Die Enkelfit-Strategie von Schachinger Logistik betrifft auch operativ alle Bereiche des Unternehmens. Mit operativer Exzellenz wollen die Hörschinger daher im im Zeitalter von Industrie 4.0 und Logistik 4.0 wettbewerbsfähig bleiben. Wie, darüber sprach CR Hans-Joachim Schlobach mit Dipl.-Kfm. Ben Büscher, dem neuen COO bei Schachinger Logistik.
BLOGISTIC.NET: Herr Büscher, Max Schachinger transformiert derzeit das Unternehmen von einem führenden österreichischen Logistikspezialisten zum Logistik 4.0-Unternehmen. Die Vision ist dabei, salopp ausgedrückt, das ultimative Bindeglied entlang der gesamten Wertschöpfungskette für Unternehmen zu sein. Sie sind derjenige, der künftig die operative Organisation, inklusive der IT verantwortet. Sie waren zuletzt in München wohnhaft. Wie ist sind sie eigentlich zu Schachinger Logsitik gekommen?
Büscher: Wenn Sie so wollen, war das ein glücklicher Zufall, denn meine Lebensplanung sah zum damaligen Zeitpunkt nicht einen Umzug nach Österreich vor. Doch im Dezember des vergangenen Jahres habe ich Max Schachinger kennen gelernt. Sehr viele seiner Visionen und Überlegungen hinsichtlich Zukunft, Umwelt, Logistik und IT decken sich mit meinen eigenen. Wir waren von Anfang an auf einer Wellenlänge. Und so ergab das Eine das Andere. Die Arbeit ging für mich dann im März diesen Jahres los. Jetzt bin ich in Wien und bereite gerade die Übersiedelung meiner Familie hierher vor.
BLOGISTIC.NET: Was werden Sie ganz konkret bei Schachinger Logistik machen?
Büscher: Der Titel ist ganz offiziell „Chief Operation & Digital Officer“ (COO/CDO). Ich verantworte also sämtliche operativen Einheiten des Unternehmens, quer durch sämtliche Branchen. Ich bin somit mit Max Schachinger und Peter Oberkamp im Vorstand. Zusammen mit den drei anderen Sparten-Geschäftsführern bilden wir das Board. Meine vordringlichste Aufgabe ist das, was wir „Operative Exzellenz“ nennen, der zweite Bereich umfasst das Themenfeld Innovationen und Innovationskultur.
BLOGISTIC.NET: Operative Exzellenz ist selbsterklärend, was verstehen Max Schachinger und Sie unter „Innovation“ und „Innovationskultur“?
Büscher: „Innovation“ ist ein ähnliches Buzzword wie „Digital Transformation“, das immer wieder im Zusammenhang mit Industrie 4.0 oder Logistik 4.0 genannt wird. Für uns ist das letztlich die Verbesserung der Organisation des Unternehmens dahingehend, dass wir sehr schnell und effizient mit innovativen Lösungen auf volatile und komplexe Veränderungen in den Märkten insbesondere unserer Kunden, reagieren können.
BLOGISTIC.NET: Wie wirkt sich das konkret im Unternehmen aus?
Büscher: Im operativen Bereich wirkt sich das zum Beispiel durch eine Verlagerung von Verantwortlichkeiten in Richtung der Mitarbeiter aus, die direkt am Kunden sind. Diese müssen schnell reagieren und damit entscheiden können, wenn der Kunde ein neues oder geändertes Leistungsbedürfnis hat, beispielsweise aufgrund von Marktveränderungen. Die Mitarbeiter sollen künftig nicht mehr lange Entscheidungswege innerhalb des Unternehmens gehen müssen, sondern rasch selbstständig entscheiden können. Und dazu gehören entsprechende IT-Tools, beginnend mit den bekannten Systemen wie ERP, WMS, TMS etc. Das sind die Motoren, welche reibungslos laufen müssen. Es geht aber auch um die innovative Gestaltung unserer – wenn Sie so wollen – „Armaturenbretter“, also um kleine, wendige, modulare IT-Lösungen, welche je nach Kundenbedarf und individuellen Informationsbedürfnis so eingerichtet werden können, dass rasches und innovatives Handeln möglich wird.
BLOGISTIC.NET: Haben Sie ein konkretes Beispiel für eine solche Lösung?
Büscher: Ja, wir richten derzeit eine App mit einem Pilotkunden ein, die demnächst online geht, wir entwickeln Collaboration-Tools, für den Vertrieb haben wir ein Online-Pipeline-Tool eingerichtet usw. Das sind Beispiele für kleine aber wirksame Tools, die wir entwickelt haben, die abteilungsübergreifend auf allen Geräten zeigen können, welcher Mitarbeiter sich gerade bei welchem Kunden befindet, welche Projekte gerade in der Pipeline sind etc. So nutzen wir unter anderem als Basis für unsere Collaboration-Tools MS OneNote. Das ist für uns eigentlich nichts anderes ist als ein digitales Notizbuch, das aber von mehreren Personen gleichzeitig nutzbar ist. Ein weiteres, umfassendes Tool im Bereich des agilen Management wäre Jira usw.
