Der Leobener Logistik Sommer, LLS 2020, ging heuer unter dem Motto “digital emergency – Digitalisierung in Krisenzeiten“ zum ersten Mal als Hybridveranstaltung über die Bühne. Corona-bedingt durfte nur eine exklusive Anzahl von 70 Personen physisch am Kongress teilnehmen. Mit den angemeldeten Online-Gästen besuchten jedoch weit mehr als 400 Logistik-Interessierte den Event. Damit erreichte Veranstalter Leobener Logistik Club e.V. wesentlich mehr Teilnehmer als mit dem klassischen Veranstaltungsformat. Die Hybrid-Veranstaltung hat also Zukunft.
Eine Bühne im Vordergrund und viel Hightech im Hintergrund waren die äußeren Charakteristika, welche die 70 Live-Besucher des LLS 2020 erwarteten. Mehrere Kameras zeichneten den als Hybrid-Veranstaltung organisierten Logistik-Kongress auf und streamten ihn über das Internet zu den 340 online geschalteten Kongressteilnehmern. Alle 410 Logistik-Interessierte konnten so dem bunten Programm an Sessions, Workshops und Filmsequenzen interaktiv beiwohnen.
LLS 2020 – Hybrid-Kongress mit Zukunft
Der Hybrid-Kongress ist ein Novum in der 18-jährigen Geschichte des Leobener Logistik Sommers. Doch wie vom Veranstalter Leobener Logistk Club zu hören war, soll der LLS in diesem Format auch künftig über die Bühne gehen. COVID 19 zwingt die gesamte Veranstaltungsbranche dazu, neue Wege zu beschreiten. Unter dem Kongressmotto “digital emergency – Digitalisierung in Krisenzeiten“ war der Event somit nicht nur am Puls der Gegenwart, sondern wies von dort aus direkt in die Zukunft. Natürlich gab es, wie immer bei einem Live-Event, kleine Pannen. Insgesamt zeigte sich Gastgeber Gerald Hofer, CEO von KNAPP und einer der Hauptsponsoren des Leobener Logistik Sommers, sehr zufrieden: „Der Leobener Logistik Sommer hat sich vom Logistikkongress zu einem Digitalisierungskongress entwickelt. Der Leobener Logistik Club greift als Thinktank die Zukunftsthemen auf, welche die Welt verändern. Wir leben die Veränderung, haben Spaß daran und keine Angst davor, aber Respekt“, sagt G. Hofer in seinem Eingangsstatement.
Der Leobener Logistik Sommer hat sich vom Logistikkongress zu einem Digitalisierungskongress entwickelt. Der Leobener Logistik Club greift als Thinktank die Zukunftsthemen auf, welche die Welt verändern. Wir leben die Veränderung, haben Spaß daran und keine Angst davor, aber Respekt.
Gerald Hofer Vorstand Leobener Logistik Club, CEO KNAPP AG
Impulse Speeches live aus dem #lls-studio
Rotes Kreuz und die Digitalisierung. Nach einer digitalen Firmenführung bei Pankl Racing, informierte Helmut Aschbacher, Wirtschaftsinformatiker, Militärexperte und Einsatzoffizier beim Roten Kreuz Steiermark über die Katastrophenübung IRONORE2019 im Zentrum im Berg in Eisenerz. 20 Rettungseinheiten, 400 Rettungskräfte aus 9 Nationen wurden bei der Übung von digitalen Tools unterstützt. Von Virtual Reality für Erkundungsflüge bis hin zur digitalen Vermessung von Schadstellen: „Wir nutzen die Möglichkeiten der Digitalisierung, um Komplexität und Dynamik zu reduzieren und um Entscheidungen im Einsatz treffen zu können“, so H. Aschbacher.
Krisen und Innovationen. „Krisen bergen sehr viel Innovationspotenzial für Geschäfts- und Organisationsmodelle“, so Christoph Prattes, COO Pankl Racing Systems, über die nachhaltigen Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeitswelt. Um komplexe Themen zu simplifizieren, setze man bei Pankl auf Digitalisierung und in Zukunft verstärkt auf Augmented Reality (AR), Smart Devices und IoT. So werden mit Hilfe einer AR Transformation Map Use Cases von der Theorie zur Praxis gebracht. Für IoT- und produktions-relevante Themen werden zurzeit Plattformanbieter evaluiert. Ist die Digitalisierung Fluch oder Segen? Dazu meinte Prattes: „Die Digitalisierung wird nicht verschwinden, daher müssen wir sie für unsere Zwecke gestalten“.
