Dass die Digitalisierung in den Wertschöpfungsketten unaufhaltsam vorangeht, steht außer Streit. Wo sonst in der Wirtschaft, wenn nicht in der Kunden-Lieferantenbeziehung, sind Vernetzung und Kommunikation in Echtzeit sowie M2M angebrachter? (Ein Kommentar von Heinz Pechek)
Dies wussten Scheer, Wassermann, Pfohl und viele andere auch schon zum Ende des vorigen Jahrtausends. Unternehmen der automotiven Industrie realisierten dies auch schon, mehr oder minder konsequent und durchgängig. Dass dem Einkauf in diesem Prozess eine zentrale Aufgabe und Verantwortung zukommt, ist unbestritten. Wer sonst, als der Einkauf, verbindet Kundenwunsch – egal, ob Auftragsfertigung („Losgröße 1“) oder Serie mit den Möglichkeiten des Beschaffungsmarktes?
Stabilität der Lieferketten. Unternehmen sind nur so leistungsfähig wie ihre Zulieferer und zwar über viele „tier´s“ hinweg. Das berühmte Beispiel der nicht ausgelieferten S-Klasse in den frühen Jahren unseres Jahrhunderts und die Ursache dafür, die Büffelfarm in Südafrika (6th tier), die das Leder nicht liefern konnte, sei hier nur beispielhaft erwähnt. Nicht umsonst geht professionelles Supply-Chain Risk-Management auf so viel Stufen in der Wertschöpfungskette zurück, wie verfolgbar sind. Die US-amerikanischen Dodd-Frank-Acts seien hier als Beispiel genannt. Dass Vernetzung, M2M-Kommunikation und Kommunikation in Echtzeit deutliche Verbesserungen in die Stabilität jeder Lieferkette bringen, ist evident. Sie entlasten auch Menschen von der Überwachung des Erfüllungsgrades nachweislich.
In Relation sehen
Womit wir beim Thema wären: Die oft geäußerte Ansicht, Industrie 4.0 gefährde generell Arbeitsplätze und, auf unseren Personenkreis bezogen, es werde keinen operativen Einkäufer mehr geben, ist in der Tat nicht generell zu verneinen. Aber man muss die Relationen sehen: Natürlich werden Jobs wegfallen, auch in der Supply Chain, die berühmten Meldereiter, die durch Telefone ersetzt wurden, sind ein historisch interessantes Beispiel – dafür werden aber andere, deutlich anspruchsvollere Jobs entstehen: Supply Chain-Engineers, Big Data Scientists & Big Data-Governors, IT-Solutions Experts u.v.a. mehr, die vermehrt Aufgaben im strategischen Einkauf, im Design der Lieferkette, im Commodity- und im strategischen (und operativen!) Lieferantenmanagement wahrnehmen. Und: Es wird auch den operativen Einkäufer/Einkäuferin immer geben, es werden immer Überwachungs-, Eingreif- und Notfallmanagement-Situationen, Emergency Cases, die die operativen Aufgaben und Tätigkeiten von Menschen und nicht Maschinen erfordern, auftreten. Der Verfasser dieser Zeilen hat heute gerade ein exemplarisches Beispiel des operativen Eingreifens in eine funktionierende Supply Chain im Bildungsmanagement erlebt: „Lieferverzug“ beim Referenten durch Panne beim Auto, daher kein „Wareneingang“ beim Bedarfsträger, einer erwartungsvoller Gruppe im Seminarhotel. Das Problem ist in keinem digitalisierten Prozess ohne situativen Zusammenspiel der beteiligten Personen lösbar.
Ihr Heinz Pechek