Eingeschleppte Schädlinge, die in intermodalen Containern zwischen den Kontinenten und Ländern transportiert werden, verursachen möglicherweise verheerende Folgen für die Menschen und Wirtschaft sowie die heimische Flora und Fauna. Im Rahmen eines zweitätigen Workshops, zu dem die britische Regierung vom 19. bis 20. September internationale Handelsverbände, der internationalen Im- und Exportwirtschaft wie das GSF, Vertreter der Schifffahrtsindustrie sowie britische Pflanzenschutz- und Biosicherheitsbehörden nach London einlädt, soll nun das Problembewusstsein der Beteiligten entlang der globalen Lieferketten für mehr Biosicherheit stärken helfen.

Invasive oder eingeschleppte Schädlinge sind ein Problem, seit es den globalen Handelsaustausch gibt. Schon im Mittelalter kam auf diese Weise beispielsweise mit der Wanderratte als Wirt eines Flohs die Pest mit den Handelsschiffen nach Europa. Etwas weniger dramatisch für die Menschen, dafür jedoch für die Pflanzenwelt, ist aktuell die braune Stinkwanze aus China. Sie hat keine Fressfeinde und kann sich daher unbegrenzt ausbreiten. Der Riesen-Bärenklau ist hingegen eine Pflanze, welche heimische Pflanzen aggressiv verdrängt und für Menschen giftig ist. Auch sorgt die Kastanienminiermotte für einen regelrechten Kahlschlag beispielsweise in Kastanienalleen oder -wäldern.
Eingeschleppte Schädlinge verursachen astronomische Schäden
Zwar sind nicht alle Neophyten, wie eingeschleppte Schädlinge auch heißen, problematisch. Die Anzahl derer, welche in den Regionen Europas wirtschaftliche Schäden verursachen sowie die Gesundheit von Mensch, Nutztieren oder heimischer Pflanzen gefährden wächst jedoch. Dabei lassen sich die verursachten Schäden bislang gar nicht beziffern. Wenn man jedoch bedenkt, dass laut dem Senckenberg Forschungsinstitut alleine eingeschleppte Reptilien und Amphibien in Europa zwischen 1986 und 2020 alleine einen Schaden von 16,5 Milliarden Euro verursachten, muss der Gesamtschaden astronomisch sein.
Eingeschleppte Schädlinge – Nahezu jeder ist daran beteiligt
Dabei verbreitet nahezu jeder irgendwann einmal eingeschleppte Schädlinge mit, vom normalen Verbrauer bis hin zu den Transportlogistikern. Der Hauptgrund dafür ist ein fehlendes Bewusstsein dafür. Darum lädt jetzt, vom 19. bis 20. September die Britische Regierung internationale Handelsverbände, Vertreter der Schifffahrtsindustrie sowie britische Pflanzenschutz- und Biosicherheitsbehörden nach London zu einem Workshop ein. Wie es in einer Presseaussendung des Global Shippers Forum (GSF) heißt, soll damit einerseits auf die die Verantwortung der beteiligten in der globalen Container-Lieferkette für eingeschleppte Schädlinge aufmerksam gemacht werden. Gleichzeitig will man so das Problembewusstsein aller Beteiligten der globalen Lieferketten stärken.
