Circularity und Transformation – G. Groebler: „Reduce, Reuse, Recyle, Rethink – diese vier Prinzipien der Kreislaufwirtschaft werden wir künftig bei jeder unserer Handlungen im Blick behalten.“ (Foto: Carsten Brand / RS MEDIA WORLD Archiv)

CIRCULARITY – Wie sich der Kreis der Wirtschaft schließen kann

Circularity – In der neuen Konzernstrategie der Salzgitter AG zählen Kreislaufwirtschaft, Partnerschaften, die Dekarbonisierung und die Transformation dorthin zu den wichtigsten Themen. Im Gespräch mit blogistic.net geben Salzgitter-Konzernchef Gunnar Groebler und Kai Acker, Geschäftsführer des Spezialisten für Abfüll- und Verpackungslösungen KHS Einblicke in ihre ehrgeizigen Ziele. Sie erläutern, welche Herausforderungen es auf dem Weg dorthin für sie zu meistern gilt.

Circularity und Transformation – G. Groebler: „Reduce, Reuse, Recyle, Rethink – diese vier Prinzipien der Kreislaufwirtschaft werden wir künftig bei jeder unserer Handlungen im Blick behalten.“ (Foto: Carsten Brand / RS MEDIA WORLD Archiv)
Circularity und Transformation – G. Groebler: „Reduce, Reuse, Recyle, Rethink – diese vier Prinzipien der Kreislaufwirtschaft werden wir künftig bei jeder unserer Handlungen im Blick behalten.“ (Foto: Carsten Brand / RS MEDIA WORLD Archiv)

Gesellschaft, Industrie und Wirtschaft befinden sich aktuell in einem tiefgreifenden Wandel: Auf dem Weg zur Klimaneutralität leisten immer mehr Unternehmen ihren Beitrag zu Dekarbonisierung und nachhaltigem Wirtschaften. Hier bildet der deutsche Stahlkonzern Salzgitter, die Konzernmutter von KHS, keine Ausnahme: Mit seiner Anfang 2022 festgelegten Strategie „Salzgitter AG 2030“ nimmt der Konzern die gesellschaftlichen und politischen Strömungen auf und verschreibt sich ganz dem Prinzip der Circularity. „Wir wollen uns als führendes Unternehmen der Kreislaufwirtschaft etablieren“, betont der Vorstandsvorsitzende Gunnar Groebler gegenüber blogistic.net, der vor seinem Amtsantritt 2021 mehr als zwanzig Jahre lang in der Energiebranche die Transformation hin zu erneuerbaren Energien begleitet und mitgestaltet hat. Stahl ist für ihn ein universeller und nachhaltiger Werkstoff, der Menschen in sämtlichen Lebensbereichen begegne und zudem unendlich recycelbar sei. Konzernweit gibt es bereits viele Ansätze einer Circular Economy, die nun ausgebaut und durch neue Aspekte ergänzt werden.

Circularity – Die vier Prinzipien

„Circularity umfasst ‚Reduce – Reuse – Recyle – Rethink‘. Das sind also die vier Prinzipien, die wir künftig bei jeder unserer Handlungen im Blick behalten“, erklärt G. Groebler. „Indem wir bewusster mit endlichen Ressourcen umgehen, minimieren wir diese im Wirtschaftskreislauf.” Das widerspiegele sich etwa im Begriff Reduce. ‘Reuse’ bedeutet für den Konzernchef hingegen den Auftrag, dass man einmal der Natur entnommene Ressourcen möglichst lange in der wirtschaftlichen Verwendung halten soll. Mit ‘Recycle’ meinen die niedersächsischen Stahlkocher, dass Rohstoffe von bereits verwendeten Produkten wieder nutzbar gemacht werden, um so Ressourcen zu sparen. “Und unter dem Motto ‘Rethink’ hinterfragen wir kontinuierlich unsere Gewohnheiten und Prozesse“, erläutert G. Groebler den letzten Punkt der Circularity Strategie.

