
Infrastruktur-Investitionen: Knapp drei Milliarden Euro pro Jahr sollen in den kommenden sechs Jahren in die österreichische Bahn-Infrastruktur fließen. Damit sollen die ÖBB und Privatbahnen leistungsfähiger werden. Damit will man auch dem Ziel näher kommen, Güter auf die Schiene zu bringen. Ob dies erreicht werden kann, ist jedoch fraglich.
Die ÖBB soll in den kommenden sechs Jahren im Auftrag der Bundesregierung in eine moderne und leistungsfähige Bahn-Infrastruktur investieren. Bis 2026 werden hierfür rund 17,5 Milliarden Euro aus dem Staatshaushalt locker gemacht. Hinzu kommen weitere fünf Milliarden für Projekte, die nach 2026 umgesetzt werden sollen. Damit sollen Strecken, Bahnhöfe, Sicherungstechnik und Verkehrsleitsysteme fit für die Zukunft gemacht werden.
Infrastruktur-Investitionen: „Größtes Bahnpaket der Republik“
Der Fokus der Infrastruktur-Investitionen liegt dabei vor allem auf dem Personennahverkehr. So möchte man damit einen Taktfahrplan mit leicht merkbaren Abfahrtszeiten, kurzen Umstiegszeiten und kürzeren Reisezeiten realisieren. Gleichzeitig sollen damit die geplanten 1-2-3 Tickets basisfinanziert werden. Und last but not least soll mit diesen Investitionen die Basis dafür geschaffen werden, dass sich der Güterverkehr von der Straße auf die Schiene verlagert.
„Mehr als 17 Milliarden“. Der Ausbau der klimafreundlichen Bahn spielt im Kampf gegen die Klimakrise eine wesentliche Rolle, heißt es aus dem Bundesministerium für Klimaschutz. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler sagt hierzu im Rahmen der gemeinsamen Pressekonferenz des Bundesministeriums und der ÖBB am 16. Oktober: „Mit dem neuen ÖBB-Rahmenplan bringen wir das größte Bahnpaket auf Schiene, das die Republik je gesehen hat. Mehr als 17 Milliarden Euro für Bahnprojekte im ganzen Land sind eine Ansage im Kampf gegen die Klimakrise.“
Vier Schwerpunkte

Mit dem Rahmenplan 2021 – 2026 sei nun jenes Investitionspaket beschlossen worden, das die Bahn für die kommenden Jahre bestens rüstet, zeigt man sich im Ministerium und bei der ÖBB überzeugt. Dabei setze man vier Schwerpunkte. So sind der S-Bahn-Ausbau vor allem in und rund um die Großstädte Wiens, Linz, Graz usw. geplant. Gleichzeitig sollen damit die Regionalbahnen attraktiver werden, inklusive eines ehrgeizigen Elektrifizierungsprogramms. Im Plan sind auch eine Erweiterung der Kapazitäten, um eine wirtschaftlichere Streckennutzung für den Güterverkehr zu ermöglichen. Als vierter Punkt wurde zudem die Digitalisierung und Effizienzsteigerung im Bau und Betrieb genannt.
Regionalverkehr. „In den vergangenen Jahren haben sich die S-Bahnen großer Kundenzuwächse erfreut. Auch unsere Regionalbahnen haben sich sehr positiv entwickelt. Trotz des ordentlichen Corona-Dämpfers müssen wir jetzt in eine moderne, effiziente und zukunftsfitte Bahn investieren. Denn, die akute Klimakrise wird noch mehr Fahrgäste zum Umstieg motivieren. Vor allem zu Spitzenzeiten ist die Kapazität in neuralgischen Streckenabschnitten bereits ausgelastet, darunter leidet der Personen- als auch der Güterverkehr. Wir müssen für die Zeit nach der Corona-Krise gewappnet sein“, sagt ÖBB-CEO Andreas Matthä.
Trotz des ordentlichen Corona-Dämpfers müssen wir jetzt in eine moderne, effiziente und zukunftsfitte Bahn investieren. Denn, die akute Klimakrise wird noch mehr Fahrgäste zum Umstieg motivieren.
Andreas Matthä, CEO ÖBB
900 Züge täglich. Hier setzt der Rahmenplan an: Zum Beispiel wird die Wiener S-Bahn-Strecke zwischen Meidling und Floridsdorf mit modernster, satellitengesteuerter Technik und längeren Bahnsteigen von 220 m für längere Züge und die Streckenkapazität auf 900 Züge pro Tag gesteigert (statt bisher 700). Das Ergebnis: mehr und längere Züge.
