Grüne Verpackung – Ein KEP-Kreislaufprojekt der Österreichischen Post mit der FH Oberösterreich und etlichen Handelsunternehmen in Österreich für Verpackungen soll im Frühjahr 2023 flächendeckend ausgerollt werden. Die Auswertung des Kreislaufwirtschaft-Piloten bei der Paket-Verpackung hat ergeben, dass mehrwegtaugliche Karton-Pakete nicht nur eine hohe Akzeptanz der Endverbraucher haben, sondern auch als Pfandsystem ausgerollt werden können.
Vor genau einem Jahr haben die Österreichische Post und die FH Oberösterreich gemeinsam mit den fünf in Österreich agierenden Handelsunternehmen DM, Interspar weinwelt, Intersport, Tchibo und Thalia die sogenannte „Grüne Verpackung“ vorgestellt: Es war ein Pilotprojekt für wiederverwendbare Paketverpackungen aus Karton im Online-Handel. Die Größen reichen dabei von Briefpaket bis zur mittelgroßen Verpackung. Das sind also Norm-Größen, welche einerseits den Großteil des Online-Geschäftes abdecken, aber andererseits vom Endkunden via Briefkasten oder Postpartner als Leergut wieder retourniert werden können. Nun liegen die wissenschaftlichen Ergebnisse des Markttests vor, die am 3. November im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurden.
Das eingesetzte Paket-Material
Zum Einsatz kommen in der neuen Kreislaufwirtschaft der Post Kartons und Taschen aus Holzfaserstoff, die bis zu 30 Mal verwendet werden können. Diese Verpackungen haben den Vorteil, dass sie im Gegensatz zu anderen Lösungen einen deutlich geringeren Emissionsanteil bei Produktion und Entsorgung aufweisen. Das sorgt dafür, dass sie bereits ab dem ersten vollständigen Versandzyklus den Break-Even-Point erreichen können und dadurch mit jedem weiteren Versand CO2-Emissionen und Rohstoffe einsparen.
F. Staberhofer – „Bereitschaft für Pfand ist hoch“
Diese Ergebnisse sind dabei nicht wenig überraschend und entsprechen dem heutigen Zeitgeist. Denn Endkunden haben in Zeiten des Klimawandels eine besondere Affinität zu Kartonverpackungen einerseits entwickelt. Andererseits gibt es mittlerweile auch eine hohe Bereitschaft, Gebinde, Flaschen und eben auch Pakete in irgendeiner Form zu retournieren, auch wenn es einen kleinen Mehraufwand für Endkunden bedeutet. Da die Paketverpackungen im Pilottest kostenlos angeboten wurden, dürfte daher auch die Bereitschaft zur Kreislaufwirtschaft im KEP-Bereich steigen, wenn dafür ein Pfandsystem angeboten wird. „Die Bereitschaft ist hoch, Pfand dafür zu bezahlen“, sagt Franz Staberhofer, Leiter des Logistikums an der FH Oberösterreich und Forschungsleiter im Rahmen des Pilotprojektes. Er beurteilt dies daher als einen Wertewandel, der erkennen lässt, dass dieser neue KEP-Verpackungsservice der Österreichischen Post und die KEP-Logistik selbst für die Endverbraucher einen immer höheren Wert hat. „Wir hoffen daher, dass unsere Ergebnisse eine Vielzahl an weiteren Handelsunternehmen dazu ermutigen, den Schritt in Richtung wiederverwendbarer Verpackungen zu wagen“, so F. Staberhofer weiter: „Damit könnten wir einen wichtigen Grundstein für das Funktionieren einer Kreislaufwirtschaft in diesem Bereich legen.“
Grüne Verpackung – Paketlösung dekarbonisiert KEP-Logistik
Der Pilottest wurde einer strengen Carbon Footprint Analyse unterzogen. In diesem Zusammenhang wurde Auswirkung der Grünen Verpackung auf das Klima während des gesamten Lebenszyklus berechnet. Darunter fallen auch die Herstellung der Verpackung, die Anlieferung sowie der Energieverbrauch bei der Annahme, Sortierung und Zustellung durch die Post. Die Carbon Footprint Analyse wurde deswegen gewählt, weil sie ein umfassendes Bild der Grünen Verpackung in puncto Nachhaltigkeit geben kann. Zudem kann mit dieser Methode auch die Verwendung von recyclebaren Kunststoff-Paketlösungen in Relation zu Kartonage-Lösungen gesetzt werden. – In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass Kunststoffgebinde mit abstand die schlechtesten Gesamtergebnisse hinsichtlich Dekarbonisierung und Klimaschutz aufwiesen, obgleich sie die meisten Mehrwegzyklen auf sich verbuchen konnten.
P. Umundum – „Paketlösungen überstehen mehrere Versandzyklen“
„Wir haben die Grüne Verpackung ein halbes Jahr intensiv getestet und können sagen, dass der Praxistest erfolgreich war. Die eingesetzten Paketlösungen überstehen mehrere Versandzyklen und werden von den Besteller:innen zurückgeschickt“, so Peter Umundum, Vorstandsdirektor für Paket & Logistik der Österreichische Post. Darum spreche alles dafür, dass die ‚Grüne Verpackung‘ nächstes Jahr als reguläres Service zur Verfügung stehen wird, so P. Umundum.
Grüne Verpackung – Das Pfandsystem steht dafür noch nicht
Was allerdings noch nicht feststeht, ist, wie das Pfandsystem des Mehrwegservices umgesetzt werden soll. Auch steht nicht fest, wie eine Zusammenarbeit in diesem Bereich mit Online-Großhändler Amazon realisiert werden könnte. „Wir sind hier für alles offen“, sagt P. Umundum auf Anfrage von blogistic.net. Man könne sich aber beispielsweise vorstellen, dass man dem Bestellkunden eine Wahlmöglichkeit gibt, die Paket- und Versandart über einen Button anzuklicken, so, wie das derzeit jetzt schon bei Amazon existiert.
