Beteiligung – Der Schweizer Netzwerkbetreiber für Intermodale Verkehre, Hupac, hat jetzt 4,16 Prozent der Anteile am Wiener Containerterminal WienCont erworben. Damit soll die Landbrücke von Zentral- und Osteuropa nach Südosteuropa bis in die Türkei gestärkt werden. In diesem Zusammenhang startete der Hafen Wien auch eine Kooperation mit dem Trailer-Innovator Helrom.

Mit einer Beteiligung von 4,16 Prozent am Containerterminal WienCont will die Schweizer Netzwerkbetreiber für Intermodale Verkehre, Hupac, die Wichtigkeit des Standortes Wien für sein Netzwerk unterstreichen. WienCont ist eine Tochter des Hafen Wien. Ziel sei es vor allem, die Landbrücke nach Südosteuropa bis in die Türkei zu stärken, heißt es in einer Pressemeldung. Bis Ende 2021 sollen künftig rund 50 Züge pro Woche von und nach Budapest, Duisburg, Rotterdam, Halkali, Ludwigshafen, Geleen, Ploieşti und Busto Arsizio verkehren. „Wir sind stolz darauf, einen internationalen Partner an unserer Seite zu haben, mit dem wir den Standort Wien Freudenau gemeinsam und kontinuierlich ausbauen können“, so Doris Pulker-Rohrhofer, technische Geschäftsführerin des Hafen Wien, gegenüber den Medien.
Wachstumsachse nach SEE. „Diese Beteiligung ist ein wichtiger Schritt in den Ausbau des intermodalen Netzwerkes, um in Zukunft mehr Verkehre auf die Schiene zu bringen und den intermodalen Verkehr zu stärken. Terminals sind Türöffner für mehr Verkehrsverlagerung und unterstützen den Green Spirit“, betont Michail Stahlhut, CEO von Hupac. Aus seiner Sicht liege WienCont dabei auf einer Wachstumsachse, die ideal in die eigene Entwicklungsstrategie in Richtung Südosteuropa passe, so der Schweizer. Man wolle nun gemeinsam den Standort in Wien weiterentwickeln, so der Plan. Die Eigentümer an WienCont sind nun der Hafen Wien mit 91,68 Prozent, die CN Logistics and Service Group mit 4,16 Prozent und Hupac mit 4,16 Prozent.
Kooperation mit Helrom

Um mehr Güterverkehre von der Schiene auf die Straße zu bekommen, startete der Hafen Wien jetzt auch eine Kooperation mit dem Trailer-Innovator Helrom. Ziel der Kooperation ist es ebenfalls, die Verkehrswende zu unterstützen und mehr Trailer auf der Schiene zu befördern – mit der Innovation „Helrom Trailer Rail“. Mittlerweile verkehren damit wöchentlich drei Rundläufe zwischen Deutschland und Österreich, jedoch vorwiegend mit nicht kranbaren Trailern. Das soll sich ändern. Die Trailer können nun mit der Entwicklung von Helrom ohne Umschlagsgeräte verladen werden. Mit Hilfe von im Waggon integrierter Schwenktechnologie werden damit die Trailer direkt vom Waggon auf die bereitstehende LKW-Zugmaschine umgeschlagen.
Hemmnis Personenverkehr
Ob es jedoch in Österreich gelingt, beim Transport mehr Güter auf die Schiene zu verlagern, ist allerdings fraglich. Zwar wird in Österreich in den nächsten Jahren rund 18 Milliarden Euro in den Ausbau der Schiene investiert (wir berichteten), der wachsende Personenverkehr auf der Schiene und dessen Priorisierung durch die Politik (etwa durch das 1-2-3-Klimaticket), bringen die Schienen-Infrastruktur teilweise schon jetzt an seine Kapazitätsgrenzen. De facto bleiben die Schienenkapazitäten für den Schienen-Güterverkehr daher nach wie vor begrenzt. Eine jüngste Untersuchung des Institutes für Logistik an der Wirtschaftsuniversität Wien belegt daher, dass Österreich die von der EU und der österreichischen Bundesregierung anvisierten Klimaziele hinsichtlich des Gütertransportes bis 2040 nicht schafft (wir berichteten). Die starke Logistiknachfrage der vergangenen Monate nach der Coronakrise hat dabei schon zu Kapazitätsproblemen geführt, vor allem in den Terminals und auf den Bahnstrecken. Dies hat Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit und Qualität des Bahnverkehrs, heißt es daher bei Hupac. Die Schweizer schlagen darum einen Runden Tisch der Infrastrukturbetreiber und Bahnkunden vor.
