MULTI CHANNEL – Fust hat keinen Frust mit deutscher Filial- und E-Commerce-Lösung 

Multi Channel – Der größte Elektrohändler der Schweiz, Dipl.-Ing. Fust, hat seine Distributionslogistik komplett neu organisiert und modernisiert. Jetzt kann das Unternehmen sowohl seine Filialen bedienen als auch die Kunden, die bei ihm online bestellen. Die Schweizer tragen damit dem E-Commerce-Hype, der nicht erst während der Coronapandemie rasant an Fahrt zugenommen hat, Rechnung. Zum Zuge kam dabei der deutsche Logistik-Automationsspezialist SSI Schäfer.  

Multi Channel - An den implementierten Advanced Pick Stations können Pickleistungen von bis zu 665 Picks pro Stunde und Arbeitsplatz erreicht werden. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD Archiv)
Multi Channel – An den implementierten Advanced Pick Stations können Pickleistungen von bis zu 665 Picks pro Stunde und Arbeitsplatz erreicht werden. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD Archiv)

Obgleich die Schweiz in vielen Bereichen von der Corona nicht ganz so stark betroffen war wie andere Staaten, konnte sich auch der Schweizer Handel nicht dem dadurch befeuerten E-Commerce Hype entziehen. Denn die Schweizer haben nicht zuletzt deswegen den Online-Einkauf für sich entdeckt und bescherten sowohl dem Handel als auch den Enablern desselben wie etwa KEP-Dienstleistern ein wahres Umsatzfeuerwerk in diesem Segment. 

Fust liefert ohne Frust  

Das wären Gründe genug gewesen für den größten Elektrohändler der Schweiz, die Dipl.-Ing. Fust AG, seine Distributionslogistik auf neue Beine zu stellen. Die Coop-Tochter hat allerdings schon mehrere Jahre vor Ausbruch der Pandemie in die Modernisierung und den Ausbau des Logistikstandortes Oberbüren investiert. Ziel war es, die Lagerkapazitäten zu zentralisieren und zu verdoppeln, um bestehende Außenlager aufzulösen. Eine ganzheitlichen Logistiklösung sollte dabei das Unternehmen aber auch dafür wappnen, den Umsatzzuwachs am Standort Oberbüren zu bewältigen, trotz Reduktion der eigenen Distributions-Infrastruktur in der Schweiz. Zudem sollte die neue Logistiklösung helfen, das Produktangebot von Fust auszubauen, die Warenverfügbarkeit zu verbessern und eine flexible Anpassung an neue Durchsatzanforderungen vorzunehmen. 

Multi Channel – Nach weniger als zwei Jahren realisiert   

Der deutsche Spezialist für Logistikautomation, erhielt dafür den Realisierungsauftrag der Schweizer. Das zunächst im Kern auf die Filialbelieferung ausgerichtete Logistikkonzept konnten die Neunkirchener nach nur zweijähriger Bauzeit in eine effiziente Multi-Channel Lösung überführen, welche sowohl das Filialgeschäft als auch den Online-Handel des Elektrohändlers gleichermaßen effizient bedienen kann. . Das System erwies sich dabei trotz des hohen Automatisierungsgrades, als äußerst flexibel. Das machte sich für Fust während der Coronapandemie besonders bezahlt, weil sich die Anforderungen an die Distributionslogistik auch bei den Eidgenossen rasant veränderten und nach wie vor eine hohe Volatilität aufweisen, insbesondere hinsichtlich der Auftragsstrukturen (B2B vs. B2C).  

Flexible Intralogistik für den E-Commerce 

Multi Channel - Die Behälter für die Filialbelieferung werden nach der Kommissionierung mittels intelligentem Portal-Roboter vollautomatisch gestapelt. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD Archiv)
Fust – Die Behälter für die Filialbelieferung werden nach der Kommissionierung mittels intelligentem Portal-Roboter vollautomatisch gestapelt. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD Archiv)

Angesichts der dynamischen Entwicklung im E-Commerce wird häufig versucht, das erhöhte Auftragsaufkommen mit aufgestocktem Personaleinsatz und der Anmietung von Außenlagern abzufedern. Von dieser Übergangslösung hat Fust jedoch schon lange vor Beginn der Pandemie Abstand genommen. Bereits 2016 reifte bei der Coop-Tochter nämlich der Wunsch, die Intralogistikprozesse zu automatisieren. Die Neuausrichtung der Warendistribution sollte dabei dem anhaltend kräftigen Wachstum des ursprünglich im reinen Einzelhandel verankerten Unternehmens Rechnung tragen. Das Kernziel war es gleichzeitig, die Lagerkapazitäten am Standort Oberbüren auszubauen und zu zentralisieren, um anderswo in der Schweiz kostspielige Kapazitäten abbauen zu können.  

