Die Windenergie stellt Transportlogistiker vor enorme Herausforderungen. Insbesondere die Windflügel der Kraftwerke haben mittlerweile Ausmaße erreicht, welche den Transport auf der Straße zu einem hochkomplexen, logistischen Unterfangen machen. Seit März 2022 setzt der österreichische Anbieter von Spezialtransporten, Felbermayr, das Spezialfahrzeug Blades ein. Es handelt sich dabei um ein Nachläuferkonzept des bayrischen Herstellers Goldhofer, das Windflügel bis 100 Meter länge und mehr gewissermaßen „straßentauglich“ machen.

Roland Füreder hat 2005 seine Lehre bei Felbermayr begonnen und ist seit dieser Zeit auch ganz nahe dran am Thema Transport von Windenergieanlagen. Fast so lange also, wie die ersten Windkraftanlagen in Österreich und Deutschland großflächig installiert werden. Er hat somit nahezu die gesamte Designentwicklung dieser Branche mitgemacht. Heute ist der 33-jährige bei Felbermayr maßgeblich für die Transportlogistik von Windkraftkomponenten verantwortlich. Er weiß ganz genau, welche Entwicklungssprünge die Windenergieanlagen in den letzten 20 Jahren vollzogen haben: „Bis Mitte der 2000er-Jahre wurden in der Regel Anlagen mit einer Nabenhöhe von bis zu 100 Metern errichtet. Die Rotorblätter waren in dieser Zeit gerade einmal bis zu 35 Meter lang. Moderne Rotorblätter messen aktuell über 80 Meter. Das ist eine ganz andere Welt“, erzählt R. Füreder die Entwicklung in diesem Segment.
Blades – Nachläuferkonzept für Rotorblätter
Solche Rotorblattgiganten lassen sich allerdings nicht mehr mit den bislang gebräuchlichen teleskopierbaren Aufliegern transportieren. Aus diesem Grund hat Felbermayr in das Transportsystem „Blades“ von Goldhofer investiert. Dabei wird die Rotorblattwurzel mit dem am Schwanenhals befindlichen Gestell verbunden. Die Rotorblattspitze hingegen ruht auf dem Drehschemel des nachlaufenden Achsmoduls. Dieses ist also lediglich über die Fracht selbst fest mit der Zugmaschine verbunden. Auf diese Weise können nahezu „beliebig lange“ Rotorblätter sicher befördert werden. Die Grenzen setzt dann nur noch die Geographie selbst
Höher, größer, leistungsstärker
Für den österreichischen Transportlogistiker Felbermayr ist das eine Investition in die Zukunft, denn die Entwicklungstendenz der Hersteller von Windenergieanlagen ist mit „höher, größer, leistungsstärker“ sehr gut beschrieben. Statt etwa ein Megawatt Leistung erzielen Onshore-Windenergieanlagen aktuell fünf Megawatt und mehr. Statt 100 Metern Nabenhöhe wie noch vor 20 Jahren, erreichen moderne Anlagen heute bis über 150 Meter. Und die Rotordurchmesser legten in dieser Zeit von etwa 70 auf über 160 Meter zu. Und Windenergieanlagen größerer Leistungsklassen – also mit einer Gesamthöhe von sagenhaften 230 Metern – sind derzeit Stand der Technik.
Duale Transportlösungen als Standard
Die gigantischen Maße der Windenergieanlagen und ihrer Komponenten haben daher auch die komplette Transportlogistik entscheidend verändert. R. Füreder erläutert die Veränderungen so: „Vor allem die Höhe der Komponenten und die Länge der Rotorblätter erfordern eine ganz andere Logistikkette als noch vor wenigen Jahren. Der durchgehende Komponententransport auf der Straße ist praktisch nicht mehr möglich. Gefordert ist eine Logistikkette aus Wasserstraße und Straßentransport.“
Auf Entwicklung mit Trimodalität reagiert
Diese Entwicklung haben die Felbermayr-Visionäre schon in den 1990er-Jahren erkannt. So hat man beispielsweise in trimodale Logistikzentren wie etwa in Linz, in den Häfen von Krefeld und Albern darauf reagiert. Und mit seiner jüngsten Standortinvestition in Antwerpen, sieht man sich auf zukünftige Herausforderungen optimal eingestellt. Und weil in den Logistikzentren die Anlagenkomponenten nicht nur umgeschlagen sondern auch gelagert werden können, leisten die Spezialisten von Felbermayr zudem einen erheblichen Beitrag zur Projektoptimierung. „Wir können die Anlagenkomponenten zwischenlagern und liefern Just-in-Time, wenn diese im Windpark benötigt werden. Damit es auf den Straßen nicht zu Staus kommt, werden die Transportrouten durch unsere Streckenerkunder genau ermittelt. Gleichzeitig gewährleisten topmodernes Transportequipment wie Blades und natürlich die Begleiter und unsere Chauffeure ein komplettes Dienstleistungsportfolio rund um den Transport von Windenergieanlagen“, bekräftigt Speziallogistikfachmann R. Füreder.
Blades – Ergebniss eines permanenten Lernprozess
Doch führend in der Windenergielogistik zu sein, das ist das Eine. Führend zu bleiben, bedeutet hingegen, permanent dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln. Man stehe daher im ständigen Austausch mit den Herstellern von Windenergieanlagen und den Fahrzeugherstellern. „Darum wissen wir, welche Transportherausforderungen auf uns zukommen. Somit können wir, mit unserem Know-how aus der Praxis, auch unseren Beitrag zur Entwicklung von Transportlösungen wie dem Blades leisten“, sagt R. Füreder abschließend.
Felbermayr in Kürze
Die Felbermayr Holding GmbH mit Firmensitz in Wels/Österreich ist mit 75 Standorten in 19 Ländern Europas vertreten. Aktuell beschäftigt die Unternehmensgruppe Felbermayr rund 2.750 Fachkräfte, welche 2020 einen konsolidierten Nettoumsatz von rund 492 Millionen Euro erwirtschafteten. Spezialisiert ist das Unternehmen auf Spezial- und Schwertransporte, Mobilkran- und Arbeitsbühnenvermietung, Heavylifthandling sowie Tief- und Hochbautätigkeiten.
felbermayr.cc | goldhofer.com
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