PETER UMUNDUM – „Es gilt, mit ruhiger Hand…die Krise zu meistern.“

Die Österreichische Post gilt als ein sogenanntes „systemrelevantes Unternehmen“ in Österreich. Als solches sind die Anforderungen an den KEP-Dienstleister besonders hoch. Es geht hier um die Versorgungssicherheit. DI Peter Umundum sprach mit CR HaJo Schlobach über die Corona-Krise, wie die Österreichische Post sie bewältigt und über die Zukunft der KEP-Logistik.

blogistic.net: Die Österreichische Post ist eines der systemrelevanten Unternehmen Österreichs. Wie geht es Ihnen? Wie gehen Sie mit dieser Verantwortung um?

Umundum: Die Österreicherinnen und Österreicher haben uns schon vor der Corona-Krise ihre Pakete und Briefe anvertraut. An dieser Verantwortung hat sich also nichts geändert. Wir alle bei der Post wissen aber natürlich, wie wichtig gerade jetzt der Brief an die Oma oder das Paket vom regionalen Händler sind. Solche Sendungen gewinnen nochmal an Bedeutung. Hier sind wir den Menschen in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Zustellung auch weiterhin in der gewohnten Qualität stattfindet. Damit gelingt es uns, jeden Tag die österreichische Bevölkerung untereinander zu verbinden.

blogistic.net: Was ist Ihr persönliches Konzept mit dieser Krise umzugehen?

Umundum: Die Bewältigung der Krise hatte und hat stets Vorrang. Es gilt, mit ruhiger Hand, neuen Kommunikationsmitteln und auch geänderten Rahmenbedingungen die Krise bestmöglich zu meistern. Keinesfalls darf jedoch dabei der Blick auf die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens verloren werden.

Es gilt, mit ruhiger Hand, neuen Kommunikationsmittel und auch geänderten Rahmenbedingungen die Krise bestmöglich zu meistern.

DI Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österr. Post

blogistic.net: KMU und EPU sind vom Shutdown massiv betroffen. Viele sprechen von einer Insolvenzwelle ab Herbst. Was stimmt Sie heute optimistisch für die Zukunft?

Peter Umundum: Ich bewundere den Einfallsreichtum und die Schnelligkeit vieler Unternehmerinnen und Unternehmer, die sich rasch an die neue Situation angepasst haben. Auf shoepping.at haben wir etwa einen starken Zuwachs von interessierten Händlern verzeichnet, die ihre Produkte nun auch online vertreiben möchten. Für mich zeigt das klar, welche Wandlungsfähigkeit heimische Unternehmen besitzen, wenn es hart auf hart kommt. Ich bin zuversichtlich, dass uns viele dieser neuen Partner auch nach der Corona-Krise begleiten werden.

P. Umundum (Foto: Roland Ferrigato / RS Media World Archiv)
P. Umundum: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Frau und Herr Österreicher verstärkt online bestellen und sich ihre Einkäufe zustellen lassen. Gerade deswegen halten wir auch langfristig an der Aufstockung unserer Kapazitäten und dem Ausbau unseres Logistiknetzes fest. (Foto: Roland Ferrigato / RS Media World Archiv)

blogistic.net: Wird es für Sie ein “weiter so” geben? Wenn nein, wie sieht die Zukunft der des KEP-Marktes für Sie als ein Opinion Leader in der Logistik aus?

Umundum: Der Paketmarkt ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Allein 2019 wurden in Österreich um acht Prozent mehr Pakete verschickt als im Vorjahr. Ich kann mir zwar vorstellen, dass dieses Momentum durch die aktuellen Herausforderungen verlangsamt wird, glaube aber nicht an eine Trendumkehr. Im Gegenteil: Die Corona-Krise hat gezeigt, dass Frau und Herr Österreicher verstärkt online bestellen und sich ihre Einkäufe zustellen lassen. Gerade deswegen halten wir auch langfristig an der Aufstockung unserer Kapazitäten und dem Ausbau unseres Logistiknetzes fest. Und vielen Unternehmen wird durch die staatlichen Unterstützungen eine Zukunft geboten.

blogistic.net: Corona hat zu einer teilweise erheblichen Disruption der Wirtschaft weltweit geführt, die auch noch nicht beendet ist. Viele sehen darin aber auch eine Chance. Wo sehen Sie die Chancen für Sie persönlich? Wo liegen die Chancen für die Österreichische Post?

