Auf der LogiMAT 2022 gaben Steffen Bersch, CEO des deutschen Intralogistik-Lösungsanbieters SSI Schäfer Group, und Logistik-Guru Prof. Dr. Michael ten Hompel, Institutsleiter des Dortmunder Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik, IML, die gemeinsame Gründung eines Enterprise Lab bekannt. Ziel ist es, die Zukunft der Logistik, insbesondere die Lagerlogistik zu erforschen und in diesem Zusammenhang die Rolle von Lägern und deren Prozesse im grenzübergreifenden Kontext (Industrie 4.0) neu zu denken. Die zunächst für drei Jahre geschlossene Zusammenarbeit startete heute, am 01. Juni 2022.
„Die Rolle der Läger muss völlig neu gedacht werden“, sagt Prof. Michael ten Hompel, Institutsleiter der Fraunhofer IML, im Rahmen einer Pressekonferenz am 31. Mai im Rahmen der LogiMAT 2022 in Stuttgart. Die Gründe dafür seien vielfältig. So erschweren die Urbanisierung und der zunehmende Verkehr die Lieferungen in Innenstädten. Gleichzeitig bestellen immer mehr Menschen online Produkte, die anschließend möglichst schnell und bestenfalls nachhaltig geliefert werden sollen. Die Pandemie und aktuell der Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine stellen die Wirtschaft quer durch alle Branchen vor weitere Herausforderungen wie etwa Lieferkettenprobleme, welche eine teilweise völlig neue Strukturierung lokaler und globaler Supply Chains notwendig machen. Hinzu kommen Megatrends wie der Klimawandel und die digitale Transformation, die gleichzeitig unter einen Hut gebracht werden müssen. Diese Megatrends erfordern daher nachhaltige technologisch innovative Lösungen für die Logistik.
„…betreten teilweise völliges Neuland“
Um solche zukunftsfitten Lösungen zu entwickeln haben SSI Schäfer und das Fraunhofer IML ein gemeinsames Enterprise Lab gegründet. Es nahm am 1. Juni seine Arbeit auf. „Wir betreten in vielen Bereichen teilweise völliges Neuland, d.h. es gibt keine aktuellen Modelle, welche diese sehr komplexe Situation in irgendeiner Form abbilden können“, sagt hierzu Steffen Bersch, CEO der SSI Schäfer Group. Deshalb sei es die erste Aufgabe der insgesamt derzeit 12 Forscher zu ermitteln, welche Schwerpunkte gesetzt werden müssen, um daraus reale, umsetzbare Lösungen für die Zukunft zu entwickeln. Die Forschungszusammenarbeit ist zunächst einmal auf drei Jahre begrenzt. Beide rechnen jedoch damit, dass diese längerfristig angesetzt werden müssen.
Enterprise Lab – Derzeit 13 Partner
SSI Schäfer ist nach etlichen anderen Unternehmen wie der KION Group, Keller & Kalmbach, der European Pallet Association (EPAL), der Deutschen Telekom etc. das insgesamt 13. Unternehmen, das sich für diese innovative Form der gemeinsamen Forschung von Industrie und Wissenschaft entschieden hat. S. Bersch sieht daher großes Potential im Enterprise Lab: „Wir freuen uns auf die intensive Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IML und auch mit den anderen Enterprise Lab-Partnern. Wir sind überzeugt, dass uns die Kooperation mit den Experten neue Erkenntnisse und Impulse für zukünftige Innovationen in der Intralogistik liefern wird.“ Dieses Engagement sei dabei ein Teil der globalen Technologieoffensive von SSI Schäfer. „Uns geht es hierbei um eine Technologieführerschaft in der Intralogistik, formuliert der Top-Manager das strategische Ziel, das hinter dem Engagement im Enterprise Lab steht. M. ten Hompel ergänzt dazu: „Es wurde aber auch langsam Zeit, sich mit SSI Schäfer ein lokaler Big Player der Branche für ein Enterprise Lab am Fraunhofer IML entschieden hat. Dieses Kooperationsformat macht es möglich, uns gemeinsam mit unseren Partnern an die Spitze der Forschung zu setzen und das Disruptionspotenzial neuester technologischer Entwicklungen zu heben.“ Mit dem Start der Zusammenarbeit sei man nun einen wichtigen Schritt gegangen, gemeinsam einen international sichtbaren Innovationsstandort für Künstliche Intelligenz und Industrie 4.0 in Dortmund aufzubauen.“
Ecosystem langfristiger Zusammenarbeit
Das Format der Enterprise Labs entstand 2013 am Fraunhofer IML als neue Art der Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Forschung und Entwicklung. Die Labs sind das Ecosystem langfristiger und agiler Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Hierzu verabreden Unternehmen und das Fraunhofer IML eine mindestens dreijährige Kooperation in agilen Teams und mit flexiblen Forschungsschwerpunkten – häufig in Partnerschaft mit den assoziierten Lehrstühlen der TU Dortmund oder dem Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik ISST. Für die gemischten Teams aus Unternehmen und den Fraunhofer-Forschenden stehen außerdem Coworking Spaces, professionelle Werkstätten, Labore und Versuchseinrichtungen in drei großen Hallen sowie im eigens 2016 eingerichteten Enterprise Lab Center am Fraunhofer IML zur Verfügung. Dort lassen sich auch Prototypen direkt vor Ort bauen und sogar in Kleinserien fertigen.
Fraunhofer IML in Kürze
Das Fraunhofer IML gilt als eine der ersten Adressen in der ganzheitlichen Logistikforschung und arbeitet auf allen Feldern der inner- und außerbetrieblichen Logistik. Neben der Materialflusstechnik, der Geschäftsprozessmodellierung sowie den Bereichen Verkehrssysteme und Ressourcenlogistik liegen aktuelle Forschungsschwerpunkte im Bereich der Künstlichen Intelligenz, des Smart Finance und des „Internet der Dinge“ (IoT). Zudem arbeitet das Fraunhofer IML mit dem Großforschungsprojekt Silicon Economy an der Umsetzung einer dezentralen, föderalen und offenen Plattformökonomie in Deutschland und Europa. Auch die Geschäftsführung der Fraunhofer-Allianz Verkehr, in der 23 Fraunhofer-Institute und -Einrichtungen ihre verkehrsrelevanten Kompetenzen bündeln, sitzt in Dortmund.
Iml.fraunhofer.de | ssi-schaefer.com
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