Der russische Erdgasriese Gazprom verzeichnet im dritten Quartal 2020 einen Verlust von 2,8 Milliarden Euro. Ein Grund dafür ist die Coronakrise sein, die zu einem Kursverfall des russischen Rubel, einem Sinken der Rohstoffpreise und gleichzeitig einem sinkenden Bedarf an fossilen Brennstoffen führte. Inwieweit der Streit um Nord Stream2 dazu beigetragen hat, ist hingegen unklar. (mit Nachtrag vom 5.12.2020)
Der russische Erdgasriese Gazprom hat im dritten Quartal 2020 im Vergleich zum Vorjahr einen Verlust von rund 2,8 Mrd. Euro eingefahren. Das sind 251.3 Milliarden Rubel. Das berichtet die österreichsiche Nachrichtenagentur Pressetext Austria unter Berufung auf Unternehmensmeldungen. Zum Vergleich: Noch im dritten Quartal 2019 hatte der Konzern einen Gewinn von 2,3 Milliarden Euro (211,8 Milliarden Rubel). Ein Grund für den Fehlbetrag ist laut Gazprom vor allem die durch die Corona-Krise geschwächte russische Nationalwährung. Zudem dürfte sich der Preisverfall auf den Rohstoffmärkten aufgrund sinkender Nachfrage wegen der Krise in den Zahlen niedergeschlagen haben. Inwieweit jedoch der Streit mit den USA wegen Nordstream2 und dem gestoppten Bau der Pipeline sich auswirkt, ist nicht klar. Dieser dürfte sich jedoch langfristig auf den Unternehmenserfolg des Energielieferanten auswirken.
Umsätze im freien Fall
Wie Pressetext Austria berichtet, lagen die Umsätze von Gazprom im dritten Quartal 2020 bei umgerechnet 15 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum des Vorjahres 2019 konnten sich Verantwortliche wie die Aktionäre gleichermaßen noch über einen Gewinn von 17,5 Milliarden Euro freuen. In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 ist die Bilanz ähnlich schwach. Der Nettoumsatz ist sackte um 30 Prozent auf etwa 22 Milliarden Euro ab. „Diese Veränderung wurde hauptsächlich durch eine Verringerung von durchschnittlichen Preisen und dem Verkauf in Europa ausgelöst“, heißt es von Gazprom.
Exportpreis problematisch
Besonders problematisch für Gazprom war dabei der niedrige Exportpreis für Erdgas. Im dritten Quartal 2019 lag er noch bei 169,8 Dollar pro 1.000 Kubikmeter. In diesem Jahr liegt er nur noch bei 117,2 Dollar. Und der auf ausländische Währungen laufende Schuldendienst des Unternehmens hat aufgrund des schwächelnden Rubel den hohen Verlust dann endgültig besiegelt.
Gazprom-Aktie moderat im Minus
Die schlechten Zahlen führten in weiterer Folge zu einem Nachgeben der Gazprom-Aktie auf den Börsen, wenn auch nur vergleichsweise schwach. Bei Redaktionsschluss dieser Meldung (30.11.2020, 12:58 Uhr) notiert das Gazprom-Papier mit einem Minus von 1,64 Prozent bei 0,07 Euro. Dieser hat sich bis heute (5.12.2020) leicht erholt. Nach dem Corona-bedingten „Horrorjahr“ 2020 dürfte es für den Rohstoffriesen im kommenden Jahr allerdings wieder deutlich besser laufen. So rechnen die Analysten für das Jahr 2021 wieder mit einem kräftigen Gewinn.