Frauenpower – Klaudia Tanner ist die erste Bundesministerin für Landesverteidigung in Österreich – und auch die erste Frau an der Spitze des österreichischen Bundesheeres. Unter ihrer Federführung wandelt sich die Armee mehr als bei ihren Vorgängern zu einem attraktiven Arbeitgeber auch für Frauen. Sie besetzen heute nach und nach Führungspositionen. Aber auch der Luftfahrt-Industrie drückt die tough wirkende Ministerin ihren Stempel auf. Dies wird im Zusammenhang mit der Airpower 24 deutlich.
Als Klaudia Tanner vor rund drei Jahren als Bundesministerin für Verteidigung angelobt wurde, schlug ihr nicht gerade ungeteilte Begeisterung entgegen. Denn einerseits übernahm sie ein finanz-ramponiertes Ressort, das von den Vorgängerregierungen durchweg stiefmütterlich behandelt wurde. Und das, obgleich die “Immerwährende Neutralität” bei sämtlichen Parteien in Österreich wie eine Monstranz vorweg getragen wird. Dass damit eine Verpflichtung zur adäquaten Ausstattung des Österreichischen Bundesheeres verbunden sein könnte, daran wollte in Wien seit dem Fall des “Eisernen Vorhangs” niemand so richtig denken. Andererseits galt dieses Ressort eher als ein politischer Schleudersitz, der viel Arbeit, aber wenig Anerkennung versprach. Das dürfte sich mit K. Tanner geändert haben. Ihr gelang es nämlich, dass sie heute den größten Etat aller Zeiten für die Landesverteidigung Österreichs verantworten kann.
Der Weg zum Erfolg war steinig
Dabei galt die gebürtige Niederösterreicherin bei Amtsantritt 2020, sie war damals langjährige Geschäftsführerin des ÖVP-Bauernbundes, nicht gerade als Traumbesetzung für das Militärische. Wie wollte sie die, ob ihres Ausstattungszustandes mittlerweile murrende Truppe, befrieden, stellten sich viele politischen Analysten die Frage? Und wie sollte das noch dazu vor dem Hintergrund gelingen, dass der Sparkurs auch unter ihrer Führung weiter fortgesetzt werden sollte? Letzteres stieß ganz besonders auch deswegen auf Unverständnis, weil kurz vorher Übergangs-Verteidigungsminister Thomas Starlinger noch einen Finanzierungsbedarf von 17 Milliarden Euro errechnete, damit das Bundesheer überhaupt einsatzfähig ist. Gleichzeitig stießen ihre Reformpläne für das Bundesheer kaum auf Begeisterung. Diese sahen nämlich einerseits zunächst eine Abkehr von der Landesverteidigung vor. Andererseits wollte sie das Personal in der Zentralstelle reduzieren. Deswegen wurde sie dann auch zum Rapport beim obersten Befehlshaber des Heeres, Bundespräsident van der Bellen gerufen.
Frauenpower – Sie ist heute die klare Nr. 1
Doch trotz der Anfangsschwierigkeiten setzte sich die nach Außen tough wirkende K. Tanner letztendlich durch. Heute gilt sie unbestritten als die Nr. 2 bei der Truppe, nach dem Bundespräsidenten, und als die Nr. 1 im Ministerium. Und…ihre Frauenpower ist erfolgreich. Heute kann sie nämlich nicht nur das größte Verteidigungsbudget seit Bestehen der 2. Republik verantworten. Über vier Milliarden Euro stehen der Ministerin im neuen Haushaltsplan für 2024 zur Verfügung. Und davon macht Tanner auch ausgiebig gebrauch. So wird unter ihrer Leitung nicht nur via “European Sky Shild”, gemeinsam mit Deutschland und der ebenfalls neutralen Schweiz, ein gemeinsames Flugabwehrsystem beschafft. Gleichzeitig werden Mittelstreckenraketen und Hubschrauber angeschafft. Zudem sollen damit die mittlerweile nahezu fluguntauglichen Hercules – Transportflugzeuge durch Embraer C-390 Maschinen aus Brasilien ersetzt werden. Hinzu kommen Investitionen in die Cyber-Sicherheit und, und, und… Ihr erklärtes Ziel ist es, das Bundesheer auf die Herausforderungen der Zukunft und auch auf die sich komplett gewandelte Sicherheitslage weltweit vorzubereiten: “Wir müssen schreckliche Bilder erleben mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und dem Krieg im Nahen Osten erleben”, sagt K. Tanner im Gespräch mit BUSINESS+LOGISTIC und blogistic.net. Für sie ist daher klar, dass das Bundesheer dazu ertüchtigt werden muss, diesen Herausforderungen adäquat zu begegnen: zur Luft und zu Land.
Mehr Frauenpower macht Bundesheer attraktiver
Doch nicht alleine damit verschafft sich die Ministerin in der Koalition einerseits und in der Truppe andererseits Respekt. Sie setzt auch in der Diversifizierung des Personals für die Geschichte des Bundesheeres Maßstäbe. So trieb sie die Frauenpower im Bundesheer voran. Eine ihrer zentralen Maßnahmen waren und sind hierbei gezielte Rekrutierungen von Frauen für verschiedene Positionen. Unterstützt von umfassenden Informationskampagnen und Veranstaltungen werden dabei Frauen ermutigt, sich für eine Karriere beim Militär zu entscheiden. Dies führte in den letzten Jahren zu einer Zunahme der weiblichen Präsenz in den Reihen des Bundesheeres, angefangen von Basispositionen bis hin zu Führungspositionen.
