Jubiläum – Der 1872 im kaiserlichen Wien von Gottfried Schenker unter dem Namen Schenker & Co OHG gegründete Welt-Transportkonzern DB Schenker feiert heuer sein 150-jähriges Jubiläum. G. Schenker, der als der Erfinder der des kombinierten Verkehrs und der Bahnsammelverkehre gilt, formte schon in der Kaiserzeit ein weltumspannendes Logistiknetzwerk. Heute läuft der klingende Name unter dem Label der Deutschen Bahn. Der Firmensitz der DB Schenker AG ist heute in Berlin.

Der Name Gottfried Schenker ist weltweit bekannt, und zwar nicht nur unter Logistikern. Denn seit der Firmengründung des Logistikunternehmens im Jahr 1872 unter dem Namen „Schenker & Co“ im kaiserlichen Wien, profitieren weltweit Einzelpersonen wie Firmen gleichermaßen von den bedeutendsten Ideen dieses Pioniers in der Transportlogistik: dem kombinierten Verkehr und den sogenannten Bahnsammelverkehren. Deshalb ist heute faktisch in jeder großen Stadt, die etwas auf sich hält, eine Straße nach diesem Mann benannt.
Jubiläum für eine bahnbrechende Idee
Der gebürtige Schweizer G. Schenker hatte damals als erster die Idee, Einzelsendungen zu Transporteinheiten zu bündeln und mithilfe mehrerer Verkehrsträger über weite Strecken zu befördern. Daraus entwickelte sich ein preiswertes und schnelles Transportsystem, das die Stärken von Schiene, Straße und Wasserwegen nutzte und das heute von allen Speditionen der Welt kopiert wird und auch in Hinblick auf die Schonung von Ressourcen bis heute eine Benchmark ist. Dabei wurde der legendäre erste Sammelwaggon schon ein Jahr nach Firmengründung auf der Linie Paris – Wien abgefertigt. Dafür wurde der Logistikpionier postum in die „Logistics Hall of Fame“ aufgenommen (die Geschichte von Gottfried Schenker finden Sie in BUSINESS+LOGISTIC und auf blogistic.net).
Steiniger Weg zum Erfolg

Dabei hatte der junge G. Schenker, der als achtes von zwölf Kindern in dem kleinen Schweizer Dorf Däniken im Kanton Solothurn aufwächst, ganz andere Pläne. Er wollte Jurist werden. Deswegen fing er 1861 sein Jusstudium an der Universität in Heidelberg an. Dort verdingte er sich, neben seinem Studium, auch als Journalist. Weil jedoch der Vater starb und die väterliche Schlosserei 1865 in Konkurs ging, musste er sein Studium abbrechen. „Fort mit der Juristerei, mit Politisieren und Zeitungschreiben, fort auf Dein eigenes Pferd“, schreibt er damals und fängt als Beamter bei der Schweizer Centralbahn in Basel an.
Von der Schweiz nach Wien. Doch dort hielt man wenig von seinen Logistikvisionen. Deswegen quittierte er bald seinen Dienst und wechselte 1867 nach Wien. Die Stadt ist zu dieser Zeit die drittgrößte Stadt der Welt und das Zentrum einer europäischen Großmacht. Vor dem Hintergrund der Hochzeit der Kolonialisierung der Welt durch Europa und der gleichzeitig einsetzenden Industrialisierung entwickelte sich Wien zu einer internationale Handelsdrehscheibe, in der 40 Sprachen gesprochen wurden und sich sämtliche Verkehrswege von Nord nach Süd sowie Ost nach West und umgekehrt kreuzten. Das boomende Dampfmaschinenzeitalter, die Globalisierung und der rasant ansteigenden Warenaustausch bieten somit gerade das rechte Umfeld für Schenkers Ideen.
Von Wien in die Welt
Allerdings lief auch in Wien nicht alles nach Wunsch. Eine Unternehmensgründung im Jahr 1869 gemeinsam mit seiner Gattin scheiterte in den Kriegswirren 1870-1871. Doch davon ließ sich der umtriebige Geschäftsmann nicht entmutigen. 1872 wendete sich das Blatt, als er zusammen mit Moritz Karpeles (37) aus Tab/Ungarn und Moritz Hirsch (33) aus Prossnitz/Mähren die Firma „Schenker & Co.“ als offene Handelsgesellschaft gründet. Die beiden wohlhabenden Kaufleute Karpeles und Hirsch erkennen sofort das Potenzial seiner Ideen. Vor allem das Vorhaben, das Speditionsgeschäft international auszuweiten und in das Seeverkehrsgeschäft einzusteigen, begeistert sie. Das Gründungskapital der Firma beträgt 50.000 Gulden und obwohl auf Schenker selbst nur 10.000 Gulden entfallen, bekommt er 50 Prozent des Gewinns. Der erste Standort ist die Bürogemeinschaft im ersten Wiener Gemeindebzirk, Wildpretmarkt 8. Von hier aus entwickelte der Selfmade-Man seine über fünf Kontinente umspannende Spedition. (mehr zur Geschichte von DB Schenker finden Sie hier). Er starb nach fast einjährigem Leiden den Folgen eines Gehirnschlages. Emil Karpeles, Sohn des Mitgründers Moritz Karpeles notiert in sein Tagebuch als letzte Eintragung des 26.11.1901: „Dear old Schenker †“. Der Logistikpionier fand seine letzte Ruhe in einen Ehrengrab auf dem Friedhof in Wien Heiligenstadt.
Jubiläum – Schenker in Berlin

Heute gehört Schenker – über die Umwege Rhenus und Stinnes – zum Deutsche Bahn-Konzern und firmiert unter DB Schenker AG. Der Logistik-Konzern hat seinen Sitz in Berlin. Das Unternehmen hat mehr als 74.500 Mitarbeitenden an über 2.100 Standorten in über 130 Ländern. DB Schenker bietet dabei Landverkehre via Straße und Schiene sowie Seefracht-Leistungen, so, wie damals schon. Heute rundet aber die Luftfracht das Leistungsportfolio des Logistikers ab. Somit bekommen Schenker-Kunden umfassende Logistiklösungen und globales Supply Chain Management aus einer Hand. Wohin die bewegte Reise von Schenker allerdings gehen wird, ist derzeit allerdings fraglich. Verkaufsgerüchte machen seit vergangenem Jahr die Runde (wir berichteten auf blogistic.net).