Umundum: Wir haben bereits eine wichtige Chance genutzt und gezeigt, dass die Österreichische Post auch in einer Krisensituation für die Österreicherinnen und Österreicher da ist. Unsere rund 9.000 Zustellerinnen und Zusteller leisten in dieser schwierigen Situation hervorragende Arbeit und haben selbst in Quarantänegebieten für eine reibungslose Zustellung gesorgt. Darauf können wir stolz sein.

Gleichzeitig verzeichnen wir eine verstärkte Nachfrage nach kontaktlosen Serviceleistungen, etwa den Abstellgenehmigungen oder dem Abholservice von zuhause. Das bestätigt unseren eingeschlagenen Weg und zeigt, dass sich hier weitere Chancen für die Zukunft befinden. Vermutlich werden sich aber in Zukunft auch Produktionsstandorte und Zentralläger verändern was zur Folge hat, dass sich auch die Verfügbarkeiten von Waren verschieben werden.

blogistic.net: Befördert durch die Coronakrise, boomt der E-Commerce mehr denn je. Die Österreichische Post hat, wie andere in der Branche auch, die kontaktlose Übergabe von Poststücken organisiert. Wie könnte sich das auf die KEP-Services in Zukunft auswirken? Könnte diese Krise einen Automatisierungsschub auslösen? Immerhin gehen Maschinen nur kaputt, werden nicht krank und können Viren nicht ausbreiten… (Stichwort Zustellrobots, Drohnen, etc.)

Umundum: Die Corona-Krise zeigt vor allem, wie wichtig unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, etwa in der Zustellung oder in den Logistikzentren. Gerade die hohen Paketmengen vor Ostern haben uns vor eine Herausforderung gestellt, die wir nur mit vereinten Kräften und durch besonderen Einsatz und die eine oder andere Sonderschicht geschafft haben.

Unsere rund 9.000 Zustellerinnen und Zusteller leisten in dieser schwierigen Situation hervorragende Arbeit und haben selbst in Quarantänegebieten für eine reibungslose Zustellung gesorgt.

DI Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österr. Post

Umundum: Automatisierung ist dort sinnvoll, wo sie Arbeit abnehmen oder erleichtern kann. Das funktioniert in gewissen Bereichen in den Logistikzentren schon sehr gut. Die Post lebt aber von den rund 9.000 Zustellerinnen und Zustellern, die tagtäglich in ganz Österreich Briefe, Pakete und noch viel mehr zustellen. Deswegen suchen wir gerade hier nach Verstärkung.

blogistic.net: In der Fläche hat die Österreichische Post jedoch etliche Filialen abgebaut und durch Partner ersetzt. Das waren teilweise Lebensmittel-Einzelhändler, aber auch Textilhändler usw. welche durch die Maßnahmen der Regierung ja schließen mussten. War das ein Handycap und wenn ja, wie hat man das gelöst?

Umundum: Bis auf eine Ausnahme haben alle Postfilialen weiterhin geöffnet und auch deutlich über 95 Prozent der Post Partner bieten ihre Postdienstleistungen wie gewohnt an. Unser Geschäftsstellennetz ergänzen wir durch eine Vielzahl an Services, von klassischer Landannahme bis zur Paketmarke und dem Abholservice. Hier spielen alle Bereiche zusammen, um unseren Kundinnen und Kunden auch in einer schwierigen Zeit ein möglichst breites und möglichst individuelles Service zu bieten.

blogistic.net Die Coronakrise hat so Megatrends wie die digitale Transformation, Industrie 4.0 nicht beendet. Wird diese Krise die digitale Transformation daher vorantreiben? Wie wird sich die Transformation für die Post gestalten? Was wird sich aus Ihrer Sicht ändern (müssen)?

Peter Umundum: Wir haben unser Kerngeschäft in vielen Bereichen bereits erfolgreich digital transformiert. Das beginnt bei der automatischen Erfassung von Sendungen samt Benachrichtigung und geht hin zu Services, die wir unseren Kundinnen und Kunden direkt mit der Post App am Smartphone anbieten. Was wir stark bemerken, ist, dass speziell die 24/7-Lösungen aktuell sehr stark nachgefragt werden. Es geht heute aber auch noch darum, vorhandene Potenziale zu erkennen und zu verfolgen, indem man Prozesse herausgreift und überlegt, ob man diese nicht digital vollkommen neu denken könnte. Vor dieser Herausforderung stehen wir alle.

blogistic.net: Reichen dafür die Infrastrukturkapazitäten in Österreich aus, etwa in den Bereichen Fiberchannel, 5G, usw.)

