LAST MILE – Autonomer Zustellrobot statt Postler

Künftig könnten autonom fahrende Autos die Last Mile bei der Paketzustellung in Innenstädten übernehmen. Seit Sommer 2017 wird zumindest in der Steiermark die autonome Paketzustellung getestet. Sponsor Österreichische Post könnte so seine Zustellkosten auf einen Euro senken.

(RS Media World Archiv / Werner Streitfelder)
Intern läuft die Pakerverteilung vollautomatisch. Die Herausforderung liegt in der Last Mile. (RS Media World Archiv / Werner Streitfelder)

Könnte die Zustellung von Paketen im Stadtgebiet in naher Zukunft mit einem unbemannten E-Fahrzeug funktionieren? Wenn es nach der Österreichischen Post geht, dann wird das nicht mehr so lange dauern. Seit Juli führen ExpertInnen der Technischen Universität in Graz zu diesem Thema umfangreiche Praxis-Tests durch. Jetflyer heißt der Zustell-Robot der steirischen Hightech-Schmiede iTec Styria. Er soll künftig die Last Mile in den Innenstädten Österreichs erledigen.

Schon länger im Einsatz. Den Prototypen des vollautonomen Jetflyers setzt die Österreichische Post in seiner Ur-Variante seit längerer Zeit ein. Er navigiert in Schrittgeschwindigkeit selbstständig und ohne Fahrer zu unterschiedlichen, programmierten Zielen in der Grazer Innenstadt. Die Adressaten werden bei der Ankunft des E-Fahrzeuges per SMS informiert und können ihr Paket selbst aus den Boxen entnehmen.

Herausforderung „Technik“

Das Grundkonzept des Zustell-Robots entstand im Rahmen einer Diplomarbeit am Institut für Softwaretechnologie entstanden. Dabei wurde ein handelsüblicher Jetflyer in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fahrzeugtechnik adaptiert. So wurden etwa Paketboxen montiert, wofür der Fahrersitz verkleinert wurde. Auch wurden Sensorik und Rechner mit entsprechender Software für die autonome Steuerung und die Navigation des Fahrzeuges integriert. „Die Implementierung der Technologie am Jetflyer, lässt nun durch den Showcase verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten, für die kommende Phase der Produktentwicklung, ableiten“, ergänzt Gernot Hiebler, Geschäftsführer der i-Tec Styria, Hersteller des Jetflyers.

Als führender Paketdienstleister erproben wir laufend innovative Transport- und Logistiksysteme mit dem Ziel, unseren Kunden neue, individuelle Lösungen und ein breites Leistungsportfolio bieten zu können. (Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österreichische Post)

Outdoor ist Hochkomplex. Das freie, autonome Navigieren im urbanen Raum stellt hierbei im Vergleich zu Indoor-Umgebungen durch die erhöhte Komplexität und Dynamik der Umgebung eine große Herausforderung dar. Vor allem muss die Sicherheit der Umgebung gewährleistet sein. „Wir sind stolz, dass wir es mit diesem Prototypen geschafft haben, unsere Expertise in der autonomen Navigation von Robotern erfolgreich auf ein Elektrofahrzeug in einem städtischen Umfeld zu übertragen. Die Robotik erobert sukzessive neue Bereiche mit autonomen Fahrzeugen, die sich von der Ausstattung her nicht von Hightech-Robotern unterscheiden. Zum Beispiel sind freifahrende Transportroboter mittlerweile Standard in der Industrie. Der nächste Schritt ist die Erweiterung auf urbane Bereiche wie Innenstädte“, erklärt Gerald Steinbauer, Leiter der Arbeitsgruppe Autonome Intelligente Systeme – Institut für Softwaretechnologie (TU Graz).

Ziel: Die Kostenreduktion

Finanziert wird das Projekt von der Österreichischen Post und der Energie Steiermark. Vor wenigen Wochen wurde der grün-gelbe „E-Post-Roboter auf Rädern“ erstmals der Öffentlichkeit offiziell vorgestellt. „Als führender Paketdienstleister erproben wir laufend innovative Transport- und Logistiksysteme mit dem Ziel, unseren Kunden neue, individuelle Lösungen und ein breites Leistungsportfolio bieten zu können. Die Evaluierung, Pilotierung und der Bau von Prototypen ist dabei enorm wichtig, um die Möglichkeiten für die Zukunft optimal ausloten zu können“, freut sich Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik der Österreichischen Post. Gemeinsam mit heimischen Partnern habe man nun ein Konzept zur automatisierten Paketzustellung erarbeitet und in einem ersten Schritt das autonome Fahren im urbanen Raum erfolgreich getestet, so P Umundum weiter. Für die Österreichische Post ist das allerdings keine technische Spielrei, sondern hinter dieser Entwicklung steckt auch die Überlegung, die Zustellkosten für Pakete auf bis zu einem Euro reduzieren, so die Hoffnung.

(v.l.): M. Painsi (i-tec Styria), G. Steinbauer (TU Graz), B. Eibinger-Miedl (Steiermark), A. Lang (Steiermark), M. Graf, Ch. Purrer (Energie Steiermark), P. Umundum (Ö. Post) (Foto: Energie Steiermark)

Technik begeistert

Derzeit steht allerdings noch die Freude an Neuem und Innovativem im Vordergrund. Kann sich die Steiermark, traditionell ein Autoland, als Hightech-Region international präsentieren. „Die Steiermark ist mit Abstand das Forschungsland Nummer eins in Österreich und steht auch in Europa an der Spitze. Das wesentliche Erfolgsgeheimnis ist die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Die Weiterentwicklung des Jetflyers zum selbstfahrenden Fahrzeug macht deutlich, was durch diese Zusammenarbeit entstehen kann. Der Jetflyer steht in mehrfacher Hinsicht für die Stärken des Wirtschafts- und Forschungsstandortes Steiermark. Er ist ein Beispiel für autonomes Fahren und er zeigt, was die Digitalisierung für ein Forschungs- und Innovationsland wie die Steiermark an Chancen bietet“, äußert sich Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl gegenüber den Medien.

Autonomie als steirische Mobilitätszkunft

Und in der Tat: Elektro-Fahrzeuge und autonome Fahrsystemen gehören die Zukunft, wenn man Zukunftsentwickler wie dem österreichischen Silicon Valley-Guru Mario Herger glaubt. Denn die Mobilität hat entscheidende Auswirkungen auf die Attraktivität eines Wirtschaftsstandortes einerseits, aber auch im Hinblick auf die Umwelt. „Unser aller Mobilitätsverhalten wird sich in Zukunft daher ändern. Die Mobilität der Zukunft wird intelligenter, vernetzter und umweltfreundlicher sein. Die Elektromobilität sehe ich hier als wichtigen Bestandteil eines integrierten Gesamtmobilitätssystems, in dem Elektromobilität den Umweltverbund, bestehend aus öffentlichem Verkehr, Radfahren und zu Fuß gehen unterstützt und konventionell betriebene Fahrzeuge ersetzt“, skizziert Landesrat Anton Lang seine Zukunftsvision der Mobilität in der Steiermark. Er ist in der Landesregierung zuständig für Verkehr, Umwelt und Erneuerbare Energien. „Das Land Steiermark fördert daher massiv die Anschaffung von Elektromobilität und sorgt mit durchdachten Aktionen für den Abbau von vorhandener Skepsis mit Zusammenhang mit der E-Mobilität“, bekräftigt A. Lang abschließend.

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