Multi Channel erfordert schnelle Durchlaufzeiten 

Um das zu ermöglichen, müssen freilich Durchlaufzeiten optimiert, die Abwicklungszeiten vor allem in der Kleinteile-Kommissionierung reduziert und somit die Logistikkosten gesenkt werden. Eine der größten Herausforderungen bestand jedoch darin, auf Prozess- und Technologieebene eine intelligente Projektlösung zu finden, die den Spezifika des Filialgeschäfts sowie des Online-Handels gleichermaßen effizient gerecht wird. Mit anderen Worten: Eine Multi-Channel Lösung musste also her. 

Multi Channel – Heraus kam ein skalierbarer Lösungs-Mix 

Bei der Modernisierung des seit 2003 bestehenden Lagers zu einem hocheffizienten Multi-Channel Logistikzentrum sollte auch das komplexe Management der verschiedenen, aufwändig zu koordinierenden Zulieferer vereinfacht werden. Dieser Forderung konnte Lösungsanbieter SSI Schäfer mit einem breiten Produktportfolio aus dem eigenen Haus nachkommen. Ein Behälterlager mit dem Einebenen-Shuttle-System SSI Cuby, ein Hochregallager, Lösungen für manuelle Bereiche sowie die hoch performante Software WAMAS machen heute das Gesamtsystem in Oberbüren aus. Dabei entschieden sich die Schweizer ganz bewusst für die Lösung mit Technik aus einer Hand. Das Projekt startete dann also im Juni 2017 mit der Unterzeichnung des Werkvertrags. Nach Abschluss der Bauarbeiten bereits im Oktober 2018 konnte mit der Installation begonnen werden. Und schon im August 2019 konnten die Partner den erfolgreichen Go-Live des neuen Gesamtsystems vermelden.  

Kommissionierleistung um 40 Prozent gesteigert 

In einer Bauzeit von nur zwei Jahren wurde die logistische Nutzfläche auf 50.000 m² verdoppelt. Parallel dazu sind die zwecks Sortimentserweiterung und Anforderungen an eine erhöhte Verfügbarkeit erforderlichen Lagerkapazitäten verdreifacht worden. „Darüber hinaus profitieren wir von optimierten Prozessen in der Kleinteilekommissionierung. Das ist ein wesentlicher Vorteil der realisierten Lösung. Das SSI Cuby leistet hierfür einen wichtigen Beitrag durch die passgenaue und effiziente Bereitstellung der Kommissionierbehälter“, unterstreicht Fust-Logistikleiter Daniel Marbach gegenüber den Medien. „Wir konnten dadurch eine Produktivitätssteigerung von beachtlichen 40 Prozent realisieren“, freut sich D. Marbach. 

4.000 Sendungen pro Tag 

Multi Channel - Fust profitiert von Performance- und Qualitätssteigerungen, die durch die Anbindung an zentrales WAMAS WMS und WAMAS WCS erreicht werden konnten. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD Archiv)
Multi Channel – Fust profitiert von Performance- und Qualitätssteigerungen, die durch die Anbindung an zentrales WAMAS WMS und WAMAS WCS erreicht werden konnten. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD Archiv)

Vor der Modernisierung fielen für die Filialbelieferung und das Online-Geschäft zusammengefast etwa 1.800 Versandpakete pro Tag an. Mit der maßgeschneiderten Multi-Channel Systemlösung war Fust nach dem Go-Live faktisch sofort in der Lage, für beide Absatzkanäle in Summe 4.000 Sendungen täglich auf den Weg zu bringen. Doch das System ist locker nach oben skalierbar. Das zeigt sich seit Januar 2022. Seitdem werden Aufträge der filialorientierten Tochter RS Vertriebs AG und des Onlinehändlers nettoshop.ch problemlos über das Zentrallager in Oberbüren abgewickelt. 