Circularity auch bei KHS kein Fremdwort

“Die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft finden auch bei uns Anwendung”, betont Kai Acker, Chef des Dortmunder Spezialisten für Abfüll- und Verpackungslösungen, KHS. Für ihn sei Circularity aus verschiedenen Blickwinkeln besonders relevant. So könne man bei KHS die Behälter, die auf deren Maschinen hergestellt oder abgefüllt werden, als zirkulär betrachten: “Das gilt für PET, das beliebig oft recycelt werden kann, sofern es die notwendige Infrastruktur gibt, und bei dem wir Wege entwickeln, wie immer mehr Material eingespart werden kann”, erläutert K. Acker die PET-Strategie. Und es trifft natürlich auch auf Mehrweg-Glasflaschen zu, die so lange wie möglich durch Rückführung, Reinigung und Wiederbefüllung in Umlauf gehalten werden.

Circularity als ‘Weniger ist mehr’ verstehen

“Bei Sekundärverpackungen engagieren wir uns unter dem Motto ‚Weniger ist mehr‘”, so K. Acker und weiter: “Beispielhaft dafür ist etwa unser ‘Nature MultiPack’, bei dem dank weniger Klebepunkte ganz auf weiteres Verpackungsmaterial verzichtet werden kann.” Andere und für KHS noch wichtigere Aspekte betreffen die Maschinen der Dortmunder, denn sie sind aus Stahl hergestellt, der für eine lange Lebensdauer sorgt und selbst nach seiner Verschrottung vollständig recycelt werden kann. Vor allem aber arbeite man seit Jahren daran, den Energie- und Ressourcenverbrauch dieser Anlagen zu senken sowie deren CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Ein Beispiel dafür ist der “Innofill Glass DRS ECO”, mit dem lt. KHS bis zu 60 Prozent CO2 eingespart werden können. “Wir blicken über unseren ökologischen Tellerrand, indem wir sicherstellen, dass unsere Maschinen rPET-kompatibel sind. Und wir fokussieren uns auf ökonomische Ziele wie eine langfristig hohe Gesamtanlageneffektivität“, so K. Acker Abschließend.

K. Acker – “Strategien stimmen weitgehend überein”

Circularity und Transformation – K. Acker: „Wir müssen die Frage beantworten, wie unsere Anlagen über ihre gesamte Lebensdauer die CO2-Bilanz unserer Kunden positiv beeinflussen können.“ (Foto: Frank Reinhold / RS MEDIA WORLD Archiv)
Circularity und Transformation – K. Acker: „Wir müssen die Frage beantworten, wie unsere Anlagen über ihre gesamte Lebensdauer die CO2-Bilanz unserer Kunden positiv beeinflussen können.“ (Foto: Frank Reinhold / RS MEDIA WORLD Archiv)

Ende 2018 kam Kai Acker als Geschäftsführer zu KHS. Eine seiner ersten Aufgaben war, die bisherige Unternehmensstrategie grundsätzlich zu hinterfragen und weiterzuentwickeln. Das Anfang 2019 vorgelegte Ergebnis dieses Prozesses heißt „KHS 2025“ und umfasst zehn Kernmaßnahmen oder „Hausaufgaben“, wie der KHS-Chef es nennt. Und deren Realisierung erfordert einen langen Atem. Aber immerhin: Viele dieser Themen finden sich mittlerweile in ähnlicher Form in der neuen Konzernstrategie von Salzgitter wieder. Das dürfte auch daran liegen, dass die Geschäftsbereichsleiter der Stahlkocher aktiv in den Prozess eingebunden waren, der im Sommer 2021 angestoßen wurde. „Dabei konnten wir feststellen, dass unsere Zielsetzungen mit denen von Salzgitter weitgehend übereinstimmen. Und wir haben sehr gute Diskussionen geführt, die uns in unserem Kurs bestätigt haben, den Fokus auf profitable Neuprodukte zu legen, die Kunden begeistern und am Markt entsprechenden Mehrwert bringen.“ Bis Ende 2024 werde er nun die KHS-Strategie in einem iterativen Prozess kontinuierlich weiterentwickeln und – in Übereinstimmung mit den Konzernzielen – bis zum Jahr 2030 fortschreiben.