BLOGISTIC.NET: Diese Programme sind überall verfügbar. Wo liegt darin die Herausforderung?
Büscher: Es müssen ja nicht immer die spektakulären Systeme sein, die man für operative Exzellenz und die digitale Transformation zu implementieren hat. Es reicht manchmal auch einfach nur das Verfügbare zu nutzen und den Bedürfnissen des eigenen Unternehmens anzupassen. Es kommt dabei viel mehr darauf an, die bestehende Organisation des Unternehmens dort abzuholen, wo sie steht und die Mitarbeiter ein Stück weit ihr eigenes Tempo bei der Nutzung dieser Tools gehen zu lassen. So eine Transformation kann daher nur in Wellen und auch nicht in festgelegten Bahnen funktionieren. Und die Kultur des Unternehmens muss sich zwingend im Gleichschritt mit der Technologie weiter entwickeln.
BLOGISTIC.NET: Warum?
Büscher: Weil ja auch Schachinger Logistik selbst permanenten Marktveränderungen unterworfen ist. Was heute gut für uns war, heißt nicht, dass es das morgen auch ist. Man muss also auch die Bereitschaft mitbringen, sich permanent selbst anzupassen. Die Organisation muss sich daher immer auch ein Stück weit selbst überdenken und bei Bedarf auch anpassen. Zu starre Strukturen sind da eher hinderlich. Und dafür eignen sich solche Tools und Apps sehr gut.
BLOGISTIC.NET: Da müssen Sie als COO aber auch permanent ins Unternehmen hineinhorchen.
Büscher: Ja! Deswegen bin ich beispielsweise ständig in unseren Lagern beschäftigt, denn Sie müssen ja die Mitarbeiter verstehen, wo ihnen auf dem Weg, den besten Service für die Kunden zu machen, der Schuh drückt, Herr Schlobach. Und sie erzählen Ihnen das auch und geben so die entscheidenden Impulse an die Verantwortlichen, die Organisation entsprechend anzupassen.
Für uns ist ‚Operative Exzellenz‘ letztlich die Verbesserung der Organisation des Unternehmens dahingehend, dass wir sehr schnell und effizient mit innovativen Lösungen auf volatile und komplexe Veränderungen in den Märkten reagieren können. Ben Büscher, COO/CDO Schachinger Logistik
BLOGISTIC.NET: Was ist das strategische Ziel des Management Boards, es so zu machen?
Büscher: Einerseits wollen wir, dass der einfache Lagerarbeiter ein Gefühl dafür bekommt, dass er letztlich genauso wichtig ist wie der CEO und wir alle in einem Boot sitzen. Andererseits ist für uns einfach nur einen auf „Logistik“ zu machen, beliebig. Denn das zu tun, was alle anderen tun, bedeutet, austauschbar zu sein. Das Ziel ist es daher, nicht nur die beste Leistung und den besten Service im Bereich der Logistik zu bieten, sondern im Idealfall schon präventiv die Maßnahmen setzen zu können, welche die beste Leistung und den Service auch bei sich verändernden Rahmenbedingungen ermöglichen, ganz nach dem Motto: „Nicht der Große frisst den Kleinen, sondern der Schnelle den Langsamen.“ Das ist gerade für so mittelständische Unternehmen wie Schachinger Logistik essenziell. Die ganz großen im Logistikkonzert kommen über die Masse, Mittelständler wie wir über die Flexibilität und Geschwindigkeit. Wer als Mittelständler beliebig ist, verliert. Darum müssen wir uns mehr als ganz große, mit den Dingen von morgen und übermorgen befassen, und schon heute die Weichen für morgen und übermorgen stellen. Diese Strategie zieht sich konsequent durchs Unternehmen: beginnend mit dem Bau unsres Lagers in Hörsching, das einen hervorragenden CO2-Footprint hat und wir dies zum Nutzen unserer Kunden bieten und endet eben mit so kleinen IT-Tools für die Mitarbeiter.
BLOGISTIC.NET: Bleiben wir bei den IT-Tools: Wie schaffen Sie damit operative Exzellenz?
Büscher: Mit Collaboration-Tools verhindern wir zum Beispiel Medienbrüche, die alleine dadurch entstehen, wenn unternehmensweit und mit Geschäftspartnern unterschiedliche Softwares verwendet werden. So fließen die Informationen zwischen den Mitarbeitern ungehindert und das erleichtert die Kommunikation. Somit hat jeder Einzelne mehr Zeit für den Kunden. Der Kundenmehrwert steigt auf diese Weise, weil so die Produktivität steigt. Davon hat nicht nur der Kunde etwas, weil er besser bedient wird, sondern natürlich auch Schachinger Logistik. Gleichzeitig sinkt der Verbrauch von Ressourcen, d.h. die Effizienz steigt. Eine klassische Win-Win-Situation.
BLOGISTIC.NET: Vielen Dank für das Gespräch!
Einen Artikel zu „75 Jahre Schachinger Logistik“ finden Sie hier auf blogistic.net.