Hochverfügbar durch Highend-Technologie 

Wie wichtig ein hohes Maß an Skalierbarkeit und Flexibilität sowohl auf Modul- als auch Softwareebene ist, lässt sich auch in Zahlen belegen. Lag das Verhältnis von Filialbelieferung und E-Commerce vor Pandemiebeginn und 2022 bei 70:30, so kehrte es sich mit Ausbruch der Pandemie komplett um. An Spitzentagen wurde ein Anteil von 10:90 verzeichnet. Das entspricht einem rapiden Anstieg auf teils bis zu 7.800 Pakete pro Tag. „Die Anlage selbst hielt diesem Ansturm bei einer erzielten Verfügbarkeit von 99 Prozent mit einer hohen Ausfallsicherheit stand“, berichtet Tim Langenbach, Director Business Development – Retail & Wholesale/Food Retail bei SSI Schäfer. „Dabei macht vor allem das perfekte Zusammenspiel zwischen unserem Shuttle-System ‘Cuby’ als technologisches Herzstück und unserer Logistiksoftware WAMAS als Gehirn des Systems, den Unterschied zu anderen Lösungen am Markt“, ist T. Langenbach überzeugt.  

Intuitives Bedienen des Systems erhöht Pickleistungen 

Neben der intelligenten Steuerung hat aber auch die intuitive Bedienung der Software dazu geführt, schnell reagieren zu können. Handelsmitarbeitende in Distributionszentren und Filialbeschäftigte können nämlich generell rasch in das System eingearbeitet werden. In Hinblick auf Fust konnten sie daher ihren nicht unerheblichen Beitrag dafür leisten, die Pickleistung maßgeblich zu steigern und bis heute auf hohem Niveau zu halten. In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu erwähnen, dass SSI Schäfer hierfür die Serverkapazitäten für Fust innerhalb kürzester Zeit aufgerüstet hat. Die für hohe Transaktionsaufkommen ausgerichtete WAMAS-Lösung gewährleistet dabei den reibungslosen Betrieb der Anlage in Oberbüren.  

Platzsparendes und ergonomisches Prozess-Design 

Im automatischen Kleinteilelager (AKL) der hier vorgestellten Multi-Channel Lösung stehen bei doppeltiefer Lagerung 60.000 Behälterstellplätze auf 1.500 m² zur Verfügung. Diese verteilen sich auf vier Gassen, in denen 92 Cuby-Shuttles die Ein- und Auslagerung übernehmen. Die Zahl der täglich abgewickelten Orderlines beläuft sich auf rund 15.000. Das Umpacken von Artikeln in Behälter für die Einlagerung in das Shuttle-Lager geschieht über vier ergonomisch ausgestattete Arbeitsplätze. Für die Kommissionierung wurden sechs nach gleichen Kriterien eingerichtete ergonomische Advanced Pick Stations installiert. An ihnen werden bei Fust Pickleistungen von bis zu 665 Picks pro Stunde und Arbeitsplatz erreicht. „Dank dieses Konzepts in Verbindung mit höhenverstellbaren Arbeitsplattformen wird bei verringerter körperlicher Belastung deutlich mehr Leistung erbracht“, erläutert T. Langenbach die Effekte der Kommissionier-Technologie. Aber auch die Mitarbeiterzufriedenheit habe sich dadurch beträchtlich verbessert. 

Multi Channel und Portal-Robotik 

Die Behälter für die Filialbelieferung werden nach der Kommissionierung mittels intelligentem Portal-Roboter vollautomatisch gestapelt, was für eine deutliche Entlastung der Mitarbeitenden und kontinuierliche Materialflüsse sorgt. Sowohl der Portal-Roboter als auch die Greifer wurden von RO-BER, einem Unternehmen der Schäfer Gruppe, entwickelt und integriert. Die Verpackung und der Versand der Kundenpakete erfolgen anschließend über zwölf ergonomische Arbeitsplätze. 