Aufwertung Niederösterreichs. Insgesamt will man hierfür allein in der Ostregion sechs Milliarden Euro in den kommenden sechs Jahren rund investieren. Das wertet auch die Strecken in Niederösterreich auf, etwa durch den viergleisigen Ausbau von Meidling bis Mödling. So werden leistungsfähige Alternativen für den Pendlerverkehr im sogenannten Speckgürtel geschaffen. Ähnliche Programme sind auch in allen anderen Landeshauptstädten geplant.
Die Bahn von morgen mit Infrastruktur-Investitionen
Insgesamt 1,8 Milliarden Euro (1,2 Milliarden im Rahmenplan bis 2026) fließen in die Modernisierung und Elektrifizierung der Regionalbahnen. Diesen kommt im Streckenkonzept der Zukunft nicht nur die wichtige Zubringerfunktion zu, sie bringen den ländlicheren Regionen Österreichs umweltfreundliche Mobilität und werten den Wirtschaftsstandort auf. Die Investitionen kommen zudem vor allem Klein-und Mittelbetrieben zugute, was zusätzliche lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze bringt.
Stiefkind Güterverkehr
Auch für den Güterverkehr arbeite man an noch besseren Infrastrukturanlagen, war auf der Pressekonferenz zu hören. So tritt das Güterzentrum Wien Süd in die nächste Ausbauphase und wird in Zukunft über noch mehr Kapazitäten verfügen. Ob das jedoch ausreichen wird, den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bekommen, ist mehr als fraglich. In den letzten Jahren gingen die Tonnagen zurück, die über die Bahn transportiert wurden. Vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise ist es fraglich, ob sich der Schienengüterverkehr auf der Strecke bis 1.000 Kilometer überhaupt wirtschaftlich betreiben lässt. Die Priorisierung des Personenverkehrs macht die Situation nicht besser.
Digitalisierung auf allen Ebenen

Ein wesentlicher Faktor bei der Attraktivierung und Modernisierung der Bahninfrastruktur ist die Digitalisierung. Hier will die Bahn 1,5 Milliarden Euro investieren. Sie macht erst vieles möglich, was vor einigen Jahren noch undenkbar schien. Die Attraktivierung der Wiener S-Bahn etwa wäre ohne modernste Technik nicht möglich. Der gesamte Bahnbetrieb profitiert von der Digitalisierung – von der Weichensteuerung bis zur Erstellung eines „digitalen Zwillings“ unseres gesamten Streckennetzes.
Stabiler Anker Bahn.
Doch all diese Investitionen kommen nicht nur der Bahn zugute. Der sechs Jahre laufende Rahmenplan wird jährlich fortgeschrieben und kann damit vor allem in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten – wie aktuell durch die Coronakrise ausgelöst – wertvolle Investitionen sicherstellen: „Mit diesen Investitionen schaffen wir eine Win-Win-Situation: Wir schaffen regionale Wertschöpfung und wir schützen unser Klima“, sagt Bundesministerin Gewessler
Pull Effekte erhofft. „Investitionen in die Bahn wirken während der Bauphase. Sie schaffen Arbeitsplätze und wirken als Konjunkturmotor. Mit dem vorliegenden Rahmenplan schaffen wir nicht nur Beschäftigung und eine regionale Wertschöpfung, sondern stärken auch unsere Regionen. Entlang gut ausgebauter Bahnachsen haben wir einen ‚Pull-Effekt‘, der sich positiv auf die Bevölkerungsentwicklung entlang dieser Achsen auswirkt und Betriebsansiedelungen attraktiv macht. Mit der Umsetzung des Rahmenplanes werden wir eine Bahn haben, die umweltfreundliche, bequeme und einfache Mobilität völlig neu definiert,“ schließt ÖBB-CEO Matthä.
Die ÖBB in Kürze:
Schon heute bringen die ÖBB als umfassender Mobilitätsdienstleister jährlich 477 Millionen Fahrgäste und 105 Millionen Tonnen Güter umweltfreundlich ans Ziel. Besonders klimaschonend sind die Bahnreisenden unterwegs, weil 100 Prozent des Bahnstroms stammen erneuerbaren Energieträgern stammt. Die ÖBB gehörten 2019 mit rund 96 Prozent Pünktlichkeit zu den pünktlichsten Bahnen Europas. Mit Investitionen in die Bahninfrastruktur von über zwei Milliarden Euro jährlich bauen die ÖBB am Bahnsystem für morgen. Konzernweit rund 41.900 MitarbeiterInnen sowie rund 2.000 Lehrlinge sorgen dafür, dass täglich mehr als 1,3 Millionen Reisende sicher an ihr Ziel kommen. Die ÖBB sind das Rückgrat von Gesellschaft und Wirtschaft und sind Österreichs größtes Klimaschutzunternehmen. Strategische Leitgesellschaft des Konzerns ist die ÖBB-Holding AG.