RAYMOND – VR Simulator mit Gleichheitsgarantie

Der Raymond Virtual Reality Simulator ist ein Schulungstool, das reale Bedingungen am Stapler simuliert und so einen gleichen Ausbildungsstand aller Gabelstapler-Fahrschüler an sechs Raymond-Staplermodellen garantiert. Raymond ist ein Tochterunternehmen von Toyota Material Handling. Darum ist der VR Simulator nicht in Europa erhältlich.

VR-Simulator: (Foto: RS Media World)
Der VR-Simulator ist über eine Schnittstelle mit einem echten Stapler verbunden. (Foto: RS Media World)

Beschreibung

Arbeiten und Fahren mit einem Gabelstapler oder Lagertechnikgerät erfordert handwerkliches Geschick. Das wurde bisher in speziellen Ausbildungszentren oder in der Praxis erworben. Es besteht jedoch immer die Gefahr von Unfällen mit Gesundheitsschäden oder Sachschäden an Geräten, Gebäuden oder Waren.

Lernen mit Brille. Mit dem Virtual Reality Simulator bietet der US-amerikanische Staplerhersteller Raymond eine Lösung, um das „Staplerhandwerk“ in einer sicheren aber sehr realistischen Umgebung zu erlernen oder die Fähigkeiten der Fahrer zu verbessern. Und das ganz ohne die Risiken und Kosten, die bei herkömmlichen Schulungen bestehen. Der VR-Simulator ist über eine Schnittstelle (sPort) mit einem Raymond-Stapler und einem Computer verbunden. Auf diese Weise kann eine reale Umgebung erzeugt werden, ohne dass der Stapler bewegt werden muss. Mit anderen Worten: Das Training oder die Schulungen der Fahrschüler finden in einer virtuell simulierten Umgebung, aber auf einem Raymond-Stapler statt. Dabei sieht der Ausbildungsleiter auf seinem Bildschirm exakt das, was der Fahrschüler in seiner VR-Brille sieht und kann entsprechend eingreifen. Die Vorteile: Für die Schulung kann ein Raymond-Stapler aus der eigenen Flotte verwendet werden und jeder Schüler kann auf den gleichen Ausbildungsstand gebracht werden.

 IFOY-Testbericht

Das Simulationskit ist zunächst für sechs Staplermodelle erhältlich, die alle aus dem Hause Raymond stammen. Während der IFOY TEST DAYS wird die Lösung für die Hochhubkommissionierer und Schubmaststapler von Raymond vorgestellt. Für den Kommissionierer stehen neun standardisierte Schulungsmodule zur Verfügung. Der Schubmaststaplerfahrer kann mit 23 verschiedenen Aufgaben geschult und getestet werden.

Ein Bild vom Nutzer. Der VR-Simulator gibt ein detailliertes Bild der Leistung des Fahrschülers ab. Er zeigt vor allem dem Ausbilder, ob das Fahrzeug ordnungsgemäß vom Schüler bedient wird und ob sich dieser innerhalb der Abmessungen des Fahrzeugs bewegt. Die Performance des Fahrschülers kann so direkt vor Ort analysiert werden.

Feedback bringt Verbesserung. Nach Ansicht der IFOY-Tester trägt dieses Feedback effizient dazu bei, die Leistung des Fahrers zu verbessern. Durch die Aufzeichnung der Leistung ist es möglich, später genau die Details zu besprechen und zu trainieren. Mithilfe der gesammelten Daten wird zudem auch ein standardisierter Bericht erstellt. Er hilft somit bei der Beurteilung der Fähigkeiten des Fahrers und bei der Identifizierung von Verbesserungsmöglichkeiten. In Leistungsberichten kann der Fortschritt jedes einzelnen Fahrers dokumentiert und rekonstruiert werden.

Einfaches Handling. Die Anwendung des Systems ist in der Praxis sehr einfach. Nach dem Aufsetzen eines Headsets mit VR-Brille (auch für Brillenträger geeignet) kann man gleich loslegen. Das IFOY-Testteam hat verschiedene Übungen absolviert und kommt zu dem Schluss, dass der VR Simulator eine Möglichkeit ist, das praktische Staplerfahrer-Handwerk in einer virtuellen Umgebung zu erlernen oder zu testen. Die Tatsache, dass das Ganze im eigenen Unternehmen stattfindet, ist ein weiterer Pluspunkt.

Gamer kennen das. Allerdings ist das System, trotz der guten VR-Technik, gewöhnungsbedürftig. Nach einer längeren Schulungszeit stellt sich bei manchem Teilnehmer ein Schwindelgefühl ein. Ein Manko, das vor allem Gamer gut kennen. Während Gamer jedoch Verhaltenstechniken entwickeln und sich an dieses Phänomen gewöhnen können, haben insbesondere ältere Gabelstapler-Lehrlinge kaum dazu eine Möglichkeit. Die Schulungen mit dem VR Simulator sollten daher nicht allzu lange dauern. Pausen während der Schulungen sind erforderlich.

