Immerhin 937.959 Lkw-Sendungen wurden im Jahr 2021 von der Straße auf die Schiene verlagert, rechnet die Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr in ihrer Jahresbilanz vor. Das entspricht einem Wachstum gegenüber 2020 um über neun Prozent. Dabei könnte das Wachstum noch größer sein, gäbe es ein harmonisiertes Baustellenmanagement der europäischen Bahnen. Dies verringert die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene als Verkehrsträger insbesondere gegenüber dem LKW-Transport.
Freundliche Nasenlöcher bei der Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr. Denn mit Hessen (D) wurden im vergangenen Jahr insgesamt 937.959 Lkw-Sendungen von der Straße bzw. dem Schiff auf die Schiene verlagert. Das entspricht 1,88 Millionen TEU. „Mit einer Zunahme der transportierten Sendungen in Höhe von 9,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr befinden wir uns damit auf klarem Wachstumskurs“, freut sich Alexander Ochs, CEO der Kombiverkehr über das Ergebnis. Die zeichnete sich bereits im Sommer 2021 ab, als zu diesem Zeitpunkt das Transportvolumen aus Vor-Corona-Zeiten übertroffen wurde. „Zum Jahresbeginn 2022 haben wir deshalb mit neuen Produktangeboten und Kapazitätserweiterungen die Weichen für eine weitere positive Unternehmensentwicklung gestellt“, kommentiert A. Ochs die weitere Entwicklung gegenüber den Medien.
Zum Jahresbeginn 2022 haben wir mit neuen Produktangeboten und Kapazitätserweiterungen die Weichen für eine weitere positive Unternehmensentwicklung gestellt.
Alexander Ochs, CEO Kombiverkehr
Über 1,1 Million Tonnen Kohlendioxid eingespart
Das gesteigerte Volumen lässt auch den CO2-Fußabdruck bei den Kunden des Intermodal-Anbieters kleiner werden. Mit 1.107.600 Tonnen lag die Emissionseinsparung einhundert Tonnen über den Werten des Vorjahres. Neben den Dauerthemen Fahrermangel und Ressourcenengpässe steht der Klimaschutz derzeit weit oben auf der Liste der Beweggründe für Kombinierten Verkehr. Die erzielten Resultate zeigen auf, dass durch den Hauptlauf auf der Schiene Klimaziele auch tatsächlich erreicht werden können. Das Angebot an klimaneutralen Transportlösungen wird der Intermodal-Dienstleister mit den Traktionspartnern forcieren, um langfristig die CO2-freie Transportkette zu verwirklichen.
Kombiverkehr – Mengenwachstum hat viele Gründe
Die Gründe für das Mengenwachstum sind dabei vielfältig. So wurde beispielsweise mit der Einbindung der Schnellumschlaganlage MegaHub Lehrte bedeutende Wirtschaftsregion im Norden Deutschlands an das europäische Intermodalnetzwerk angeschlossen, sondern es entstanden auch zusätzliche Routings im Binnen- sowie im europäischen Verkehr mit erweiterten Kapazitäten über die neue Drehscheibe im Osten Hannovers. Zudem wurden mit neuen Zugprodukten via Schweiz von und nach Mortara in Norditalien Verbindungen im Benelux-Verkehr geschaffen. Deren Verkehrsfrequenzen wurden aufgrund einer ansteigenden Nachfrage im Jahresverlauf bereits hochgefahren. Hinzu kamen Neuverkehre beispielsweise zwischen München und Wels in Österreich sowie diverse Kapazitätserweiterungen auf bereits bestehenden Relationen.
Bremsklötze Baustellen-Management und Energiepreise
Dem stellen sich allerdings harte Fakten in den Weg. Vor allem die Entwicklung bei den Energiepreisen und das unkoordinierte internationale Baustellenmanagement der Bahnen machen den Spezialisten für Intermodale Verkehre zu schaffen.
Wachsende Energiepreise schwer vermittelbar. Die wachsenden Energiepreise, mit denen die Kombiverkehr konfrontiert ist, können aus Gründen des harten Wettbewerbs insbesondere in Richtung Straßengüterverkehr, nicht zur Gänze an den Markt weitergegeben werden. Um die anhaltend hohe Nachfrage nach intermodalen Leistungen auch künftig wettbewerbsfähig bedienen zu können, fordern die Verantwortlichen in Frankfurt eine Milderung der steigenden Strompreisentwicklungen für Traktionsleistungen.
