kaufmännische Dienstleistungsberufe haben das Nachsehen, schreibt etwa Enzo Weber in der Tageszeitung DIE PRESSE vom 21. November 2016. Enzo Weber ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler, der seit 2011 als Forschungsbereichsleiter am Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) tätig ist und zudem Lehrstuhlinhaber an der Universität Regensburg ist. Gewinne sieht E. Weber hingegen bei IT- und Naturwissenschaftlichen Berufen und lehrenden Berufen, weil diese vom Weiterbildungsbedarf profitieren. „Bezogen auf Anforderungsniveaus nimmt der Bedarf an komplexen und hoch komplexen Tätigkeiten um rund 800.000 zu, während er bei Helfern (-60.000) aber vor allem auf der Ebene der fachlichen Tätigkeiten (-770.000) zurückgeht. Nach Qualifikationsstufen spiegelt sich das in Gewinnen im akademischen Bereich sowie Verlusten im berufsbildenden und niedrigqualifizierten Bereich“, so E. Weber weiter. Er ist daher der Ansicht, dass sich mittelfristig die Arbeitslosigkeit nicht wegen Industrie 4.0 erhöhen wird.

Chancen intelligent nutzen

Industrien, welche sich also den Herausforderungen der „Industriellen Revolution“ stellen und auch ihre Produktentwicklungen am Wandel ausrichten, werden daher die Nase vorne haben. Eines dieser Unternehmen ist beispielsweise Cognex mit Sitz in Natick, im US-Bundesstaat Massachusetts. Cognex gilt als einer der weltweit führenden Anbieter von Bildverarbeitungssystemen – oder, wie die Amerikaner selbst dazu sagen, „Computer, die sehen können“. Gemeint sind damit beispielsweise 1D- und 2D-Code-Scanner, Bildverarbeitungssysteme, -sensoren etc. Zum Einsatz kommen die Geräte und Lösungen weltweit in Lagerhäusern, Distributionszentren oder Produktionsunternehmen, sowie im Rahmen von Automationslösungen.

Cognex entwickelte den MX-1000 nach eingehenden Gesprächen mit führenden Unternehmen, die mobile Datenerfassungs-Terminals nutzen. | Foto: Cognex

Spielen mit Technologien. Die US-Amerikaner haben dabei auch den Wandel und die Volatilität der Märkte für sich erkannt und orientieren sich seit 2013 sehr in die Wachstumsbranche „Logistik“. Hierfür entwickelt der Bildverarbeitungsspezialist laufend neue Lösungen, welche in der Lage sind, unterschiedlichste Technologien nahezu spielerisch zu kombinieren – ähnlich, wie das Steve Jobs bei der Entwicklung seines iPhones machte. Eine dieser Entwicklungen ist die MX-1000 Serie, welche Smartphone-Technologien mit einem robusten tragbaren Barcode-Lesegerät von Cognex kombiniert. Der Clou dabei ist, dass die Smartphones jederzeit gewechselt werden können, und Anwender so immer modernste Smartphone-Technologien nutzen können.

Investitionssicherheit. Mit der Serie MX-1000, die im Frühjahr 2016 lanciert wurde, steht Anwendern ein neues Konzept zur Datenerfassung etwa in Lagerverwaltung, Logistik und Außendienst zur Verfügung. Das ist Fakt. Die erste Generation der mobilen Datenterminals liest dabei 1D- und 2D-Codes aus, kann aber auf Kundenwunsch um Funktionen wie OCR, Paketdimensionierung und -inspektion erweitert werden. „Mit dem MX-1000 bieten wir somit die Möglichkeit, im Bereich der mobilen Datenerfassung auf überall verfügbare, moderne Smartphones zu setzen, ohne dabei Kompromisse bei der Robustheit und Industrietauglichkeit eingehen zu müssen. Darüber hinaus bedeutet der MX-1000 eine zukunftssichere Investition im Bereich mobile Datenerfassung „, sagt Bryan Boatner, Direktor ID Product Marketing bei Cognex in Natick, gegenüber BLOGISTIC.NET.

Spannende Entwicklung am Markt

Die US-Amerikaner entwickelten den MX-1000 nach intensiven Gesprächen mit vielen Anwendern aus Industrie, Handel und Logistik, die mobile Datenerfassungs-Terminals nutzen. Diese Anwender waren mit ihren eigenen mobilen Datenerfassungssystemen unzufrieden, die sie als proprietäre, teure geschlossene Systeme bezeichneten. Die Kritik daran: der Aufbau von Anwendungen ist damit schwierig und die Wartung der Systeme ist zu teuer. Sie drängten daher Cognex, ein flexibles mobiles Endgerät zu entwickeln, das die praxiserprobte Barcode-Lesetechnologie des Herstellers enthält, jedoch gleichzeitig den Einsatz günstiger, mobiler Kommunikationsgeräte erlaubt. Das Ergebnis der Entwicklung ist die MX-1000 Serie, die genau diesem Anforderungsprofil entspricht. Die Lösung durchlief etliche Feldversuche bei einer Reihe von Fortune 500 Unternehmen – und ist daher von Anfang an auch praxiserprobt. „Wir bringen den Markt für mobile Endgeräte dadurch in Bewegung, dass wir leistungsstarke, bedienerfreundliche und kostengünstige Android- und iOS-basierte Smartphones zusammen mit unserer Barcode-Lesetechnologie anbieten“, folgerte Robert J. Willett, Präsident und C.E.O. von Cognex, bei der Präsentation der Entwicklung im April 2016. R.J. Willet erwartet, dass diese intelligente Kombination existierender Technologien dafür sorgt, dass sein Unternehmen ein wichtiger Akteur im 500-Millionen-Dollar-Segment des Markts für mobile Endgeräte wird.

Der richtige Zeitpunkt

Die Einschätzung Willets dürfte realistisch sein, sind Branchenkenner überzeugt. Denn immerhin ist die MX-Serie ein innovativer Ansatz zur Steigerung der Funktionalität moderner mobiler Geräte. Zudem kommt die Lancierung der Geräte zu einem Zeitpunkt, an dem der Markt für mobile Geräte in Unruhe ist und sich im Wandel befindet, unabhängig von Industrie 4.0. Denn die bestehenden tragbaren, mit Microsoft WindowsCE und WindowsMobile 6.x betriebenen Endgeräte haben das Ende ihres Lebenszyklus erreicht. Die neue Technologie bietet hingegen eine bislang einzigartige Möglichkeit, die industrielle Datenerfassung auf überall vorhandenen, modernen Smartphones ohne Einbußen bei Robustheit und Umweltanforderungen zu realisieren.

www.cognex.com

Das Interview zum Artikel finden sie hier auf blogistic.net.