Wer auf Digitalisierung setzt, gewinnt. Wer wird die Krise gut meistern? „Das werden jene Unternehmen sein, die auf Digitalisierung setzen“, ist Maria Zesch, CCO B2B & Digitalisierung von Magenta Telekom, überzeugt. Die Corona-Krise hat Homeoffice und Digitalisierung etabliert. Magenta hat selbst 10.000 Mitarbeiter ins Homeoffice bringen müssen. Österreich hätte Nachholbedarf, wenn es um die Digitalisierung geht. „Cloud-Technologien sind in den Unternehmen noch nicht angekommen, und wir müssen daran arbeiten im Bereich ultraschneller Breitbandverbindungen an die Spitze zu kommen“, meinte Zesch und verweist auf den Digital Economy and Society Index – DESI. Österreich hat hier eine schlechte Index-Bewertung im Bereich Connectivity, wobei hier 5G Abhilfe schaffen kann. Gute Platzierungen gibt es für das E-Government und in der Mobilfunk-Netzabdeckung.
Covid-Erfolgsgeschichten
„Mit der Umstellung auf digitale Events ist uns eine Meisterleistung gelungen“, so Helmut Knapp, Geschäftsführer von 4Events, über die herausfordernde aber schlussendlich erfolgreiche Transformation von Live-, über Digital- zu Hybrid-Events. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht, aber auch erkannt, dass wir dem Zuseher vor den Monitoren zu Hause eine tolle Show bieten müssen, damit er bleibt und den Event verfolgt“, so Knapp. Darüber hinaus seien Kostenersparnis, mehr Sicherheit und Zugang zu einem großen Online-Publikum, das via Chat interagieren kann, nur einige der Vorteile von digitalen Events.
Wiener Logistik City Hub. Von 150 auf 2.500 Bestellungen innerhalb einer Woche, ein wöchentlicher Umschlag von 80.000 Produkten im Wiener Logistik City Hub – das ist die Erfolgsstory vom Start-up markta.at. Powerfrau und Gründerin des Startups, Theresa Imre, bringt mit ihrem digitalen Bauernmarkt das regionale Lebensmittelangebot zum urbanen Konsumenten. Der täglich österreichweite Versand erfolgt in nachhaltiger Kreislauflogistik – mit Mehrweggebinde und Pfandflachen sowie innovativer Kühlverpackung aus Schafwolle. Darüber hinaus werden mehrere Abholstellen bedient – wie beispielsweise ein Container am Wiener Naschmarkt. Markta arbeitet aktuell mit über 450 Klein- und Familienbetrieben aus Österreich zusammen. Als nächster Schritt ist ein Franchise Modell zur Ausrollung auf weitere Standorte geplant.
Die Salz Company. Produkt- und Industriedesigner Martin Schnitzer, Mitgründer Salz Company, spricht in seinem Erfolgs-Pitch über Innovationen in der Krise. Die Kreativbranche lebe die Digitalisierung. Eine Erfahrung sei, dass das Homeoffice besser funktioniere, wenn neue Arbeitsweisen erlaubt seien, und dass digitale Tools die Zusammenarbeit fördern und daraus Innovationen von morgen geboren würden. „Krisen sehen wir als Chance, um uns zu verbessern. Wir müssen langfristig denken, denn jede Krise hat ein Ende. Eine andere Krise, die ökologische Krise, die schon länger anhält, hat keine „Safety-Car-Phase“, so Schnitzer, der „SUNTAP“ einen leistbaren Solarwasserheizer entwickelt hat, der in Schwellen- und Entwicklungsländern zum Einsatz kommt.
Interaktive Workshops
Digital communication, digital education, digital workplace und digital supply chain – Vice President Katrin Pucher, CR & CIM System Knapp, Nikolaus Holzapfel, BG & BRG Lichtenfels, Wolfgang Eder, Berater, Universitätslektor und Trainer, sowie Bernd Winter, Chefredakteur des internationalen Magazins Verkehr diskutierten mit ihren Teilnehmern über die Herausforderungen in der Krise, präsentierten kreative Lösungsansätze und formulierten eine starke Aussage, die sich über alle Bereiche ziehen lässt: Der Faktor Mensch ist weiterhin entscheidend, alles andere sind technische Hilfsmittel! Die Ergebnisse der Workshops werden in der Aufzeichnung des LLS 2020 präsentiert.