(Foto: RS Media World)
Der Ausbilder sieht genau, was sein Fahrschüler tut. (Foto: RS Media World)

IFOY Innovation-Check

Um es vorweg zu nehmen: Technisch gesehen ist der VR Simulator eine Innovation, die sich an Stapler-Schulen oder an große Unternehmen mit Raymond-Staplerflotten usw. richtet. Im engeren Sinne wird eine Idee jedoch nur dann zur Innovation, wenn diese in neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren umgesetzt wird, die tatsächlich erfolgreiche Anwendungen finden und so den Markt durchdringen. In diesem Sinne hat sich der VR-Simulator außerhalb Europas durchaus als Innovation erwiesen – mit der Einschränkung der geringen Marktrelevanz (siehe unten). Innerhalb Europas entfaltet diese VR-Lösung jedoch gar keine Relevanz und kann daher seine Innovationskraft nicht entfalten. Der Grund: Weder VR Simulator noch Raymond-Stapler sind in Europa erhältlich, weil das Unternehmen eine amerikanische Tochter von Toyota Material Handling ist und daher mit einer Sperre in Europa belegt ist. Und Toyota MH hat mittelfristig keine derartige Schulungs-Simulationslösung im Programm. Von einer Marktdurchdringung kann daher nur bedingt gesprochen werden.

Marktrelevanz. Zu den Kunden von Simulatoren für die Ausbildung und das Training von Flurförderzeugfahrern zählen sowohl die Unternehmen, die Flurförderzeuge betreiben, als auch Dienstleistungsunternehmen, die Fahrer ausbilden. Insofern ist der Markt für die Ausbildungs- und Trainingssimulatoren für Flurförderzeugfahrer sehr groß. Raymonds Simulator ist jedoch nur für die Betreiber von Raymond-Flurförderzeugen sinnvoll. Daher wird – neben der Marktbeschränkung in Europa – mit dem vorgestellten Produkt nur ein recht kleiner Teilmarkt erreicht werden können. Die Marktrelevanz dieser Lösung kann daher nur als gering eingeschätzt werden.

Kundennutzen. Der Raymond-Simulator bietet für die Betreiber von Raymond-Flurförderzeugen zwei wichtige Nutzen: Erstens benötigen diese keine spezielle Plattform mit den Bedienelementen zur Nachbildung der jeweiligen Fahrerumgebungen. Denn hierfür wird beim Raymond-Simulator das ohnehin vorhandene Flurförderzeug genutzt. Das reduziert die Kosten und den Aufwand für die Beschaffung und die Inbetriebnahme des Simulators. Zweitens erlernt die auszubildende Person die Bedienung des Flurförderzeugs, das sie später auch im betrieblichen Alltag benutzen wird. Für die zweite potenzielle Kundengruppe, den Ausbildungsdienstleistern, ergibt sich der Vorteil einer mobilen Fahrerplattform. Dem gegenüber steht jedoch der Nachteil, dass die auszubildende Person speziell auf die Bedienung von Raymond-Flurförderzeugen geschult wird. Als grundsätzlicher Nachteil des Raymonds-Simulators ist das fehlende Bewegungssystem anzusehen. Ausbildungs- und Trainingssimulatoren von Wettbewerbern bieten zu mindestens in einem geringen Maße eine Nachbildung der Fahrzeugbewegung durch das Neigen der Fahrerplattform um zwei orthogonale Drehachsen. Fahrsimulatoren ohne Bewegungssystem führen bei den Nutzern häufig zu einer Kinetose (Seekrankheit), weil die Bewegungs- und die Sichtinformationen nicht miteinander übereinstimmen.

Neuheitsgrad. Die Neuheit des vorgestellten Simulators besteht darin, dass als Bedienumgebung des Fahrers ein gewöhnliches Flurförderzeug genutzt wird. Um es nochmals zu erwähnen: Dieses Gerät muss aus dem Hause Raymonds stammen und über eine spezielle Datenschnittstelle, den sogenannten sPort, verfügen. Alle übrigen Elemente und Features des Systems sind auch bei Wettbewerbsprodukten zu finden. Außerdem eröffnet der Raymond-Simulator die Möglichkeit bei der Durchführung von Trainingsaufgaben Daten zu gewinnen, die sowohl zur individuellen Optimierung des weiteren Trainings als auch zum Personaleinsatz genutzt werden können.

Funktionalität / Art der Umsetzung. Die technische Umsetzung des Simulators ist, soweit erkennbar, professionell. Es werden hochwertige Komponenten (VR Brille, Trackingsensoren) nach neuestem Stand verwendet. Dennoch war bei der Demonstration vor Ort festzustellen, dass die Genauigkeit des Tracking der Hände noch unzureichend ist. Wie detailliert und realitätsnah die in der Simulator-Software hinterlegten Fahrzeugbewegungsmodelle sind, kann leider nicht beurteilt werden.

IFOY Testfazit:

Mit dem Raymond Virtual Reality Simulator bietet die amerikanische Marke Raymond eine sehr praktische und realistische Möglichkeit für Raymond-Staplerflottenbetreiber und Stapler-Fahrschulen, Fahr- und Bedienkenntnisse auf effiziente und sichere Weise zu trainieren. Durch den Einsatz von Standard-Flurförderzeugen wirkt und fühlt sich die Bedienung realistisch an. Diejenigen, die später in der Praxis arbeiten, wissen genau, wie man den Stapler bedient und sind alle auf demselben Ausbildungsstand. Es ist wünschenswert, dass diese Technologie nicht nur für Flurförderzeuge auf dem amerikanischen Kontinent zur Verfügung steht und wenigstens in das Portfolio von Toyota Material Handling in Europa aufgenommen wird.

Marktrelevanz
Kundennutzen+
Neuheits- / InnovationsgradØ
Funktionalität  / Art der Umsetzung+
++ sehr gut / + gut / Ø ausgeglichen / – weniger / — nicht vorhanden