FREIHEIT – Durch die Corona-Krise steht für Europa viel auf dem Spiel

Die Corona-Krise ist noch lange nicht vorbei und führt zu einer Neuordnung der Welt. Das ist bereits jetzt schon absehbar. Für Europa und die Europäische Union (EU) stehen dabei seine Freiheit und seine Werte wie Menschenwürde, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auf dem Spiel, die sich der Kontinent mühsam erarbeitet und erstritten hat, und die ihn einzigartig in der Welt machen.

Freiheit: Die Bande der europäischen Demokratien sind fest. (Foto: Lupo / www.pixelio.de)
Freiheit: Die Bande der europäischen Demokratien sind fest, werden aber stark beansprucht. (Foto: Lupo / www.pixelio.de)

Ein Kommentar von HaJo Schlobach

Erst nach und nach werden die Spuren sichtbar, welche das Corona-Virus und die weltweiten Shutdowns in Gesellschaft und Wirtschaft hinterlassen. Noch sind aber in keiner Weise die Auswirkungen der Krise erfasst, welche die Menschheit wohl über Generationen hinweg belasten werden, denn die Krise dauert mit unverminderter Härte an. Staaten wie die USA oder Brasilien, aber auch die Industrienationen der EU werden weiterhin massiv vom Virus gebeutelt und kein Ende ist dabei in Sicht. Selbst wenn es den Wissenschaftlern gelingt, in absehbarer Zeit wirksame Impfstoffe und Medikamente zu entwickeln, so ist es doch mehr als fraglich, dass die Industrienationen und die Schwellenländer auf den Pfad ihrer Entwicklung zurück kehren können, den sie wegen COVID19 verlassen mussten.

Die Neuordnung der Welt

Vielmehr ist anzunehmen, dass das Virus zu einer Neuordnung der Welt führen wird. Politische Zentren und Wirtschaftszentren, die heute noch von ihrem Reichtum zehren, werden sich massiv wandeln müssen, wollen sie nicht in die Bedeutungslosigkeit abdriften. Und woanders werden neue Zentren entstehen, wo es vor Corona nicht möglich schien. Das war schon immer der Lauf der menschlichen Geschichte. So, wie es derzeit scheint, verlieren die USA – auch wegen einer durchaus als dekadent und unfähig zu bezeichnenden Regierung Donald Trump – ihre Supermachtstellung in der Welt. Es dürfte auch nur noch eine Frage der Zeit sein, wann zur Corona-Pandemie noch ein Börsencrash die derzeit noch größte Wirtschafts- und Militärmacht in die Knie zwingt. Die nahezu pervers-widersprüchliche Situation hochfliegender Börsenkurse trotz weltweiter Rezession könnten ein Indiz dafür sein.

Politische Zentren und Wirtschaftszentren, die heute noch von ihrem Reichtum zehren, werden sich massiv wandeln müssen, wollen sie nicht in die Bedeutungslosigkeit abdriften.

Feiern bis es kracht. Es wirkt fast so, also wollten die Schönen und Reichen der Welt noch exzessiv abfeiern, bevor ihr Luxusliner unter geht. Sie füttern dabei in ihrer Dekadenz noch den geopolitischen Widersacher in Asien an, der zwar seinen Untertanen größtmöglichen materiellen Wohlstand, dafür jedoch maximale Unterdrückung verspricht, wenn sie sich nicht seiner Willkür unterwerfen. Gemeint sind Xi Jinping und die Kommunistische Partei der Volksrepublik China. Diese Diktatur mit ihren immer weiter ausgefeilten Überwachungssystemen macht sich auf, George Orwells Roman „1984“ zu verwirklichen. In knapp einer Generation könnte China so weit sein, wenn die freie Welt nicht bald beginnt, auf die Bedrohung durch diese Diktatur adäquat zu reagieren.

Verschwörern auf der Spur. Doch auch am anderen gesellschaftlichen Rand feiern sich Verschwörungstheoretiker, Identitäre, Impfgegner und andere mit ihren Anti-Corona-Demonstrationen als neue Freiheitsbewegung und Gegner des sogenannten „Establishments“. Sie sehen sich von allem und jedem bedroht: EU, Ausländer, Wissenschaftler, Gesichtsmasken, Impfungen und ihren Impfstoffen, Merkel, „Lügenpresse“, dem Rechtsstaat, der Demokratie an sich usw. Und sie sehen sich wieder einmal einer (jüdischen) Weltverschwörung gegenüber, und tun das auch lautstark Kund, wie zuletzt in Berlin. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen von rund 20.000 Leutchen hat dort den unterschiedlichsten Pächtern der „wirklichen Wahrheit“ johlend zugehört und sich derart euphorisieren lassen, dass sie sich als „das Volk“ (vermutlich Deutschlands) wähnen, das wieder einmal millionenfach „erwacht“.

Freiheit: Liberalismus als ideologiebefreiter Weg in die Zukunft

Freiheit: In der Ruhe und der Besonnenheit liegt die Kraft, welche Europa durch stürmisches Gewässer führen kann. (Foto: Twinlili / www.pixelio.de)
Freiheit: In der Ruhe und der Besonnenheit liegt die Kraft, welche Europa durch stürmisches Gewässer führen kann. (Foto: Twinlili / www.pixelio.de)

Diesen Exzessen gilt es, mit Besonnenheit und Ruhe aber dennoch konsequent entgegen zu treten und sich in der Welt zu behaupten. Es geht dabei um viel, denn durch die Neuordnung der Welt, welche Extremisten jenseits des Atlantiks, in Asien und an den Rändern der EU vornehmen wollen, stehen unsere Freiheit und die weltoffene, liberale Lebensart und -weise auf dem Spiel.

Chancen sind intakt. Die Chancen für das liberale und weltoffene Europa mit seinen Werten Menschenwürde, Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie seiner sozialen Marktwirtschaft sind dabei intakt, in dieser geopolitischen Neuordnung der Welt eine Hauptrolle einnehmen und dabei die Hüterin der freien Welt übernehmen zu können, welche die USA spätestens mit Donald Trump verloren haben. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die europäischen Bürger einerseits erkennen, was sie an ihren liberalen Werten und den darauf basierenden Regelwerken wie etwa den EU-Vertrag von Lissabon haben und dass diese nicht nur schützenswert, sondern einzigartig sind in der Welt. Andererseits dürfen sie diese Werte und Regeln nicht damit verspielen, indem sie den Schalmaiengesängen der Ideologen des Konservatismus und der freien, sprich: regellosen Marktwirtschaft über Gebühr gehör schenken. Diese Ideologen sind illiberal und antidemokratisch, weil sie letztlich einem ökonomischen Sozialdarwinismus das Wort reden, der zur Elite-Bildung und Unfreiheit der Individuen führt, die nicht zur Elite gehören. Diese Ideologen arbeiten problemlos mit den Diktaturen der Welt zusammen. Für sie zählt nämlich nur der „Deal“. Es ist dabei jedoch nicht der Deal der liberalen Welt, sondern der der illiberalen Eliten, und zwar unabhängig davon, ob sie nun Kommunisten oder Ideologen des Konservatismus oder irgendeiner faschistischen Ideologie sind.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen den Erhalt Ihrer Freiheit und Gesundheit.

Ihr blogistic.net-Team

Hajo Schlobach
Herausgeber und Gründer der HJS MEDIA WORLD – Die ganze Welt der Logistik
hjs(at)journalismus.at 

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