Mehr als 15.000 Paletten doppeltief lagern 

Multi Channel - Mit dem für Fust umgesetzten Projekt hat SSI Schäfer die langjährige Zusammenarbeit mit der Coop-Gruppe erfolgreich fortsetzen können. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD Archiv)
Fust – Mit dem umgesetzten Projekt hat SSI Schäfer die langjährige Zusammenarbeit mit der Coop-Gruppe erfolgreich fortsetzen können. (Foto: SSI / RS MEDIA WORLD Archiv)

Wie beim AKL wurde auch im automatischen Hochregallager (HRL) eine optimale Raumausnutzung erzielt. Die dachtragende Konstruktion ermöglicht es, dort mehr als 15.000 Paletten doppeltief zu bevorraten. Die drei Gassen werden durch Regalbediengeräte vom energieeffizienten Typ SSI Exyz bedient. Ein- und Auslagerungen lassen sich auf allen fünf Ebenen des HRL vornehmen. Die Kommissionierung aus dem HRL wird zudem durch zwei Ware-zur-Person-Arbeitsplätze sowie einen Auslagerungsstich für Ganzpaletten unterstützt.  

Multi Channel Logistik digital transformiert 

Mit der in-house und in Österreich entwickelten Logistiksoftware WAMAS hat SSI Schäfer seit 2001 bereits ein einheitliches Warehouse Management System (WMS) an zahlreichen Lagerstandorten der Coop-Gruppe realisiert. Auch Fust profitiert heute von Performance- und Qualitätssteigerungen, die durch die Anbindung des zentralen WMS erreicht werden konnten. Die Folgen sind eine lückenlose Transparenz und die Rückverfolgbarkeit sämtlicher Transaktionen und Informationsströme. Neben dem WAMAS WMS kommt bei Fust aber auch das WAMAS Warehouse Control System (WCS) zur Anwendung. Das WCS steuert die relevanten Abläufe im Lager in Echtzeit und organisiert, sequenziert und synchronisiert dabei alle automatisierten Lagerressourcen. Ändert sich dabei eine Bedingung, priorisiert das System die Ressourcen neu. Damit erzielt der Schweizer Elektrohändler bei sich deutliche Vorteile in puncto Datentiefe, Transparenz und Prozesssicherheit.  

Fit für die Zukunft durch Flexibilität und Skalierbarkeit 

Dank der Multi-Channel Lösung mit ihrem ausgeklügelten Intralogistik-Mix verfügt Fust heute über die nötigen Instrumente, um sich langfristig und nachhaltig am Markt zu behaupten. Denn damit lässt sich auch zukünftiges Wachstum weiter abbilden. Dabei bleibt trotz des hohen Automatisierungsgrades die Flexibilität vor dem Hintergrund volatiler Marktveränderungen gewahrt. Die Skalierbarkeit von Hard- und Software schafft dafür die Voraussetzungen und auch dafür, dass Fust den Anforderungen des Online-Business auch künftig gerecht wird. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit ist es gelungen, das im Jahr 2017 vereinbarte, ursprünglich auf den Einzelhandel ausgerichtete Logistikkonzept an den E-Commerce Boom anzupassen. Dabei wurde auch die ursprünglich angenommene Produktivitätssteigerung von 20 Prozent mit 40 Prozent bei weitem übertroffen. „Mit der intelligenten Multi-Channel Lösung sind wir flexibel aufgestellt, um auch künftig weiter wachsen zu können“, bilanziert D. Marbach abschließend.  

Fust in Kürze 

Seit der Gründung im Jahr 1966 gilt das Unternehmen als größter Anbieter der Schweiz für Elektrohaushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik und Computer. Über 2.000 Mitarbeitende in landesweit 150 Filialen erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von mehr als einer Milliarde Schweizer Franken. Seit Ende 2007 ist die Dipl.-Ing. Fust AG zudem eine eigenständige Tochter des Coop-Mutterkonzerns. Zur Fust-Gruppe gehört unter anderem die 2020 integrierte RS Vertriebs AG mit der Division nettoshop.ch, als marktführender Onlinehändler für Heimelektronik in der Schweiz. 

SSI Schäfer in Kürze 

Der deutsche Tech-Konzern gilt als der weltweit führende Lösungsanbieter von modularen Lager- und Logistiksystemen. Das Unternehmen beschäftigt am internationalen Hauptsitz in Neunkirchen (Deutschland) sowie weltweit in rund 70 operativ tätigen Gesellschaften und an sieben Produktionsstätten rund 10.000 Mitarbeiter:innen. Verteilt auf sechs Kontinente entwickelt SSI Schäfer Konzepte und Lösungen für unterschiedlichste Branchen und gestaltet so die Zukunft der Intralogistik mit.

fust.ch | ssi-schaefer.com  

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