Während Bund, Länder und Gemeinden in Österreich den demografischen Wandel bei ihrer Infrastrukturplanung noch kaum auf dem Radar haben, liefern Händler wie Logistiker, wie etwa die Österreichische Post, bereits Lösungen, um die Versorgungssicherheit flächendeckend zu garantieren.
Der demografische Wandel stellt die Gemeinden Österreichs vor gewaltige Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Bevölkerungsentwicklung. Während Ballungszentren wie Wien, Linz, Graz oder andere Landeshauptstädte mit einem starken Zustrom vor allem jüngerer Menschen konfrontiert sind, dünnen ländliche Gemeinden zunehmend aus. Der Effekt: Sie vergreisen dramatisch. Wie weit die Altersschere dabei auseinander geht, zeigt sich etwa im Vergleich der steirischen Bergbaugemeinde Eisenerz mit Wien. In Eisenerz wurde nach Eisenerz gegraben, bis in die 1970er Jahre hinein war die Stadt ein „Boomtown“. Mit dem Niedergang der europäischen Montanindustrie verlor auch Eisenerz für die österreichische Stahlgewinnung an Bedeutung. Mit erheblichen Folgen für die Montangemeinde: Seither wandern vor allem junge Familien weg und suchen woanders – etwa in Wien – ihr Glück. Ein wesentlicher Grund dafür sind die mangelnden Zukunftsperspektiven.
Land vergreist, „Jungbrunnen“ Stadt. Auf diese Weise ist der Anteil der Eisenerzer Mitbürger, die über 65 Jahre alt sind, auf 37,2 Prozent gewachsen. Die Stadt weist somit ein Durchschnittsalter von 54,6 Jahren auf. Wien wächst hingegen um jährlich rund 20.000, zumeist junge, Einwohner. Dies drückt das Durchschnittsalter der österreichischen Bundeshauptstadt auf 41 Jahre hinunter.
Das Konzept wird die Lebensmittelversorgung in Österreich revolutionieren.
DI Peter Umundum, Vorstand Paket & Logistik Österreichische Post
Öffentliche Hand konzeptlos
Die dramatischen Bevölkerungsbewegungen wirken sich freilich auf die Infrastrukturen der Gemeinden aus. So sterben Nahversorger in Österreichs Landgemeinden mangels Umsätzen zunehmend aus, während die Nahversorgung in den Ballungszentren wegen der Massen zunehmend zum Problem wird. Es fehlt hier vor allem an rentabel zu bewirtschaftenden Flächen. Zudem werden Einzelhändler immer massiver durch Verordnungen, Gebühren, Steuern und Abgaben belastet und deren Zulieferverkehre teilweise schikanös bedrängt. So soll es etwa in Wien immer wieder zu Zwischenfällen mit sogenannten „Parksheriffs“ kommen, die Zulieferer, die keine Parkmöglichkeiten haben, mit Strafmandaten bedenken. Denn die Stadt Wien plant Logistikflächen bei ihrer Verkehrsplanung nicht ein, so die Kritik etwa der KEP-Dienstleister.
Verständnis fehlt. Mit anderen Worten: Bislang haben Bund, Länder und Gemeinden kaum Lösungskonzepte dafür präsentiert, die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten oder zu verbessern. Dabei mangelt es bei den politischen Entscheidern vor allem am Verständnis für die ökonomische Situation der jeweiligen Nahversorger und für die logistischen Notwendigkeiten ihrer Bewohner. Hierbei ist es unerheblich, ob der Endverbraucher in einem Ballungsraum oder in einer ländlichen Gemeinde wohnt: Die Ware muss transportiert werden, um die Versorgungssicherheit flächendeckend herstellen zu können.
Logistiker bieten Versorgungssicherheit
Logistikunternehmen bieten hierfür mittlerweile unzählige B2C-Lösungen. Eine davon ist etwa die Frischelogistik, welche die Österreichische Post gemeinsam mit dem Lebensmittelhändler Unimarkt schon seit geraumer Zeit in Oberösterreich betreibt. Dabei können Online-Kunden ihre Lebensmittel aus einem großen Warenkorb bestellen, der von Frischware bis Haltbarware reicht und sich noch am selben Tag bis 21 Uhr von der Post liefern lassen. Dieses Same-Day-Delivery-Angebot der Post ist generell in Ballungszentren Österreichs erhältlich, das Same-Day-Angebot von Unimarkt jedoch derzeit nur im Großraum Linz. Flächendeckend können Online-Kunden ihre Lieferung jedoch spätestens am nächsten Tag mit dem Postboten erwarten. „Das Konzept wird die Lebensmittelversorgung in Österreich revolutionieren“, sagt Post-Logistik-Vorstand Peter Umundum gegenüber BUSINESS+LOGISTIC.
Frische per Post
In der Praxis bringt der Zusteller die gekühlten Waren in speziell entwickelten und zertifizierten Kühlboxen. Mit Kühlakkus, die je nach Inhalt, Größe und Bedarf individuell einlegbar sind, halten die Boxen die Waren bis zu 48 Stunden einwandfrei gekühlt. Die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Kühlketten wird so von der Post problemlos bewerkstelligt – auch im Sommer. Wie bereits erwähnt, kann die Post Lebensmittelhändlern in den Landeshauptstädten jederzeit die Installation eines Same-Day-Services anbieten. Dabei kommen die Bestellungen zwischen 17 und 21 Uhr an. Und falls bei der Zustellung nicht geöffnet wird, ruft der Zusteller den Empfänger an, um die Ware zu übergeben, sofern der Adressat seine Telefonnummer bei der Bestellung hinterlegt hat. Ist der Kunde auch nicht telefonisch erreichbar, wird die Kühlbox dann direkt vor der Wohnungstür abgestellt. So erhält dieser in jedem Fall seine Lebensmittel wunschgemäß noch am gleichen Tag.