Die Speditionsverbände DSLV und SLV schlagen Alarm. Wegen personeller Strukturmängel insbesondere der Cargo-Abfertiger Frankfurt Cargo Services, FCS, und LUG Aircargo Handling, kommen Spediteure am Fraport immer mehr in Lieferverzug. Die Airlines halten sich derzeit dabei schadlos.
Akuter Personalmangel bei den Frachtabfertigern für Air Cargo und eine unzureichende Verkehrssteuerung am Fraport bringen die Air-Cargo Spediteure und Transporteure auf die Barrikaden. Sie riefen Ende letzter Woche in einer Presseaussendung die Airlines und die im Luftfrachtumschlag eingesetzten Cargo Handling Agenten zur Verantwortung und forderten sie auf, Abfertigungsengpässe insbesondere in Frankfurt Cargo City Süd zu beseitigen. Gemeint sind dabei vor allem um die Fraport-Tochter FCS und das mittelständische Abfertigungsunternehmen LUG.
Probleme völlig ausgeufert
Die Probleme der Frachtabfertiger führen schon seit längerer Zeit zu ausufernden Wartezeiten an den Abfertigungsstellen, Lieferverzügen bis hin zu Lieferausfällen. Nicht selten würden die Transportunternehmen nach Wartezeiten von bis zu zehn Stunden die für den Export bestimmten Luftfrachtsendungen wieder zurück in die Speditionsläger befördern, nachdem der Abflugtermin des Frachtflugzeugs bereits verpasst wurde, bemängeln DSLV und SLV. Zusätzlich verschärft hat sich die Situation durch die in den letzten Monaten stark angestiegenen Frachtmengen. Auch immer mehr Importsendungen blieben dadurch liegen und könnten den Kunden nur mit massiven Verspätungen zugestellt werden, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. „Als Tüpfelchen auf dem ‚i‘ seien derzeitige Tarifauseinandersetzungen der Abfertiger mit der Gewerkschaft ver.di“, sagt Reinhard Lankes, Leiter der Luftfrachtspeditionen beim DSLV gegenüber blogistic.net.
„Die Airlines sind die Auftraggeber der Abfertiger. Die Spediteure und Frachtunternehmen müssen dabei nehmen, was ihnen vorgesetzt wird.“ (Reinhard Lankes, Leiter Luftfrachtspeditionen, DSLV)
Fraport: „Nehmen Situation sehr ernst“
Fraport-Sprecher Christian Engel bestätigte gegenüber blogistic.net die Probleme, verwies jedoch darauf, dass Flughafenbetreiber Fraport keine Möglichkeit habe, in die Personalpolitik der Abfertiger eingreifen könne. Auch greife man nicht in Tarifauseinandersetzungen ein. „Die Situation insgesamt nehmen wir sehr ernst und befinden uns dazu als Moderator in lösungsorientierten Gesprächen mit der in der Cargo City Süd ansässigen Fracht-Community“, so C. Engel weiter.
Transportunternehmen weigern sich
„Unsere eigentlichen Ansprechpartner in dieser Situation sind in Wahrheit gar nicht die Abfertiger selbst, sondern die Airlines. Sie sind die Auftraggeber der Abfertiger. Die Spediteure und Frachtunternehmen müssen nehmen, was ihnen vorgesetzt wird“, ist R. Lankes erbost. Und in der Tat: Seitens der Airlines zeigt man bislang wenig Anstalten, die Situation bei den Spediteuren und betroffenen Frachtunternehmen zu verbessern und wälzt die Verantwortung sowie die Kosten einfach ab. Eine Folge: Inzwischen haben Luftfrachtspediteure demzufolge Probleme, überhaupt noch Transportunternehmen zu finden, die unter diesen Umständen bereit sind, den Frankfurter Flughafen anzufahren.
Keine Entspannung in Sicht
DSLV und SLV haben in mehreren Krisengesprächen mit den Cargo Handling Agenten und der Flughafenbetreibergesellschaft Fraport eine umgehende Verbesserung der inakzeptablen Zustände gefordert. Auch liege eine Zusage, zusätzliches Personal einzustellen und die Verkehrssteuerung an den Be- und Entladerampen zu optimieren, inzwischen vor.
„Die Situation nehmen wir sehr ernst und befinden uns dazu als Moderator in lösungsorientierten Gesprächen mit der in der Cargo City Süd ansässigen Fracht-Community.“ (Christian Engel, Pressesprecher Fraport)
Weitere Verzögerungen erwartet. Die Speditionsverbände glauben jedoch nicht, dass dich die Zustände am Frankfurter Flughafen in absehbarer Zeit positiv ändern werden. Im Gegenteil: Die Lage wird sich nach deren Einschätzung sogar eher zuspitzen, da die Gewerkschaft ver.di zur Durchsetzung der laufenden Tarifverhandlungen derzeit größere Cargo Handling Agenten am Flughafen bestreikt. Die deutsche Wirtschaft wird sich daher bis zum Jahresende sowohl im Import als auch im Export auf weitere Verzögerungen bei Luftfrachttransporten einstellen müssen.
Schäden nicht bezifferbar
„Der entstandene Schaden für die Luftfrachtspediteure und ihre Kunden ist bereits immens und muss von den hierfür Verantwortlichen, den Airlines und den von ihnen für den Luftfrachtumschlag eingesetzten Cargo Handling Agenten, übernommen werden“, fordern DSLV und SLV unisono. Doch werden Schäden für Spediteure, Transportunternehmen und deren Kunden kaum konkret zu beziffern sein. „Wie bewertet man einen Vertrauensverlust und Imageschäden?“, fragt R. Lankes. Er glaubt daher, dass es kaum möglich sein wird, die Airlines regresspflichtig machen zu können und rät den Unternehmen, genau darüber Buch zu führen. „Die Airlines haben einen breiten Rücken und wissen, dass Schadensersatzverfahren langwierig sind und einen ungewissen Ausgang haben“, so der Luftfrachtspezialist. Bestätigt wird er durch die Tatsache, dass sich die Airlines bislang überhaupt nicht mit der bedrohlichen Lage auseinandergesetzt haben. DSLV und SLV appellieren deshalb an die Airlines, Europas wichtigsten Luftfrachtstandort und ihr eigenes Geschäftsmodell nicht weiter zu gefährden.
www.fcs.wfs.aero