Harmonisierung des Baustellenmanagements. Gleichzeitig sollte das nationale und internationale Baustellenmanagement für eine planbare Leistungsqualität harmonisiert werden. „2021 war auch ein Jahr mit vielfältigen betrieblichen Herausforderungen, die wir als Netzwerkanbieter vielfach meistern konnten“, ergänzt Geschäftsführerkollege Armin Riedl gegenüber den Medien. Zum Ende des Jahres hätte die Kombiverkehr sogar noch einen Zahn zulegen können. „Zugauslegungen in Folge von verpassten Terminalslots oder gestörten Wagenumläufen aufgrund der Leistungsqualität der Bahnen haben dies allerdings verhindert“, so A. Riedl zur gegenwärtigen Situation auf den Schienen Europas. Für die Zukunft sieht er daher ein harmonisiertes Baustellenmanagement auf nationaler wie auch internationaler Ebene als unerlässlich an. „Unsere Anforderungen an die Netzbetreiber lauten deshalb: Konzentriert bauen, Korridore offen halten und frühzeitig Baustellen kommunizieren.“ Aber auch die Politik sei gefordert. Sie solle die finanziellen Mittel für eine „Verflüssigung von Baustellen“ bereitstellen, war aus der Chefetage der Kombiverkehr zu hören. Für die Verlagerung auf die umweltfreundliche Schiene sei das Potential nämlich mehr denn je vorhanden, das mit adäquater Leistungsqualität auch gehoben werden könne.
Zugauslegungen in Folge von verpassten Terminalslots oder gestörten Wagenumläufen aufgrund der Leistungsqualität der Bahnen haben ein weiteres Wachstum in 2021 verhindert.
Armin Riedl, Geschäftsführer Kombiverkehr
Kombiverkehr – Dennoch starker Start ins Jahr 2022
Trotz der bestehenden Herausforderungen verzeichnen die Hessen nach eigenen Angaben dennoch einen guten Start ins Jahr 2022. Das soll mit weiteren neuen Angeboten gepusht werden. So sorgt beispielsweise seit Mitte Januar die Verbindung Nürnberg – Rotterdam Cobelfred, die in Produktionskooperation mit der Wiener TFG Transfracht angeboten wird, für neue kontinentale Transportmöglichkeiten von und nach Großbritannien. „Auch mit Company Trains, die unser Produktportfolio als Intermodal-Operateur geradezu abrunden, sehen wir Möglichkeiten, unsere Dienstleistungen erfolgreich am Markt zu platzieren“, gibt A. Ochs weitere Einblicke in die strategische Produktausrichtung der Intermodal-Spezialisten. Das offene Zugnetzwerk sei dabei jedoch selbstverständlich das Maß aller Dinge.
Kombiverkehr unterstützt Wechsel. „Jedes Logistikunternehmen unterstützen wir beim Wechsel von der Straße hin zum Intermodalen Verkehr mit unserem KV-Coaching, um den Einstieg auf der Schiene so einfach wie möglich zu gestalten“, bekräftigt A. Ochs im Gespräch. Als weiteren Beschleuniger für den Kombinierten Verkehr sieht das Unternehmen die Konjunkturprognose der EU für das laufende Jahr an. Diese sagt im Jahr 2022 für die Eurozone ein Plus von 4,4 Prozent vorher. A. Ochs warnt jedoch zugleich vor möglichen Einschränkungen in den Logistikketten, die sich durch Omikron oder weiteren Virusvarianten kurz- und mittelfristig ergeben könnten. Daher setze man, gemeinsam mit den Leistungspartnern, alles daran, die Betriebslage jederzeit aufrechtzuerhalten, insbesondere mit vorausschauenden Pandemiekonzepten.
Kombiverkehr in Kürze
Die 1969 gegründete Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr entwickelt, organisiert und vermarktet ein internationales Schienennetz im intermodalen Verkehr. Das Unternehmen will Spediteuren und Transportunternehmen die intelligente Kombination von Schiene, Straße und Seeschiff ermöglichen. Für den Transport von Gütern bietet Kombiverkehr mehr als 170 Zugabfahrten mit mehr als 15.000 Verbindungen pro Nacht quer durch Europa an. Anteilseigner der Kommanditgesellschaft sind rund 230 nationale und internationale Speditionen und Transportunternehmen sowie die DB Cargo AG. Das Unternehmen mit Sitz in Frankfurt beschäftigt 114 Vollzeitkräfte. Diese haben 2020 einen Umsatz von 397 Millionen Euro erwirtschaftet.