Globale Liefernetzwerke – Das Wiederaufflammen von Corona in Regionen Chinas führt weltweit zu erheblichen Lieferverzögerungen durch Staus von Containerfrachtschiffen und Unterbrechung der globalen Containerkreisläufe und, damit verbunden, explodierenden Logistikkosten. Der Einzelhandel weltweit fürchtet nun um sein Herbst- und Weihnachtsgeschäft. Umso wichtigerdürfte es werden, dass sich Verlader umfassenden Echtzeit-Überblicke über die Verspätungen von Frachtschiffen sowie über die Häfen und die Leistungen der Transporteure verschaffen, um frühzeitig reagieren zu können.
China versorgt die Welt mit Waren aller Art – von den Consumer-Gods bis hin zu Hightech-Produkten für die Automobilindustrie. Dass Corona mittlerweile wieder zu erheblichen Lieferverzögerungen in der Industrie führt, ist hinlänglich bekannt. Doch nun kommt auch der Einzelhandel weltweit mit Consumer-Goods aus dem Reich der Mitte unter Druck. Denn Verspätungen von Frachtschiffen und Sendungen auf den wichtigen Handelsrouten, die China mit der Weltwirtschaft verbinden, haben in 2021 wieder zugenommen. Das belegen aktuelle Tracking-Daten der global agierenden Online-Plattform für Logistiker und Verlader, project44.
Liefernetzwerke weiter belastet. Die verlängerten Vorlaufzeiten werfen neuerlich ein Schlaglicht auf die bereits überlasteten Transportnetzwerke und die anhaltenden Belastungen der Lieferketten und -netzwerke. Viele Unternehmen können nämlich wegen der fortwährenden Lieferengpässe und der steigenden Transportkosten die Anforderungen ihrer Kunden nicht mehr erfüllen. Gleichzeitig sind sie gezwungen, die anfallenden Kosten auf die Verbraucher umzulegen, was wiederum die weltweite Inflation in die Höhe treibt. Und das, obwohl sich die Fahrpläne ausgewählter Routen zwischen China und beispielsweise der US-Westküste in den letzten Monaten deutlich verbessert haben.
Liefernetzwerke und Containerkreislauf gestört
Die von project44 erhobenen Daten zeigen, dass es auf vielen wichtigen Strecken noch immer zu mehrtägigen Verspätungen kommt. Im für den Export der Volksrepublik China wichtigen Südwesten nehmen diese Verspätungen jedoch, angesichts der jüngsten Ausbrüche einer neuen COVID-Variante, wieder massiv zu. Denn die Regierung in Peking reagiert darauf teilweise mit der radikalen Sperrung von Container-Terminals wie etwa in Shenzhen, Tianjin und/oder Yantian. Die Effekte: Die Reedereien können ihre Ladungen für China nicht löschen und Waren aus China können nicht oder nur sehr eingeschränkt verschifft werden. Gleichzeitig wird der für die Weltwirtschaft so wichtige Kreislauf von Containern teilweise oder sogar ganz unterbrochen. All dies verdeutlicht, dass die globalen Lieferketten zwischen China und den USA bzw. der EU aber auch zum Rest der Welt nach wie vor sehr anfällig sind und noch lange nicht wieder so effizient arbeiten wie vor der Coronapandemie.
Lieferverzögerungen im Handel mit der EU
Im Schiffsverkehr zwischen China und der EU stiegen die Verspätungen von durchschnittlich 0,51 Tagen im Juli 2020 auf 2,18 Tage im Juli 2021. Im Juni 2021 standen Shanghai-Hamburg und Shenzhen-Hamburg stellvertretend für andere moderne, umschlagstarke China-EU-Hafenpaare, bei denen die Schiffe durchschnittlich mehr als eine Woche verspätet waren, nämlich 8,44 beziehungsweise 7,86 Tage. Auf der Strecke von Tianjin nach Antwerpen belief sich die durchschnittliche Verzögerung im Juni sogar auf 11,42 Tage.
Verzögerungen mit Spitzenwerten. Verzögerungen beim Die Verspätungen im EU-Handelsverkehr hatten ab Dezember 2019 zugenommen, als sich die ersten Auswirkungen von COVID-19 in China bemerkbar machten. Im März 2020 erreichten die Verzögerungen ihren Höhepunkt. Sie gingen jedoch ab Mai 2020 wieder zurück, was möglicherweise auf das Ende der ersten COVID-19 Welle in China zurückzuführen ist. Seit Juli 2020 stiegen die Verspätungen dann erneut und erreichten im Februar 2021 einen neuen Spitzenwert, da nun auch der Rest der Welt mit COVID-19 zu kämpfen hatte. Seit Juli 2021 nehmen die Lieferrückstände zwar wieder ab, liegen jedoch aber immer noch über dem Höchstwert von 2020.
