Bereits jetzt schon liegt der Anteil der für den Betrieb des Logistikzentrums verwendeten erneuerbaren Energien im Hafen Wien bei 25 Prozent. Mit Investitionen in Höhe von 40 Millionen Euro will die Wien Holding-Tochter spätestens bis 2040 klimaneutral sein.
An der Schnittstelle internationaler Handelswege nehmen der Hafen Wien, ein Unternehmen der Wien Holding, und seine Tochter WienCont eine wichtige Funktion im österreichischen Verkehrssystem ein. Sie haben jedoch auch für den Wirtschaftsstandort Österreich sowie die Transportbranche eine Vorbildwirkung, auch in Bezug auf den Klimaschutz. Denn gerade im Verkehrssektor besteht noch erheblicher Handlungsbedarf in Richtung Dekarbonisierung. 30 Prozent der Treibhausemissionen in Österreich kommen aus diesem Bereich.
Energieagentur liefert Entscheidungshilfe für Investitionen
Um den Status und mögliche weitere Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion zu identifizieren, hat der Wiener Hafen die Österreichische Energieagentur mit der Erstellung einer Energie- und CO2-Bilanz für den Hafen Wien und die WienCont auf Basis der Daten 2019 beauftragt. Daraus werden jetzt die Konsequenzen für die notwendigen Investitionsschritte in Richtung Klimaneutralität gezogen, war auf der gestrigen Pressekonferenz der Wien Holding, die gemeinsam mit dem Hafen Wien und der WienCont im Thinkport Vienna veranstaltet wurde. 40 Millionen Euro sind dafür eingeplant.
Hafen Wien – Klimaneutralität bis 2040 anvisiert
„Wien wird bis 2040 klimaneutral: Daher ist es wichtig, schon jetzt Maßnahmen zur Treibhausgasreduktion zu identifizieren und zu setzen, um das Ziel zu erreichen. Der Hafen Wien ist hier auf einem guten Weg, wie die aktuelle Studie der Österreichischen Energieagentur zeigt. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt hier bereits jetzt schon bei 25 Prozent. Und bis zum Jahr 2040 wollen wir weitere 40 Millionen Euro in alternative Energien und weitere CO-reduzierende Maßnahmen am Standort investieren“, so Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke im Rahmen der Pressekonferenz gegenüber den Medien.
Umsetzung an allen vier Hafen-Standorten
„An allen vier Standorten des Hafen Wien – Albern, Freudenau, Lobau und HQ7 – wurden bereits zahlreiche Projekte umgesetzt”, erläutert Kurt Gollowitzer, Geschäftsführer der Wien Holding das Investitionsprogramm. So wird beispielsweise der Containerterminal der WienCont schon seit dem Jahr 2018 mit 100 Prozent grüner Energie aus Wasserkraft versorgt. Seit Anfang des Jahres befindet sich die dritte Solaranlage am Areal im Probebetrieb und eine vierte Solaranlage wird noch heuer projektiert. “Die bis 2040 geplanten Investitionen umfassen unter anderem den weiteren Ausbau klimafreundlicher Energien, die CO2-sparende Umgestaltung des Fuhrparks aber auch die verstärkte Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene bzw. aufs Wasser“, weist K. Gollowitzer auf Anfrage von blogistic.net hin.
Green Logistics – Österreich ein Vorreiter?
Österreich sieht sich in Europa als Vorreiter bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Ob das flächendeckend so ist, ist an dieser Stelle nicht nachprüfbar. Fakt ist jedoch, dass die Politik sich generell zu einer aktiven Klimaschutz- und Energiepolitik bekennt. Hier fungiert der Hafen Wien als Best Practice Beispiel: „Als multimodales Logistikzentrum verbindet der Hafen Wien die CO-sparenden Verkehrswege Schiene und Binnenwasserstraße. Bis zum Jahr 2040 wollen wir kontinuierlich die Klimabilanz für den Hafen Wien und die WienCont verbessern, durch Investition in den Ausbau unserer nachhaltigen Aktivitäten zur Stärkung von Green Logistics“, bekräftigt die technische Geschäftsführerin des Hafen Wien, Doris Pulker-Rohrhofer.
Verkehr verursacht 30 Prozent CO2
„Auf dem Weg in die klimaneutrale Zukunft ist der Verkehr nach wie vor eine der größten Herausforderungen. Dieser Sektor ist immerhin für ganze 30 Prozent der Treibhausgas-Emissionen in Österreich verantwortlich“, sagt Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. „Doch gerade Unternehmen wie der Wiener Hafen haben die Möglichkeit, einen großen Beitrag zu leisten, damit auch für unsere Kinder ein Leben in einer intakten Umwelt und die ökologische Vielfalt gesichert sind.“
Klimaneutral bis 2040 – 40 Millionen Investitionen
Um einerseits die Klimaneutralität im des multimodalen Logistik-Drehkreuzes zu erreichen und andererseits auch zum klimaneutralen Wien beizutragen, wird der Hafen Wien daher bis 2040 insgesamt 40 Millionen Euro investieren. Eines der wichtigsten Ziele dabei ist, noch mehr Güter vom Transport auf der Straße zur Beförderung auf die Schiene und auf das Wasser zu verlagern. Deshalb wird der Hafen seinen Containerterminal nochmals ausbauen und dafür 20 Millionen Euro in die Hand nehmen.
Redimensionierung Hafenbecken schafft mehr Umschlag
Außerdem werden weitere Landflächen im Hafen Freudenau gewonnen, um zusätzliche Umschlageinrichtungen ansiedeln zu können. Diese Redimensionierung des Hafenbeckens ist deshalb möglich, da der Hafen Freudenau noch aus einer Zeit stammt, in der ein Hafenbecken viel größer dimensioniert werden musste. Denn heute brauchen die Schiffe beispielsweise weniger Platz zum Wenden und können auch rascher be- und entladen werden. Für das Projekt Landgewinnung stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung. Sieben Millionen Euro werden in neue moderne und umweltfreundlichere Kräne und Umschlagsinfrastruktur investiert. Um weitere drei Millionen Euro werden die Heizanlagen auf dem Hafenareal modernisiert.