Transformation – Kein frommer Wunsch ans Christkind

Viele Aspekte des Circularity Prinzips mögen gerade für den Geschäftsbereich Technologie, zu dem KHS den weitaus größten Teil beisteuert, nicht neu sein, auch wenn hier noch einiges zu tun bleibt. Für die anderen Tochtergesellschaften mit ihrem Schwerpunkt auf Stahl sind die Herausforderungen größer. Dem ist sich Konzernchef G. Groebler bewusst: „Ich wünsche mir, dass alle Mitarbeitenden den Veränderungen offen gegenüberstehen, die sich aus der Transformation der Salzgitter AG ergeben, diese aktiv mitgestalten und als Chance begreifen.“ Ziel jeder Gesellschaft müsse es sein, sich branchenübergreifend zu unterstützen und durch Kooperationen gegenseitig zu fördern. Dabei seien strategische Partnerschaften sicherzustellen, unter anderem hinsichtlich der Schaffung von Zugängen zu hochqualitativen Schrott- und regenerativen Energiequellen sowie der Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff.

Mensch als Transformationstreiber

Wesentlicher Teil der neuen Konzernstrategie ist es, den Menschen in den Mittelpunkt zu rücken – ein Aspekt, der sich im erweiterten Unternehmensclaim „Mensch – Stahl – Technologie“ ausdrückt. „In unserer neuen Strategie geht der Mensch als Pionier voran und stellt das Gelingen der Unternehmensvision sicher“, verdeutlicht Groebler. „Er bringt seine Ideen ein, setzt sie um und treibt die Transformation der Salzgitter AG voran. Ohne unsere Mitarbeitenden ist alles, was wir uns vorstellen, nicht möglich.“

Demographie als Transformationsbooster

Im Zusammenhang mit dieser neuen Akzentsetzung weist K. Acker auf den zu erwartenden enormen Personalabgang hin: „In den nächsten zehn Jahren werden wir aufgrund des demographischen Wandels im gesamten Konzern zwischen 25 und 30 Prozent unserer Mitarbeitenden verlieren. Das stellt uns vor die Herausforderung, das vorhandene Know-how zu sichern und neues hinzuzugewinnen. Und es wirft die Frage auf, wie wir als Arbeitgeber so attraktiv bleiben, dass wir junge Menschen für uns begeistern können. Das ist ein globales Thema und eine spannende Aufgabe.“

Klima ändert Motivation zur Investition

Für Veränderung sorgt aber vor allem die globale Klimadiskussion. Bisher lag der Fokus bei Investitionsentscheidungen auf dem Anschaffungspreis der KHS-Maschinen. Erträge erzielten die Spezialisten aus Nordrhein-Westfalen vor allem durch Wartung und Service. Mit der Diskussion um den Klimawandel hat sich der Fokus allerdings verschoben: „Wir werden gefragt, welchen konkreten Beitrag wir für unsere Kunden in der Getränkeindustrie zur Dekarbonisierung leisten können und müssen über Maschinendaten, Energieverbräuche, den CO2-Fußabdruck und vieles mehr informieren“, weist K. Acker auf den Stand der Diskussion hin.

Heineken – CO2-Neutralität ein Must-have für moderne Braukunst

Als ein gutes Beispiel kann der dänische Brauereiriese Heineken herhalten. Das Unternehmen errichtet derzeit eine Brauerei, bei der CO2-Neutralität buchstäblich schon vor dem ersten Spatenstich ganz oben auf der Prioritätenliste steht. „Dort wird selbstverständlich gemessen, was wir beitragen können. Und selbst wenn unser eigener Fußabdruck bei Neumaschinen vergleichsweise gering ist, wird sich auf die Entscheidung zugunsten von KHS künftig auswirken, wie unsere Anlagen über ihre gesamte Lebensdauer die CO2-Bilanz unserer Kunden positiv beeinflussen können”, erklärt der Maschinenbauer aus Dortmund die Konsequenzen der Diskussion für KHS und weiter: “Das erfordert ein umfassendes und belastbares Reporting nicht nur unserer deutschen Aktivitäten. Wir müssen mit Hilfe von Auditoren nachweisen, was wir an unseren Produktionsstandorten etwa in Brasilien, Mexiko, den USA, Indien und China konkret in puncto Nachhaltigkeit unternehmen – und mit welchem Erfolg.“