Umundum: Das Digitalnetz ist für uns ausreichend, das Logistiknetz müssen wir allerdings aufgrund der steigenden Paketmengen deutlich erweitern.

blogistic.net: Das Home-Office und viele andere Möglichkeiten der Digitalisierung werden während der Shutdowns stark genutzt. Wohin wird für die österreichische Post die Reise in diesem Bereich gehen? Denkt man bei Ihnen über neue Arbeits-Modelle nach? Wie könnten diese aussehen?

Umundum: Wir hatten auch schon vor Corona die Möglichkeit von Home-Office und waren daher auf die jetzige Situation gut vorbereitet. Wo es möglich ist, setzen wir in den vergangenen Wochen schon flächendeckend auf Home-Office. Technisch sind wir hier gut ausgestattet. Regelmäßige Abstimmungen erfolgen unkompliziert über verschiedene Tools und Programme. Die Umstellung war unproblematisch, wir profitieren hier von unserer Agilität in diesem Bereich.

P. Umundum (Foto: Roland Ferrigato / RS Media World Archiv)
P. Umundum: Gerade am Höhepunkt der Corona-Krise sind wir in ständigem Austausch (mit den Sozialpartnern Anm.d.Red.) gestanden. Schließlich haben wir alle das gleiche Ziel, nämlich das Wohlergehen von Kundinnen und Kunden sowie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. (Foto: Roland Ferrigato / RS Media World Archiv)

Umundum: Wir sprechen hier allerdings nur von den Overheadbereichen, die Post hat insgesamt rund 9.000 Zustellerinnen und Zusteller, 1.600 Filialmitarbeiterinnen- und mitarbeiter sowie 3.400 Personen in den Logistikzentren. Auch da gibt es mobile Endgeräte oder Plattformen, die wir bereits in Verwendung haben, und auf die wir jetzt aufbauen können.

blogistic.net: Wie sieht hier die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern aus?

Umundum: Gerade am Höhepunkt der Corona-Krise sind wir in ständigem Austausch gestanden. Schließlich haben wir alle das gleiche Ziel, nämlich das Wohlergehen von Kundinnen und Kunden sowie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Damit so große Umstellungen wie in der Corona-Krise funktionieren, müssen alle an einem Strang ziehen. Und das gelingt uns auch.  

blogistic.net: Das Business der Österreichischen Post verschob sich vielfach vom B2B-Business verstärkt ins B2C-Geschäft. Was sind/waren für Sie die größten Herausforderungen, das Business der Österreichischen Post durch die Krise zu führen?

Umundum: Man muss sich das Gesamtbild vor Augen führen: In den ersten Wochen der Corona-Krise hat sich das Paketvolumen kaum geändert. Während das B2C-Geschäft gestiegen ist – Stichwort E-Commerce -, haben wir einen Rückgang im B2B-Geschäft verzeichnet, da viele Unternehmen schließen mussten. Vor Ostern sind wir durch die vielen Osterpakete auf ein Niveau gekommen, das wir sonst nur zur Vorweihnachtszeit kennen. Selbst heute liegen wir zum Teil noch 20 Prozent über dem Normalniveau, und das alles unter erschwerten Bedingungen durch die Corona-Krise.

Bis auf eine Ausnahme haben alle Postfilialen weiterhin geöffnet und auch deutlich über 95 Prozent der Post Partner bieten ihre Postdienstleistungen wie gewohnt an. DI Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österr. Post

DI Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österr. Post

Gleichzeitig verzeichnen wir massive Mengenrückgänge bei der Brief- und Werbepost, die fast drei Viertel zum Konzernumsatz beitragen. Durch die Geschäftsöffnungen erwarten wir zwar eine allmähliche Normalisierung, aber es muss klar sein: Die Herausforderungen sind noch nicht vorbei.

blogistic.net: Eine Prognose ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt sehr schwierig. Dennoch stelle ich eine Frage danach: Wo sehen Sie die Österreichische Post zum Ende 2021?

Peter Umundum: Ich sehe die Österreichische Post auch nächstes Jahr gut aufgestellt und mit wertvollen Erfahrungen aus dem Vorjahr ausgestattet. Und hoffentlich deutlich optimistischer was den Jahresausblick angeht.

blogistic.net: Vielen Dank für das spannende Interview.

www.post.at

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