Lieferverzögerungen im Handel mit den USA
Erhebliche Verspätungen entstanden auf den Routen zwischen China und den US-Häfen außerhalb der Westküste. Hier stiegen die Verzögerungen der Frachtschiffe von durchschnittlich 0,6 Tagen im Juli 2020 auf 2,44 Tage im Juli 2021. So hat sich die durchschnittliche Verspätung auf der Strecke von Tianjin nach New York zwischen Juni 2020 und 2021 von 0,96 auf 7,29 Tage erhöht. In anderen Häfen der USA waren die Verzögerungen vom letzten Quartal 2019 bis August 2020 konstant, bevor sie im Februar 2021 einen Höchststand erreichten. Von Februar bis Juni 2021 wurden moderate Verbesserungen und rückläufige Verspätungen verzeichnet.
Lieferverzögerungen im Handel mit dem ROTW
Im Rest der Welt (ROTW) stiegen die Verspätungen zwischen Juli 2020 und 2021 von 1,08 Tagen auf 2,78 Tage im Jahresvergleich. Dieser Anstieg ist zwar nicht so gravierend wie der der am stärksten betroffenen EU- und US-Häfen. Er deutet aber darauf hin, dass ein Großteil der Handelsrouten beeinträchtigt ist.
Spitzenwert seit Juli 2021. Die Verspätungen im ROTW-Handel nahmen ab Dezember 2019 zu, als die ersten Auswirkungen von COVID-19 in China spürbar wurden. Sie erreichten im Februar 2020 ihren ersten Höhepunkt, gingen aber ab Mai 2020 bereits wieder zurück. Das ist wahrscheinlich damit zu begründen, dass China zu diesem Zeitpunkt die COVID-19-Krise vorerst überwunden hatte. Im Juni 2020 begannen die Verspätungen abermals anzusteigen, da nun auch der Rest der Welt die Auswirkungen von COVID-19 zu spüren bekam. Im Juli 2021 erreichten die Zahlen dann einen neuen Spitzenwert. Aktuell ist der Wert auf dem höchsten Stand seit August 2019.
Belastete Liefernetzwerke und Konsequenzen für Einzelhandel
„Die Tatsache, dass sich Schiffe weiterhin verspäten und nun auch Ausbrüche von COVID-Varianten in wichtigen chinesischen Produktionszentren zunehmen, könnte weitreichende Konsequenzen für den Black Friday und die Weihnachtseinkaufszeit haben“, so Josh Brazil, Marketing-Vizepräsident von project44 gegenüber den Medien. „Wir beobachten große Unterschiede bei Verspätungszeiten und Routen, etwa zwischen den Häfen an der US-Westküste und denen an der Ostküste. Dies erschwert das Lieferketten-Management für die jeweiligen Unternehmen erheblich. Eine der wenigen Gewissheiten im Jahr 2021 sind endemische Verspätungen und die Tatsache, dass sich die Gegebenheiten nahezu von heute auf morgen ändern können“, so J. Brazil weiter.
Warnung an die Verlader. Die repräsentativen Zahlen von project44 in Verbindung mit den Ausbrüchen der COVID-Variante könnten daher eine Warnung an die Verlader sein. Sie können Verluste im Zusammenhang mit Verspätungen und Engpässen jedoch durchaus begrenzen, indem sie sich einen umfassenden Echtzeit-Überblick über die Verspätungen von Frachtschiffen sowie über die Häfen und die Leistungen der Transporteure verschaffen.
Project44 in Kürze
project44 ist eine weltweit agierende Plattform für Verlader und Logistikdienstleister. Das System verbindet, automatisiert und bringt dabei Visibilität in die wichtigsten Transportprozesse, um Erkenntnisse zu beschleunigen und die Zeit zu verkürzen, die benötigt wird, um diese Erkenntnisse in Aktionen umzusetzen.
Haftungsausschluss: Die Daten, auf die in diesem Artikel Bezug genommen wird, stammen von der Frachttransparenz-Plattform von project44 und basieren auf den Logistikkennzahlen, die die Plattform verfolgt. Die hier aufgeführten Beispiele enthalten nicht alle Güterverkehrsdaten, die durch andere Organisationen erfasst werden. Die Daten der project44-Plattform spiegeln jedoch eine statistisch signifikante Stichprobengröße wider, um Rückschlüsse zu ermöglichen.
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