Nachhaltigkeit – EU-Lieferkettengesetz lässt grüßen

Vor dem Hintergrund des Lieferkettengesetzes der EU, das in Deutschland am 1. Januar 2023 inkrafttritt, dürfte man bei KHS diese Herausforderung zwar aus eigenem Antrieb, jedoch wohl nicht ganz freiwillig annehmen. Zu den wirkungsvollsten Maßnahmen zählt für K. Acker in diesem Zusammenhang das Forcieren des Local-to-local-Ansatzes. Dabei finden vor allem Produktion und After-Sales dezentral in den Ländern statt, in denen der Maschinenbauer weltweit tätig ist. Durch den daraus resultierenden Entfall aufwändiger Transporte sowie durch digitale Lösungen seien erhebliche CO2-Einsparungen möglich, die das Unternehmen mehr und mehr ausschöpfen werde, heißt es von KHS.

Sparringspartner im Austausch

Circularity und Transformation – K. Acker: „Spätestens in 10 Jahren werden wir unsere Produkte auf deren Kreislauffähigkeit hin genau überprüft und optimiert haben.“ (Foto: Frank Reinhold / RS MEDIA WORLD Archiv)
Circularity und Transformation – K. Acker: „Spätestens in 10 Jahren werden wir unsere Produkte auf deren Kreislauffähigkeit hin genau überprüft und optimiert haben.“ (Foto: Frank Reinhold / RS MEDIA WORLD Archiv)

Dabei wird KHS durch den Salzgitter-Konzern unterstützt”, betont G. Groebler ausdrücklich gegenüber blogistic.net: „Wir arbeiten als Sparringspartner in engem Austausch gemeinsam an Konzepten für die Erfassung und Reduktion von CO2-Emissionen – sei es bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung oder bei der EcoVadis-Zertifizierung, um nur zwei Beispiele zu nennen.“ Anders als die übrigen Konzerngesellschaften mit ihrem Schwerpunkt Stahl kann der Geschäftsbereich Technologie umgekehrt neue Sichtweisen und Ansätze in die Nachhaltigkeitsbestrebungen bei Salzgitter einbringen. „Hier profitiert der gesamte Konzern davon, dass die KHS neue Maßstäbe setzt“, freut sich G. Groebler.

K. Acker – “Prüfen unsere Produkte auf Circularity – Fähigkeit”

Auf die Frage, wo die KHS im Rahmen des nachhaltigen und auf Circularity fokussierten Konzerns in zehn Jahren stehe, hat Acker eine klare Antwort: „Wir werden unsere Produkte auf ihre Circularity – Fähigkeit hin genau überprüft und optimiert haben, sodass möglichst alle Komponenten am Ende des Maschinenlebenszyklus refurbished, reused oder recycelt werden können. Dabei werden wir uns weiterhin auf unser Kerngeschäft im Getränkebereich konzentrieren. Zusammen mit dem Markt, der angesichts der ansteigenden Weltbevölkerung weiterhin ein großes Potenzial verspricht, werden wir organisch wachsen.“

Glas, Keg, Alu und PET – Perfekte Gebinde für die weltweite Trinkwasserversorgung

