Im Lager richtig Farbe bekennen

Der größte Schiffsfarbenhersteller Deutschlands, Wilckens in Glückstadt, erhöht seine Lagereffizienz mit einer umfassenden mobilen Datenerfassungslösung. Die Basis dafür ist ein Lagerverwaltungssystem mit einem mobilen Datenerfassungssystem aus Österreich. Durch die Modernisierung des bestehenden Automatiklagers konnte zudem eine wesentlich effizientere Nutzung der Palettenstellplätze erzielt werden.

Seit 1845 der Spezialist für Schiffslacke
Wilckens: Seit 1845 der Spezialist für Schiffslacke. | Foto: Andreas Hermsdorf – pixelio

Pro Jahr produziert Wilckens ca. 20.000 Tonnen Farbe. Das Produktprogramm der Glückstädter reicht von Standardprodukten bis zu Spezialitäten zum Schutz von Stahl- und anderen Oberflächen gegen Korrosion. Mit ca. 185 Mitarbeitern bedient Deutschlands größter Schiffsfarbenhersteller über eigene Vertriebsgesellschaften und Kooperationen im Ausland ein weltweites Netz von Kunden. Der europäische Markt wird dabei durch Lagerhäuser in mehreren Ländern unterstützt. Qualität, Kundenorientierung und Service – das sind die drei Maximen, denen sich das Familienunter­neh­men verschrieben hat.

Ein neues System musste her

Damit diese auch eingehalten werden können und flexibel nach den Bedürfnissen des Marktes produziert werden kann, stand Wilckens im Jahr 2014 vor der Herausforderung, seine Lagerhaltung komplett neu zu organisieren. Denn zu diesem Zeitpunkt herrschte im Lager noch eine feste Platzzuordnung – jeder Artikel hatte einen eigenen Lagerplatz. Neben Kommissionieraufträgen wurde grundsätzlich auch der Lagerplatz der Artikel über eine Hilfsfunktion mit ausgedruckt. Die Kommissionierwege wurden somit zu lang und das gesamte System in­effizienter. Überdies wurden Artikel nicht immer auf den richtigen Plätzen gelagert, sodass die Lagerbestände mitunter schwer zu kontrollieren waren. Die Folge waren lange Suchzeiten und Mengenprobleme: Soll- und Ist-Bestände stimmten nicht überein. So kam es auch zu Fehlern in der Produktionsplanung, weil Artikel, die vermeintlich nicht lagernd waren, immer wieder nachproduziert wurden. Ein neues System musste hier somit Abhilfe schaffen.

Neustrukturierung der Prozesse

Bei der Auswahl standen bei Wilckens anfangs drei Unternehmen zur Diskussion. Neben den fachlichen Voraussetzungen konnte schließlich der Wiener Systemintegrator und Spezialist für Lagerverwaltungssysteme, B&M Tricon, vor allem mit praktischem Wissen und Beratung punkten. „Uns wurde ganz konkret erklärt, was geht und was nicht, was Sinn macht und was nicht“, begründet Jens Butzke, Leiter Marketing & Produktmanagement bei Wilckens, die Entscheidung für das LVS mit mobiler Datenerfassung Datakey aus dem Hause B&M Tricon.

System als Begleiter. Bei der Einführung von Datakey wurden als erstes die Prozesse im Lager neu definiert. „In der Vergangenheit wurde versucht, ein neues System den be­stehenden Prozessen anzugleichen. Das System kann und soll das aber nicht abbilden“, so J. Butzke im Gespräch mit BUSINESS +LOGSITIC. Das System gibt nun die Prozesse wie Wareneingang und Kommissionierung vor und begleitet sie praxisnah.

Es ist ein Riesenschritt für uns, dass wir unsere Prozesse im Lager über ein einziges System verwalten können.
Jens Butzke, Leiter Marketing & Produktmanagement bei Wilckens

Suchzeiten reduziert. Durch die starke Reduzierung von Suchzeiten arbeiten die Mitarbeiter effizienter und die Verantwortlichkeiten sind klarer aufgeteilt. „Früher wurde das Lager verantwortlich gemacht, wenn etwas nicht ausgeliefert werden konnte. Heute wissen wir genau, wo das Problem liegt“, unterstreicht Thomas Bock das effizientere Arbeiten. Durch das neue System kann auch deutlich mehr Ware verschickt und zum richtigen Zeitpunkt produziert werden.