Unterschiedlichste Möglichkeiten der Schädlingskontamination
Tatsache ist nämlich, dass es in der gesamten globalen Frachtlieferkette unterschiedlichste Quellen einer potenziellen Schädlingskontamination gibt. Daher müssen nach Ansicht der Fachleute alle Beteiligten selbst Maßnahmen ergreifen, um die potenziell verheerenden Folgen durch eingeschleppte Schädlinge auf Mensch, Wirtschaft und Nutztiere zu minimieren. Gleichzeitig soll so die heimische Flora und Fauna vor der Schädlingsinvasion aus der ganzen Welt besser geschützt werden. GSF vertritt bei diesem Workshop vor allem Ladungseigentümer, die alle Arten von Waren exportieren und importieren, die in Seecontainern transportiert werden. Die Interessensvertretung der Verlader wird im Rahmen des Workshops gleichzeitig sicherstellen, dass der Umfang und die Grenzen der jeweiligen Verantwortlichkeiten klar definiert sind. James Hookham, Direktor des GSF sagt hierzu: „Wir werden einen der vielen Wege untersuchen, auf denen invasive und zerstörerische Schädlinge von einem Land in ein anderes gelangen können – indem wir per Anhalter in oder auf einem der 240 Millionen Frachtcontainersendungen fahren, die auf dem Seeweg jährlich transportiert werden“, erklärt er gegenüber den Medien. „Ich bin davon überzeugt, dass dies ein Weckruf für alle Beteiligten in der internationalen Containerschifffahrt und -logistik sein wird. Insbesondere muss sich der Nutznießer der Ladung, egal ob Importeur oder Exporteur, der möglicherweise den größten Einfluss und die größte Kontrolle über den Absender des Containers ausübt, seiner Verantwortung für die Vermeidung von Schädlingsbefall direkt am Ladepunkt bewusst sein. Dies setzt in erster Linie voraus, dass der Packer mit einem sauberen Container ausgestattet ist.“
Eingeschleppte Schädlinge – Mehr in Containern als erwartet
Inspektionen von an den Grenzen ankommenden Containern, die in den letzten Jahren von den britischen Biosicherheitsbehörden durchgeführt wurden, deuten darauf hin, dass die Anzahl der von invasiven Schädlingen befallenen Container und Ladungen größer sein könnte als befürchtet. Nationale Umwelt- und Landwirtschaftsministerien haben im Rahmen der Internationalen Pflanzenschutzkonvention (IPPC) der UN daran gearbeitet, dieses Problem anzugehen. Der Londoner Workshop wurde daher einberufen, um Optionen zur Regulierung der Sauberkeit von Seecontainern und einen internationalen Standard für pflanzengesundheitliche Maßnahmen für die Sauberkeit von Seecontainern zu prüfen.
Task Force veröffentlichte 2021 Handlungsoptionen

Das GSF beobachtet und beeinflusst diese Entwicklungen seit 2018. Sie wurde damals eingeladen, sich der IPPC-Task Force anzuschließen. Diese wurde eingerichtet, um die Bedrohung der Pflanzengesundheit durch Schädlingskontamination von Seecontainern zu untersuchen. Der Bericht der Task Force Ende 2021 legte eine Reihe von regulatorischen Optionen dar, die von ihrer obersten Stelle, der Commission for Phytosanitary Measures (CPM), in Erwägung gezogen werden. Entscheidend war dabei auch, dass die Umsetzung neuer verbindlicher Anforderungen erhebliche neue Kosten und Risiken für die reibungslose internationale Bewegung von Containern mit sich bringen. Die GSF hat sich daher klar gegen neue Vorschriften ausgesprochen, die unterschiedslos für jede Containersendung gelten. Die Interessensvertretung fordert, dass Kontrollen und Ressourcen stattdessen auf Handelskorridore mit hohem Risiko und spezifische Bedrohungen durch Schädlinge ausgerichtet werden.
J. Hookham: „Nicht auf Regelungen warten…“
J. Hookham warnt allerdings davor, dass Spediteure nicht warten sollten, bis sie mit neuen Vorschriften konfrontiert werden. Sie sollten schon heute darauf reagieren. „Ob als Käufer oder Verkäufer von Waren, Importeur oder Exporteur, die Sorgfaltsstandards, mit denen sie in die Container verpackt werden, sollten im Mittelpunkt der jeweils eigenen Qualitätsprüfungen und Spezifikationen für Lieferanten oder Auftragnehmer stehen. Käfer aus Kisten fernzuhalten ist eine Verantwortung, für die Verlader und Verpacker in Zukunft mehr Verantwortung übernehmen müssen“, so J. Hookham abschließend.
GSF in Kürze
Das GSF ist die globale Interessensvertretung, die sich für Exporteure und Importeure als Frachteigentümer in internationalen Lieferketten und Handelsverfahren einsetzt. Seine Mitglieder sind nationale und regionale Spediteursverbände, die Hunderte von Fertigungs-, Groß- und Einzelhandelsunternehmen in über 20 Ländern auf fünf Kontinenten vertreten. GSF setzt sich für sicheren, wettbewerbsfähigen und umweltverträglichen globalen Handel und Logistik ein.
globalshippersforum.com | bik-f.de
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