In der Kernkompetenz Getränkeabfüllung verfüge man neben dem Thema Keg vor allem in den Bereichen Glas, Dose und PET über drei enorm starke Standbeine. Gerade bei letzterem sieht K. Acker riesige Chancen, denn die Branche diskutiert – neben PET – inzwischen über pflanzenbasierte Kunststoffe wie Polyethylenfuranoat (PEF). PEF ist vollständig wiederverwertbar. Darum sieht man darum eine vielversprechende Zukunftsperspektive. “Meine persönliche Meinung ist, dass PET für Getränkeverpackungen derzeit der beste Werkstoff ist, den es gibt. Kunststoffflaschen sind leicht, gehen nicht kaputt und können endlos recycelt werden. In Deutschland zum Beispiel erreichen wir bei der Rohstoffrückgewinnung eine Quote von stolzen 99 Prozent”, erläutert K. Acker die Vorzüge von PET. Prinzipiell sei das überall möglich, vorausgesetzt es gelingt, den Kreislauf zu schließen. Dafür müssen Anreize geschaffen werden, zum Beispiel durch die Einrichtung von Pfandsystemen. Dass dieses möglich ist, zeigt sich etwa in Afrika. Über das Pfandsystem wächst dort das Bewusstsein für die Notwendigkeit für umweltfreundliches und ressourcenschonendes Verhalten. Gerade dort wachsen wohl auch deswegen die Strukturen für das Einsammeln von Plastikabfällen. Hinzu kommt, dass in Afrika und Asien, aber auch in Teilen der USA, nicht überall klares Wasser aus den Leitungen kommt – anders als etwa in Deutschland oder Österreich. In diesem Regionen sind PET-Flaschen die günstigste und einfachste Möglichkeit, Menschen mit sauberem Trinkwasser zu versorgen.“

Digitale Transformation – Konzern wird Potenzial ausschöpfen müssen

Neben der Circularity und dem Klimaschutz, sehen K. Acker und G. Groebel die digitale Transformation als Zukunftsthema. Auf diesem Feld hat etwa KHS nach eigenen Angaben bereits viel vorzuweisen. Man müsse aber das Potenzial künftig verstärkt ausschöpfen.  Zu den wichtigsten Aktivitäten zählt K. Acker in diesem Zusammenhang zum Beispiel Predictive Maintenance, also die vorausschauende Wartung der KHS-Lösungen ebenso, wie die MES-Systeme, die der Anlagenbauer anbietet. Hinzu kommt der Remote Diagnostic Service ReDiS sowie die Fernwartung für KHS-Maschinen und -Anlagen per Online-Verbindung.

Circularity und Transformation – Letztlich auch eine Frage des Geldes

Wie schnell sich der Klimaschutz, Circularity und die digitale Transformation durchsetzen werden, ist letztlich jedoch auch ein Thema des Geldes, denn es ist fraglich, wieviel letztlich die Endverbraucher dafür in ihre Geldbörse greifen wollen und werden. Daher erwartet G. Groebler in den nächsten zehn bis 15 Jahren noch einige harte Preisdiskussionen „Innovationen kosten Geld und grüner Stahl ist für das Automobil teurer als grauer. Es stellt sich daher die Frage, ob die Konsumenten bereit sind, für ein aus entsprechend klimafreundlicheren Werkstoffen hergestelltes Auto zum Beispiel 20 Prozent mehr auszugeben, oder ob die Moral am Regal endet“, gibt der Konzernchef zu bedenken. Aus seiner Sicht können in solchen Situationen staatliche Rahmensetzungen dafür sorgen, dass sich neue und nachhaltigere Produkte im Markt durchsetzen können.

Stahl – Der Vernichtungskrieg Russlands ist ein Risiko

Circularity und Transformation – G. Groebler: „Den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie alles, was damit zusammenhängt, betrachten wir als aktuell größtes Risiko.“ (Foto: Carsten Brand / RS MEDIA WORLD Archiv)
Circularity und Transformation – G. Groebler: „Den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie alles, was damit zusammenhängt, betrachten wir als aktuell größtes Risiko.“ (Foto: Carsten Brand / RS MEDIA WORLD Archiv)

Aber nicht nur die Endverbraucher sind ein – wenn auch kalkulierbares – Risiko für den Stahlerzeuger auf dem Weg in Richtung Dekarbonisierung. Als aktuell größtes und unkalkulierbares Risiko auf dem Weg zum Vorreiter in der CO2-armen Stahlerzeugung und –weiterverarbeitung, sieht G. Goebler den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie alles, was damit zusammenhängt. Zutiefst besorgniserregend findet er dabei, dass dort ansässige Mitarbeitende von KHS unmittelbar betroffen seien und dass niemand absehen könne, wann der Krieg ende.