Mitarbeiter sind überzeugt. Die Umstellung kostete bei einigen der 21 Mitarbeiter im Lager in der Anfangsphase naturgemäß Überzeugungskraft. „Zwei bis drei Monate nach der Einführung wollte das Lagerper­sonal aber nicht mehr ohne das neue System arbeiten. Die Einführung klappte sehr gut“, so Thomas Bock, System Koordinator bei Wilckens. Durch die klar definierten Prozesse können Mitarbeiter nun noch schneller eingearbeitet werden, ohne die festen Standorte der Produkte zu lernen. Durch die geschaffene Transparenz der Prozesse und des Lagers hat sich somit die Mitarbeiterzufriedenheit erhöht.

Hardware von Zebra

Bei der Auswahl der Hardware entschied sich Wilckens nach der Beratung durch B&M Tricon für die mobilen Computer MC9190-G von Zebra Technologies. Das Lager hat sieben Etagen. Daher war ein Gerät mit der Kombination von Nah- und Fern­scann-Engine erforderlich. Mit den Geräten zeigt man sich bei Wilckens sehr zufrieden. Auch die robusten Thermotransfer- und Thermodirektdrucker ZT410 überzeugten. Für die WLAN-Verbindung sind die Access Points AP6521, ebenfalls von Zebra, in Verwendung.

Die Mitarbeiter
Die Mitarbeiter sind motiviert und setzen das neue System zu ihrem Vorteil ein. | Foto: B&M Tricon

Modernisierung des Automatiklagers

Ein erster Schritt zu mehr Effizienz im Lager war getan. In einem zweiten Projekt, das direkt im Anschluss von der Implementierung der neuen Datenmobilitätslösung erfolgte, sollte nun noch das bereits bestehende Automatiklager modernisiert und mehr verfüg­bare Palettenstellplätze geschaffen werden. Denn das Automatiklager bei Wilckens hatte zu diesem Zeitpunkt schon 18 Jahre auf dem Buckel und war somit nicht mehr auf dem neuesten Stand. Vor allem lieferte das dort implementierte Steuerungssystem nicht mehr die notwendige Performance.

Freiraum für 500 Paletten. Dabei sah es anfangs so aus, als müsste für die Modernisierung des Automatiklagers ein weiteres Lager­verwaltungssystem implementiert werden. Die neu auf den Markt gekommene speicherprogrammierbare Steuerung S7 von Simatic verschaffte jedoch Abhilfe. Die Steuerung kann grundsätzlich selbst ein- und auslagern, braucht also kein separates LVS. Die Verwaltung und die Ein- und Auslagerstrategie konnte darum Datakey übernehmen. Das Ergebnis der Modernisierung kann sich sehen lassen. Im Automatiklager wurde so Freiraum für 500 Europaletten geschaffen. Es umfasst jetzt 1.000 Stellplätze auf 600 m2. Mussten Großaufträge, bei denen über einen kurzen Zeitraum bis zu 500 Paletten geliefert werden, früher über Spediteure und externe Lagerhallen geregelt werden, ist jetzt genügend Platz im hauseigenen Automatiklager. Wo früher ein Produkt einen Europalettenstellplatz brauch­te, sind durch die neue Steuerung heute auch Mischpaletten problemlos möglich.

Flexibler durch Modernisierung

T. Bock und J. Butzke ziehen zu den beiden durchgeführten Projekten Bilanz: „Wir haben alle unsere Ziele erreicht und können nun viel mehr als vor der Einführung von Datakey flexibel nach den Bedürfnissen des Marktes produzieren. Insgesamt ist unsere Arbeit um einiges effizienter geworden – das ist eine unvorstellbare Erleichterung. Die Mitarbeiter im Lager sind motiviert und sehen das System nicht als Behinderung ihrer Arbeit, sondern setzen es zu ihrem Vorteil ein.“