KONJUNKTUR – Österreichs Industrie bremst sich ein

Konjunktur Österreich: Die österreichische Industrie steht auf der Konjunkturbremse. Der Einkaufsmanagerindex (EMI) der UniCredit Bank Austria sinkt im Juli auf 47,0 Punkte und notiert damit den vierten Monat in Folge unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Auch die Beschäftigung geht in Österreich zurück. Eine Verbesserung der Konjunktur ist nicht in Sicht.

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Konjunktur Österreich: Zum vierten Mal in Folge schrumpft die österreichische Industrie. (Foto: Rainer Sturm / www.pixelio.de / RS Media World Archiv)

Konjunktur Österreich: Der Abschwung der Industriekonjunktur hat nun endgültig auch Österreich erfasst. Zum vierten Mal in Folge landet der EMI der Unicredit Bank Austria unter Wachstumsschwelle von 50 Punkten.„Damit weist der Indikator auf die derzeit ungünstigste Entwicklung der österreichischen Industrie seit beinahe fünf Jahren hin“, sagt Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria. Und er ergänzt: „Das Tempo der Talfahrt der Industrie hat sich aktuell noch nicht verringert. Wir erwarten aber in den nächsten Monaten eine Bodenbildung, obgleich es dafür vorerst nur wenig Anzeichen gibt.“

Produktion schrumpft seit drei Monaten

Bereits seit Beginn des laufenden Jahres entwickelt sich das Neugeschäft der alpenländischen Industrie rückläufig. Ausgelöst wird diese Entwicklung  von der generellen Abschwächung im Welthandel. Sie hat zu starken Einbrüchen bei den Auslandsaufträgen geführt. Dabei ist Österreich gleich doppelt betroffen, denn Deutschland ist Österreichs größter Abnehmer für Industrieprodukte. Der Exportweltmeister schwächelt jedoch erheblich. Zum anderen ist die Nachfrage nach Produkten „Made in Austria“ generell eingebrochen. Der Anstieg des entsprechenden Index für die Exportaufträge ist im Juli bei 46,5 Punkten gelandet. Das ist immerhin der höchste Wert des laufenden Jahres. Das könnte zumindest auf eine Konsolidierung im Exportgeschäft hinweisen.

Produktionsindex knapp gehalten. „Aufgrund der anhaltenden Einbußen im Neugeschäft haben die heimischen Industriebetriebe im Juli die Produktionsleistung erneut zurückgefahren“, bestätigt daher Walter Pudschedl, Ökonom, UniCredit Bank Austria, die vorliegenden Fakten. Der Produktionsindex konnte jedoch mit 49,5 Punkten knapp unter der Wachstumsschwelle gehalten werden, weil Auftragsrückstände massiv abgearbeitet wurden. In weiterer Folge dürfte der Index allerdings weiter sinken. Die Auftragspolster sind nämlich so stark gesunken wie zuletzt vor sieben Jahren. Gleichzeitig haben sich die Lieferzeiten in der österreichischen Industrie  mit der stärksten Rate seit der Finanzkrise seit 2009 verringert.

Beschäftigungsabbau hat eingesetzt

Die Folgen für die Beschäftigung in Österreich sind bereits spürbar. Mit einer Zeitverzögerung von drei Monaten folgt der erheblich geringeren Produktionsleistung nun ein Abbau der Beschäftigung. Der Beschäftigtenindex sank im Juli auf 47,6 Punkte und lag damit erstmals seit März 2016 unter der Wachstumsgrenze.

Beschäftigung in Industrie noch konstant. Trotz der schwächelnden Nachfrage war die Beschäftigung im ersten Halbjahr 2019 im Jahresabstand noch um fast 13.000 Personen bzw. 2,1 Prozent auf durchschnittlich fast 630.000 Mitarbeiter gestiegen. „Durch die ausgezeichnete Industriekonjunktur in den vergangenen Jahren hat sich die Arbeitslosenquote in der Sachgütererzeugung auf durchschnittlich 3,7 Prozent bis zum ersten Halbjahr 2019 verringert, nach 3,8 Prozent 2018. Mit der nun eingesetzten Trendumkehr erwarten wir für das Gesamtjahr 2019 bestenfalls auch eine Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent“, so W. Pudschedl weiter. Damit ist die Lage am sektoralen Arbeitsmarkt jedoch weiterhin deutlich günstiger als in der Gesamtwirtschaft. Dort erwarten die Analysten eine Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent im Jahresdurchschnitt von 2019.

Ausgeprägte Nachfrageschwäche dämpft Preisentwicklung

(Foto: Beate Klinger / www.pixelio.de / RS Media World Archiv)
Konjunktur Österreich: Auf dem Arbeitsmarkt macht sich die schwächelnde Konjunktur bereits bemerkbar. (Foto: Beate Klinger / www.pixelio.de / RS Media World Archiv)

Der Rückgang des Neugeschäfts schlägt sich auch in den aktuellen Preistrends nieder. Die Kosten für Rohstoffe und Vormaterialien sanken im Juli so stark wie zuletzt vor mehr als drei Jahren. Die österreichischen Industriebetriebe haben sogar erstmals seit 34 Monaten leicht die Verkaufspreise reduziert, um Umsatzeinbußen entgegenzuwirken. Der Grund dafür ist der schärfer werdende Wettbewerb in einem schwachen Nachfrageumfeld. „Unterstützt durch die stark sinkenden Einkaufspreise gelang es den heimischen Industriebetrieben, trotz der geringen Preissetzungsmacht im Verkauf, in einem schwachen Nachfrageumfeld die Gewinnmargen zu sichern. Die Ertragssituation hat sich im Durchschnitt im Juli gegenüber dem Vormonat sogar tendenziell verbessert“, zeigt sich W. Pudschedl.

Vorsichtiges Lagermanagement. Wegen der anhaltend schwachen Nachfrage  reagieren die Betriebe mit einem kostenbewussteren Lagermanagement, geht aus dem EMI hervor. Sie kaufen weniger ein. Daher führte eine deutliche Reduktion der Einkaufsmenge den dritten Monat in Folge zum Abbau der Bestände in den Einkaufslagern. Die Bestände in den Verkaufslagern blieben dagegen weitgehend konstant. Das bestätigt somit die Anpassung in den Betrieben an die geringeren Produktionserfordernisse.

Im Euro-Durchschnitt

Die im Frühjahr eingesetzte leichte Rezession in der österreichischen Industrie setzte sich zu Beginn des dritten Quartals fort. Mit 46,6 Punkten liegt der österreichische EMI somit gleichauf mit dem EMI der Eurozone. Jedoch steht Österreichs Industrie noch etwas besser da als der große Nachbar Deutschland. Dort fiel der EMI auf nur noch 43,1 Punkte. „Die österreichische Industrie zeigt sich zumindest gegenüber Deutschland aktuell in etwas besserer Verfassung“, bestätigt S. Bruckbauer gegenüber den Medien. Somit habe sich Österreichs Industrie von der besonders ungünstigen Entwicklung in Deutschland etwas abkoppeln können, da sie von branchenspezifischen Problemen der deutschen Industrie nicht im gleichen Ausmaß betroffen ist. Die deutsche Industrie leide nämlich durch die Übergewichtung der osteuropäischen Märkte in besonderem Maße, interpretiert der Chefökonom die Zahlen. Da die Eurozone und Österreich jedoch stark von der deutschen Wirtschaftslokomotive abhängig sind, ist diese Interpretation allerdings diskutabel.

bankaustria.at

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