Grüne Verpackung – Testergebnisse im Detail
Der Pilottest der Post fand von März bis September 2022 statt. Im Rahmen des Projektes wurden mehrere tausend Bestellungen mit wiederverwendbaren Verpackungen verschickt. Die Ergebnisse im Detail:
Eignung der Verpackungen
Kleine Verpackungen mit wenig bis keinem Füllmaterial sind für viele Produktkategorien geeignet. Die Rückgabe über Briefkästen, Post-Geschäftsstellen oder SB-Zonen der Post samt Rücktransport zu den Handelsunternehmen hat reibungslos funktioniert.
Grüne Verpackung und Lebensdauer
Alle eingesetzten Verpackungen haben den Pilottest gut überstanden. In der Praxis werden pro Verpackung zehn bis 20 Versandzyklen als realistisch angenommen. Verpackungen, die bis zu 100 Mal verschickt werden können, gehen aufgrund der Rückgabequote vor Erreichen dieser Marke verloren. Dadurch kann die Langlebigkeit nicht optimal genutzt werden. Verpackungen sollten daher günstig und funktional statt teuer und besonders langlebig sein.
Grüne Verpackung und ihre Akzeptanz bei Empfänger:innen
Die Bereitschaft zur Rückgabe von Verpackungen ist stark abhängig von den angebotenen Rückgabemöglichkeiten. Besonders beliebt ist etwa die Rückgabe per Briefkasten oder in Postfilialen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden bevorzugt die Rückgabe über den*die Zusteller*in oder SB-Zonen der Post. Um die Motivation zur Rückgabe der Verpackung zu erhöhen, sind Opt-in-Lösungen oder ein Pfandsystem notwendig. Etwa 85 Prozent der befragten Besteller:innen wären bereit, für eine Verpackung im Schnitt vier Euro Pfand zu hinterlegen.
Pfand oder Nicht-Pfand, das ist hier die Frage
Die Handelsunternehmen können dabei künftig übrigens selbst entscheiden, ob sie die wiederverwendbare Verpackung zum normalen Preis, mit einem einmaligen Aufschlag oder mit einem Verpackungspfand anbieten. Die Pfandsysteme können im eigenen Ökosystem der Handelsunternehmen im Zuge von Bestellung und Rückgabe abgehandelt werden. Die Post empfiehlt jedoch ein Modell des Verpackungspfands, das als Geldbetrag, Gutschein oder Prozente beim nächsten Einkauf an die Besteller:innen zurückgeht.
Ökologische Nachhaltigkeit der KEP-Lösung
Eine positive Ökobilanz zeigt sich vor allem bei den Verpackungen aus Holzfaser. Verpackungen aus recyceltem PET sind zwar auf bis zu 100 Versandzyklen ausgelegt, dadurch aber auch in der Herstellung deutlich aufwendiger. Da sie in der Praxis außerdem vor dem Ende ihrer Haltbarkeit verloren gehen, verschlechtert sich ihre Ökobilanz dadurch zusätzlich.
Grüne Verpackung in der Welt des Weines
Der Test der wiederverwendbaren Weinverpackung für die „Interspar weinwelt“ wurde verlängert. Hierfür wurden nämlich, in enger Abstimmung mit dem Handelsunternehmen und der FH Oberösterreich, gleich mehrere Generationen von Prototypen entwickelt. Hierbei geht es vor allem um die Qualität der Weine, die in der wiederverwendbaren Verpackung beim Transport zu garantieren. Der Praxistest dieser selbstentwickelten Verpackung wird daher bis zum Ende des Jahres verlängert.
Neues KEP-Service – Post beschafft und reinigt Verpackungen für den Handel
Basierend auf den bereits vorliegenden Ergebnissen hat sich die Österreichische Post entschlossen, dieses zukunftsträchtige Modell als eigene Dienstleistung ab dem Frühjahr 2023 anzubieten. Handelsunternehmen können dann Verpackungen bei der Post mieten und diese beim Check-out ihren Besteller:innen anbieten. Wird vom Adressaten diese Verpackung bei der Bestellung gewählt, verpackt das Unternehmen das Produkt in einer wiederverwendbaren Verpackung und das Paket wird wie gewohnt durch die Post zugestellt.
Grüne Verpackung – Was Verbraucher tun muss
Die Empfänger:innen sind mit ihrem Klick auf die Grüne Verpackung ein wesentlicher Teil der gewählten Kreislaufwirtschaft im KEP-Bereich. Sie entnehmen beim Empfang ihre Bestellung aus dem Karton, faltet diesen zusammen und retourniert ihn über die Briefkästen, Postfilialen, SB-Zonen der Post oder direkt bei einem Standort des Handelsunternehmens. Die Verpackung gelangt danach zu einer Aufbereitungsstelle der Post, wo sie gereinigt und bis zum nächsten Abruf gelagert wird.
Handel kann auch auf eigene Lösungen setzen
Handelsunternehmen müssen beim neuen KEP-Service der Post übrigens nicht auf die Paketlösungen der Post setzen. Sie können auch andere, eigene Arten von wiederverwendbaren Paketlösungen in ihrem Versandhandel einsetzen. Das Verpackungs-Retourenmanagement der Post läuft über dieselbe Infrastruktur der Post. Sie werden dann direkt in das Lager der Handelsunternehmen zugestellt, wo diese die Verpackungen jedoch selbst aufbereiten und lagern müssen.
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