FACHKRÄFTE – Mangel bei Logistikern

Der Mangel an qualifiziertem Personal ist besonders für die Mehrheit der Arbeitgeber im Bereich der Logistikdienstleistung von zentraler Bedeutung. Dies ergab eine Auswertung der Frühjahrsumfrage zum Fachkräftemangel der Bundesvereinigung Logistik (BVL). Gestützt wird die Untersuchung von einer weiteren von Price Waterhouse Cooper (PWC) vom Sommer im Bereich der Transportlogistik.

Der Mangel an Fachkräften ist keine Fiktion, wie das Kritiker gerne unterstellen, sondern harte Unternehmensrealität. Insbesondere die Logistikbranche – von Intralogistik, IT bis Transportlogistik – ist davon betroffen. Dies ergab die Frühjahrsumfrage der Bundesvereinigung Logistik (BVL) und wird durch eine Untersuchung von PWC im Bereich der Transportlogistik gestützt. PWC gibt dabei Tipps, wie dem Fachkräftemangel entgegen gewirkt werden kann.

Die Frühjahrsumfrage der BVL 

Die BVL erhebt regelmäßig den Stand der Fachkräfte und Beschäftigten in der Logistikbranche. So auch dieses Jahr im Frühjahr. Für die Umfrage wurden dabei insgesamt 112 BVL-Mitglieder aus Logistikdienstleistung, Handel und Industrie befragt, die im Personalbereich arbeiten oder Personalverantwortung tragen. Die Betriebsgröße der Befragten reicht hier von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bis hin zu Konzernen; insgesamt beschäftigen die teilnehmenden Unternehmen rund 900.000 Menschen.

Differenziertes Bild. Die Auswertungen ergaben ein differenziertes Bild zwischen Industrie, Handel und Logistikdienstleistern. So gaben zwar 90 Prozent der Befragten aus Logistikdienstleistung, Handel und Industrie an, den Mangel an Fachkräften im Arbeitsfeld Logistik zu spüren. Auf das eigene Unternehmen angesprochen, erklärten aber lediglich 44 Prozent der Befragten aus Handel und Industrie, einen Mangel zu erleben. Deutlich angespannter zeigt sich die Lage bei den Logistikdienstleistern: Hier melden 78 Prozent einen Fehlstand. Diese leiden also besonders unter dem Fachkräftemangel.

Logistikdienstleister betroffen. Das drückt sich unter anderem auch darin aus, dass bei 35 Prozent der Teilnehmer aus der Logistik die Hälfte der offenen Stellen auch nach zwölf Monaten unbesetzt bleibt, während sich rund 80 Prozent der befragten Verantwortlichen aus Handel und Industrie in der Lage sehen, im selben Zeitraum bis zu 100 Prozent der Vakanzen zu besetzen. Kurzfristig können noch mehr Positionen nicht adäquat besetzt werden: Innerhalb von drei Monaten bleibt bei rund 55 Prozent der Befragten jede zweite vakante Stelle offen. 38 Prozent der Befragten gaben darüber hinaus an, dass auch Ausbildungsplätze frei bleiben. Hierbei zeigen sich jedoch regionale Unterschiede: In Süddeutschland bleiben deutlich mehr Ausbildungsplätze unbesetzt (44 Prozent) als im Norden (33 Prozent).

Beim Wettbewerb um Fach- und Nachwuchskräfte spüren Logistikdienstleister immer mehr den Wettstreit mit Firmen aus anderen Wirtschaftsbereichen, deren Arbeitsumfeld unter möglichen Bewerbern besser angesehen wird. Umso wichtiger ist es, dass die Logistik mehr für ihr Image tut. Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender BVL-Geschäftsführung

Zukunft unsicher. Auch bei den Zukunftsprognosen gehen die Aussagen auseinander. So rechnen rund 87 Prozent der befragten Logistikdienstleister jedoch „nur“ 64 Prozent der befragten Verantwortlichen aus Handel und Industrie damit, dass sich der Fachkräftemangel langfristig negativ auf ihr Unternehmen auswirken wird. „Beim Wettbewerb um Fach- und Nachwuchskräfte spüren Logistikdienstleister immer mehr den Wettstreit mit Firmen aus anderen Wirtschaftsbereichen, deren Arbeitsumfeld unter möglichen Bewerbern besser angesehen wird. Umso wichtiger ist es, dass die Logistik mehr für ihr Image tut“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender der BVL-Geschäftsführung.

Fachkräfte: Der Logistik-Beruf hat ein Imageproblem (Foto: Claudia Hautumm / pixelio.de)

Zukunft unsicher. Auch bei den Zukunftsprognosen gehen die Aussagen auseinander. So rechnen rund 87 Prozent der befragten Logistikdienstleister jedoch „nur“ 64 Prozent der befragten Verantwortlichen aus Handel und Industrie damit, dass sich der Fachkräftemangel langfristig negativ auf ihr Unternehmen auswirken wird. „Beim Wettbewerb um Fach- und Nachwuchskräfte spüren Logistikdienstleister immer mehr den Wettstreit mit Firmen aus anderen Wirtschaftsbereichen, deren Arbeitsumfeld unter möglichen Bewerbern besser angesehen wird. Umso wichtiger ist es, dass die Logistik mehr für ihr Image tut“, erklärt Prof. Dr.-Ing. Thomas Wimmer, Vorsitzender der BVL-Geschäftsführung.