Hub für Straßengüterverkehr. Der Hafen Wien dürfte sich deshalb noch mehr als bisher als Hub für den Straßengüterverkehr entwickeln. Die direkte Anbindung des Logistik-Hubs an das höherwertige Straßennetz und dessen Ausbau sind dabei auch für Hupac von Vorteil bei der Verwirklichung der eigenen Netzwerk-Strategie.
Hupac in Kürze
Der Schweizer Logistiker gilt als einer der führenden Netzwerkbetreiber im intermodalen Verkehr in Europa. Seit über fünfzig Jahren setzt sich das Unternehmen den Gütertransport auf der Schiene ein und leistet somit einen wichtigen Beitrag zur Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene. Das Netzwerk der Hupac-Gruppe umfasst 150 Züge mit täglichen Verbindungen zwischen den großen europäischen Wirtschaftsräumen sowie bis nach Russland und Fernost. Gruppe verfügt dabei über 7.700 Wagenmodule und betreibt Terminals an wichtigen Knotenpunkten in ganz Europa. Hupac besteht aus 23 Unternehmen mit Standorten in der Schweiz, Italien, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Polen, Russland und China und beschäftigt 560 Mitarbeitende auf Vollzeitbasis. Die Hupac AG wurde 1967 in Chiasso im Tessin gegründet. An der Gesellschaft sind rund 100 Aktionäre beteiligt. Das Aktienkapital von 20 Millionen Schweizer Franken wird zu 72 Prozent von Logistik- und Transportunternehmen und zu 28 Prozent von Bahnen gehalten. Mit diesem Mix soll die Marktnähe und Unabhängigkeit von den Bahnen gewährleistet sein.
Helrom in Kürze
Helrom ist die Trailerbahn für alle Spediteure und für alle Trailer, auch Megatrailer. Dank einer patentierten, horizontalen Güterwagen- und Terminaltechnologie kann das Be- und Entladen eines Wagens mit einer Zugmaschine nach Herstellerangaben „spielend einfach“ erfolgen. Auf nachgefragten Güterverkehrskorridoren bietet das Unternehmen tägliche Verbindungen zwischen wirtschaftlichen Zentren an. Als Dienstleister für Spediteure will Logistikspezialist aus Frankfurt a.M. (Bundesland Hessen) mit seiner Technologie die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene vorantreiben. Sukzessive eröffnet Helrom dafür neue Korridore in Europa. Die Besonderheit: attraktive Transportzeiten und hohe Zuverlässigkeit.
Hafen Wien in Kürze
Mit seiner Lage an den drei Ten-T-Korridoren gilt der Hafen Wien mit seinem Container-Terminal (WienCont) nicht nur als bedeutungsvoller Hinterland Hub in Zentral-Europa, sondern auch als eine wichtige, trimodale Wirtschaftsdrehscheibe. Mit der Anbindung an die drei Verkehrsträger Schiff, Bahn und LKW fungiert er als leistungsstarke Schnittstelle internationaler Handels- und Transportwege. Mit einer Fläche von drei Millionen Quadratmetern, über 100 angesiedelten Unternehmen und bis zu 5.000 Arbeitsplätzen am Standort ist der Hafen Wien auch ein wichtiger Arbeitgeber in der Region.