Hafen Wien – 25 Prozent Energie aus erneuerbaren Quellen
Der Gesamtenergieverbrauch des Hafens und der WienCont liegt bei 8.967 MWh pro Jahr (4.571 MWh/Jahr bei Hafen Wien sowie 4.396 MWh/Jahr bei WienCont). Beide Unternehmen konnten in Summe bereits 1.312 MWh fossile Energie im Jahr 2019 durch erneuerbare Energie ersetzen. Über alle Standorte zusammen liegt der Anteil der erneuerbaren Energien immerhin bereits bei 25 Prozent (Hafen Wien: 20 Prozent, WienCont: 30 Prozent). Das entspricht im Vergleich zu einem jährlichen österreichischen pro-Kopf-Energieverbrauch von 38 MWh (BMK, 2020 und Statistik Austria, 2019) etwa dem Energieverbrauch von 236 Österreicher*innen. Die Ergebnisse der Untersuchung der Österreichischen Energieagentur zeigen also, dass beide Unternehmen, Hafen Wien und WienCont, durch ihre wirtschaftlichen Aktivitäten im Jahr 2019 in Summe Emissionen von 1.702 Tonnen CO2-Äquivalenten verursachten.
Emissionen von 181 erwachsenen Personen
Beim Vergleich mit den jährlichen pro-Kopf-CO2-Emissionen in Österreich von rund 9,4 Tonnen CO2-Äquivalenten (Statista, 2020) entspricht dies etwa den CO2-Emissionen von 181 Österreicher:innen. Davon entfielen 48 Prozent (819 Tonnen) auf den Hafen Wien und 52 Prozent (883 Tonnen) auf die WienCont. In beiden Fällen sind die Emissionen überwiegend Fahrzeugen und Arbeitsmaschinen sowie der Wärmebereitstellung zuzurechnen. Hier werden derzeit noch überwiegend fossile, CO2-intensive Energieträger eingesetzt.
Multimodalität schont die Umwelt
Innerhalb der Studie wurde zudem der Vorteil der trimodalen Infrastrukturbereitstellung (Kombination aus Schiff-Straße-Schiene) im Zuge einer Nutzenkorbanalyse untersucht und hinsichtlich der eingesetzten Energie und klimarelevanten Emissionen bewertet. Hierbei zeigt sich, dass der Hafen Wien durch die Kombination der Verkehrsträger Straße, Schiene und Binnenwasserstraße gegenüber einem monomodalen Standort für die Transportleistung von 1.000 Tonnen-Kilometern (tkm) rund 42,7 Prozent der Energie bzw. 44 Prozent der Emission an CO2-Äquivalenten einspart.
Hafen Wien in Kürze
Der multimodale Verkehrsknoten Wien ist als Tochter der Wien Holding ein Unternehmen der Stadt Wien. Mit den Häfen Freudenau, Albern und dem Ölhafen Lobau ist dieses Logistikzentrum mit drei Millionen Quadratmeter das größte Güterverkehrszentrum im Osten von Österreich. Der Hafen Wien ist durch seine Anbindung an die drei TEN-T Korridore ein sehr attraktiver Verkehrsknotenpunkt. Rund 2.000 Kilometer entfernt vom Schwarzen Meer und rund 1.500 Kilometer von der Nordsee fungiert der Hafen Wien mit seiner optimalen direkten Anbindung an die drei Verkehrsträger Binnenwasserstraße, Schiene und Straße, sowie mit der Nähe zum Flughafen Wien-Schwechat als leistungsstarke Schnittstelle internationaler Handels- und Transportwege.
WienCont in Kürze
Die WienCont – ein Tochterunternehmen des Hafen Wien steht für eine moderne und trimodale Umschlagstechnik. Neben der Stellung als optimale Drehscheibe für die Abwicklung von Ganzzugverkehren zu den wichtigsten Seehäfen, sowie kontinentalen Verkehrsknotenpunkten, die eine Anbindung an die bedeutendsten internationalen Logistikzentren gewährleistet, ist die WienCont auch im Containerhandel tätig und bietet Zusatzleistungen wie Containerreparatur an. Zusätzlich bietet die WienCont seit Anfang des Jahres 2019 mit ihrem Tochterunternehmen – Fehringer’s Technical Service Consulting GmbH – weitere Serviceleistungen wie die mobile Inspektion und Reparatur von Ladeeinheiten an.
Österreichische Energieagentur in Kürze
Die Österreichische Energieagentur liefert Antworten für die klimaneutrale Zukunft: Ziel ist es, unser Leben und Wirtschaften so auszurichten, dass kein Einfluss mehr auf unser Klima gegeben ist. Neue Technologien, Effizienz sowie die Nutzung von natürlichen Ressourcen wie Sonne, Wasser, Wind und Wald stehen im Mittelpunkt der Lösungen. Dadurch wird für uns und unsere Kinder das Leben in einer intakten Umwelt gesichert und die ökologische Vielfalt erhalten, ohne dabei von Kohle, Öl, Erdgas oder Atomkraft abhängig zu sein. Das ist die missionzero der Österreichischen Energieagentur. Der Bund, alle Bundesländer, bedeutende Unternehmen der Energiewirtschaft und der Transportbranche, Interessenverbände sowie wissenschaftliche Organisationen sind Mitglieder dieser Agentur.
hafen-wien.com | wiencont.com | wienholding.at | energyagency.at
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