Fachkräfte: Gesuchte Berufsgruppen

Zu den laut Umfrage besonders gesuchten Berufsgruppen gehören Fachkräfte mit einer kaufmännischen oder technischen Ausbildung: Sie werden von insgesamt 79 Prozent der befragten Logistikdienstleister und 67 Prozent der Verantwortlichen aus Handel und Industrie gesucht. Wird nach konkreten Fachkräftestellen gefragt, landen IT-Fachleute bei den Befragten aus Handel und Industrie auf Platz eins (48 Prozent), bei den Befragten Logistikdienstleistern immerhin auf dem zweiten Platz (47 Prozent), direkt hinter Fahrern und Zustellern (51 Prozent) und gleichauf mit Disponenten (47 Prozent). Die Tendenz hin zu mehr IT-Fachkräften in der Logistik stimmt Prof. Wimmer positiv: „Dass fast die Hälfte der Unternehmen derzeit IT-Fachleute einstellen wollen, zeigt uns, dass die Logistiker zunehmend die Chancen der Digitalisierung nicht nur erkennen, sondern auch für sich nutzen wollen.“

Transportbranche härter betroffen

Die Ergebnisse der BVL-Studie decken sich mit einer anderen Studie von PWC in Deutschland, die sich einerseits auf die Transportbranche konzentriert und andererseits die  Schwellenländer betrachtet. Die Studie ist Teil der Studienreihe „Transportation & Logistics 2030“ und im fünften Teil „Winning the talent race“ wurden weltweit 94 Experten aus der Transport- und Logistikwirtschaft sowie aus Politik und Wissenschaft nach der ‚RealTime-Delphi‘-Methodik befragt. Wissenschaftlicher Partner von PwC war dabei das Institut für Zukunftsforschung und Wissensmanagement (IFK) an der EBS Business School in Wiesbaden.

Rasante Entwicklung. So bestätigt PWC, dass sich dort die Transport- und Logistikbranche in den letzten Jahren enorm entwickelt hat und große Wachstumsraten aufwies. Die Ursachen dafür dürften zum Einen in der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung der Schwellenländer liegen, welche zu mehr Bewegungen von Werksverkehren und Warenlieferungen usw. führten. Zum Anderen dürften auch die Ausflaggungen der entwickelten Transportbranche aus Deutschland, Österreich usw. in diese Länder dazu geführt haben, dass sich die Transportbranche dort sehr stark entwickelte.

Die Branche leidet an einem Imageproblem und gilt bei Kandidaten als wenig attraktiv. Und selbst gut bezahlte Logistik-Jobs mit einem hohen Potenzial zur Weiterentwicklung erscheinen nicht auf dem ‚Radar‘ von Talenten.

Gründe für Mangel. Die Entwicklung auf dem europäischen Fachkräftemarkt hat aber mit diesem Tempo nicht Schritt gehalten. Insbesondere in den Industrieländern habe man es bei ähnlich rasantem Wachstum in der Branche versäumt, sich auf den Generationswechsel vorzubereiten, so die Autoren der Studie. Die Branche leidet zudem an einem Imageproblem und gilt bei Kandidaten als wenig attraktiv. Und selbst gut bezahlte Logistik-Jobs mit einem hohen Potenzial zur Weiterentwicklung erscheinen nicht auf dem „Radar“ von Talenten.

Ein Strauß von Strategien

Die Unternehmen müssten daher Strategien entwickeln, um dem Fachkräftemangel entgegen zu treten, so die Studie. So müssten sie beispielsweise ihre Unternehmen Trainings- und Personalentwicklung von jungen Mitarbeitern massiv ausbauen und das Arbeitsumfeld an die Bedürfnisse älterer Fachkräfte anpassen. Zusätzlich sollten die Unternehmen ihre Vergütungsmodelle so anpassen, dass sie talentierte Mitarbeiter gewinnen und an das Unternehmen binden können. Darüber hinaus sollten sie die Arbeitsbedingungen optimieren und mit Zusatzleistungen erhöhte Anreize bieten, so die Empfehlungen von PWC. Außerdem sei die Transportlogistik-Branche für Frauen unattraktiv. Die Branche müsste sich daher darum bemühen, sich für Frauen attraktiver zu machen. Kulturelle Diversifikation und Gender-Diversifizierung seien „eine Pflichtaufgabe für die Unternehmen“, so die PWC-Autoren. Und last but not least müssen die Unternehmen beim Recruiting neue Wege gehen, unter anderem durch Nutzung sozialer Netzwerke.

bvl.de

pwc.de