Ukrainekrieg schafft schwierige Rahmenbedingungen

„Unsere wirtschaftlichen Aktivitäten in der Ukraine und in Russland mögen zwar überschaubar sein“, stellt G. Groebler in diesem Zusammenhang fest. „Aber als global tätiges Unternehmen spüren wir die indirekten Auswirkungen. Dies beginnt mit steigenden Energiepreisen und zunehmende Transport- und Logistikherausforderungen, über angespannte globalen Lieferketten und schwierige Marktbedingungen für Salzgitter-Endkunden und reicht bis hin zur Zukunft der Energieversorgung“, spannt G. Groebler den globalen Bogen. Insbesondere die Lieferkettenproblematik, und da ist er sich mit K. Acker einig, stelle für KHS eine große Herausforderung dar. Denn die Fertigstellung von Getränkeabfüllanlagen verzögern sich dadurch teilweise aufgrund fehlender Komponenten. “Wir arbeiten allerdings mit Hochdruck daran, Alternativen und Lösungen für diese Engpässe zu finden, sodass wir unsere Kunden weiterhin zuverlässig beliefern können”, bekräftigt K. Acker.

G. Groebler – “Eine komplett neue Energiepolitik ist erforderlich.”

„Innerhalb kürzester Zeit ist eine komplette Neuordnung unserer deutschen und europäischen Energiepolitik erforderlich“, sagt G. Groebler. „Neben der positiven Auswirkung, dass die Situation dafür sorgt, dass die Energiewende Fahrt aufnimmt, sehen auch wir als Salzgitter AG darin eine konkrete Chance. Mit unseren Stahlrohren unterstützen wir den Bau von LNG-Leitungen und leisten einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Energiesituation”, führt der Konzernchef gegenüber blogistic.net weiter aus. Der in Deutschland nun angestrebte schnellere Ausbau von grüner Energie und Wasserstoffkapazitäten unterstütze zudem das Technologieprogramm SALCOS (Salzgitter-Low-CO2-Steelmaking). Diese Sorgen um steigende Energiekosten oder gar einen kurzfristigen Lieferstopp bei fossilen Brennstoffen muss sich K. Acker allerdings nicht so sehr machen. Schließlich ist der Technologiebereich der Salzgitter AG nicht so energieintensiv, und der Umstieg auf Erneuerbare kann relativ einfach erfolgen bzw. ist es in Teilen bereits.

Grüner Stahl in Kürze

Mit Hilfe von SALCOS sollen die bei der Stahlherstellung bisher jährlich etwa acht Millionen Tonnen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2033 um etwa 95 Prozent reduziert werden. Klimaneutral erzeugter Wasserstoff wird den bis dahin für die Verhüttung von Eisenerzen erforderlichen Kohlenstoff abgelöst haben. Zu diesem Zweck werden die drei Hochöfen und Konvertoren von Salzgitter Flachstahl schrittweise von einer Kombination aus Direktreduktionsanlagen und Elektrolichtbogenöfen ersetzt.

KHS in Kürze

Die KHS Gruppe ist einer der weltweit führenden Hersteller von Abfüll- und Verpackungsanlagen in den Bereichen Getränke und flüssige Lebensmittel. Zur Unternehmensgruppe zählen neben der Muttergesellschaft (KHS GmbH) diverse ausländische Tochtergesellschaften mit Produktionsstandorten in Ahmedabad (Indien), Waukesha (USA), Zinacantepec (Mexiko), São Paulo (Brasilien) und Kunshan (China). Hinzu kommen zahlreiche internationale Verkaufs- und Servicebüros. Am Stammsitz in Dortmund sowie in ihren weiteren Werken in Bad Kreuznach, Kleve, Worms und Hamburg stellt die KHS moderne Abfüll- und Verpackungsanlagen für den Hochleistungsbereich her. Die KHS Gruppe ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der im SDAX notierten Salzgitter AG. 2021 realisierte die Gruppe mit 4.954 Mitarbeitenden einen Umsatz von rund 1,245 Milliarden Euro.

salzgitter-ag.com | khs.com

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