Auf Chancengleichheit setzen
Dabei steht bei ihr die Chancengleichheit im Fokus, mehr Frauenpower im Bundesheer zu etablieren. Die Ministerin setzt sich deswegen nachdrücklich für die Sicherstellung ein, dass Frauen die gleichen Karrieremöglichkeiten haben wie ihre männlichen Kollegen. Dies beinhaltet allerdings nicht nur die Rekrutierung, sondern auch den Zugang zu Fortbildungs- und Beförderungsmöglichkeiten. Die Förderung von Frauen in höhere Ränge des Militärs sei ein wichtiger Schritt, um eine ausgewogene und diverse Führungsebene zu gewährleisten, heißt es aus dem Verteidigungsministerium.
Frauenpower – Für die Armee eine Umstellung
Klar, dass eine männer-dominierte Umgebung wie die Armee für so eine Umstellung entsprechend sensibilisiert werden muss. Diese Sensibilisierung für Geschlechterfragen im Militär wird unter K. Tanner durch Schulungen und Informationsveranstaltungen laufend verstärkt. Ziel ist es, eine inklusive Kultur zu fördern, die auf Respekt und Gleichberechtigung basiert. Dies trägt nämlich nicht nur dazu bei, Vorurteile abzubauen, sondern schafft auch eine Umgebung, in der Frauen ihre Fähigkeiten und Qualitäten optimal entfalten können.
Mehr Flexibilität gefordert
Die Flexibilität ist hierbei ein weiterer Schlüsselaspekt der Frauenförderung im Bundesheer. Die Vereinbarkeit von Familie und Militärdienst wird deshalb auch durch flexible Arbeitszeitmodelle und Unterstützungsprogramme erleichtert. Dies ermöglicht es somit Frauen, sowohl ihre beruflichen als auch persönlichen Verpflichtungen erfolgreich zu bewältigen. Netzwerke und Mentoring-Programme spielen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung von Frauen im Militär. Der Aufbau von Verbindungen und die Bereitstellung von Mentoring-Möglichkeiten fördern nicht nur den Austausch von Erfahrungen, sondern bieten auch praktische Unterstützung bei der beruflichen Entwicklung.
Der Wandel zum attraktiven Arbeitgeber
Insgesamt spiegelt die Entwicklung der Frauenpower im Österreichischen Bundesheer einen positiven Wandel wider. Durch die konsequenten Bemühungen von Bundesministerin Tanner und anderen Akteuren im Militär, wird nicht nur die Gleichstellung vorangetrieben, sondern dürfte auch die Effizienz und Vielseitigkeit der Streitkräfte stärken. Außerdem, und das ist auch ein wichtiger Aspekt: Das Bundesheer könnte so zu einem interessanteren Arbeitgeber werden. Denn trotz Wehrpflicht entscheiden sich viel zu wenig für einen Beruf im Rahmen des Bundesheeres.
4.000 Soldat:innen fehlen
Dies könnte sich in den nächsten Jahren zu einem mittelschweren Problem auswachsen, wenn sich die sogenannten Baby-Boomer in ihre Pension verabschieden. Insgesamt 4.000 Berufssoldat:innen und noch mehr Mitarbeiter:innen werden in den nächsten Jahren in Österreich in Pension gehen. Und neue zu finden sei laut dem Bundesheer nicht so einfach. Speziell Soldatinnen möchte man daher für das Bundesheer rekrutieren, betont etwa Oberstleutnant Maria Eder in einem Gespräch mit dem STANDARD. Sie leitet die Abteilung Personalgewinnung beim Österreicheschen Bundesheer. Derzeit seien 4,4 Prozent der Bediensteten beim österreichischen Bundesheer Frauen. Da sei laut Eder noch Luft nach oben.
Frauenpower auf der Airpower 24
Es bleibt also noch einiges zu tun, die Diversität im Bundesheer voranzutreiben. Eine der bekanntesten Möglichkeiten, auf das Bundesheer aufmerksam zu machen, dürfte dabei – neben der Präsentation auf dem Heldenplatz beim Jahrestag der Republik – die Airpower 24 in Zeltweg sein. Europas größter Flugshow-Event wird auch im kommenden Herbst 2024 wieder mehr als 300.000 Menschen aus ganz Österreich anlocken. Und es ist eine Möglichkeit für das Bundesheer, sich nicht nur als Mitorganisator zu präsentieren, sondern mit seinen Logistikfähigkeiten auch dafür zu sorgen, dass der Red Bull – Event in Zeltweg reibungslos über die Bühne geht. Hierfür hat man, unter der Federführung des Verteidigungsministeriums, des Landes Steiermark des Bundesheeres ein Verkehrs-, Versorgungs- und Sicherheitskonzept entwickelt, damit die Airpower als wirtschaftlicher Impulsgeber für diese strukturarme Region des Landes Steiermark seine volle Wirkung entfalten kann. Nach Angaben der steiermärkischen Landesregierung soll hierbei alleine das AIRPOWER-Wochenende aufgrund der zusätzlichen Nachfrage in den Bereichen Tourismus, Freizeitwirtschaft und Handel sowie Gastronomie eine Wertschöpfung von rund neun Millionen Euro in der Region Murtal bringen. Das Murtal war zum Veranstaltungswochenende 2022 de facto ausgebucht, alle Gastronomiebetriebe in der Region verzeichneten erhöhte Frequenz und Umsätze – und das schon Wochen zuvor. Aber auch sonst erwartet man sich auch Seitens des Tanner-Büros weitere Impulse für die steirische und österreichische Wirtschaft. So wird die Airpower 24 verstärkt zum europäischen Treffpunkt der internationalen Flugzeug- und Automotive-Wirtschaft. Wenn es gelingt, diese Potentiale der Show auch auf diesem Gebiet weiter zu heben, dann ist die Wertschöpfung kaum mehr bezifferbar.
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