Batterie-Koalition – Mercedes-Benz beteiligt sich an Automotive Cells Company, ACC. Ziel ist, gemeinsam mit Stellantis (Fiat, Chrysler, PSA) und dem französischen Spezialisten für erneuerbare Energien, TotalEnergies, einen europäischen Batterie-Champion mit globalen Ambitionen aufzubauen. Bis 2030 soll ACC eine Zellkapazität von mindesten 120 Gigawattstunden erreicht werden. Mit der Beteiligung will Mercedes-Benz auch die Dekarbonisierung des Straßengütertransports vorantreiben. Damit will man jedoch auch die Abhängigkeit europäischer Automobilhersteller von chinesischen Batterie-Technologien reduzieren.
Auf dem Weg in eine rein elektrische Zukunft beteiligt sich Mercedes-Benz jetzt an einer europäischen Batterie-Koalition. Die Schwaben erwerben 33 Prozent am Hersteller von Autobatterien Automotive Cells Company (ACC). Ziel ist es, die Entwicklung und Produktion von Hochleistungsbatteriezellen und -modulen der nächsten Generation voranzutreiben, heißt es in einer Pressemeldung. Die Beteiligung soll der Marke mit dem Stern ermöglichen, bis zum Ende des Jahrzehnts vollelektrisch zu werden, wie im Juli 2021 angekündigt. Allerdings, schränkt man in einer Presseiformation ein, nur „dort, wo es die Marktbedingungen zulassen“. Für das angestrebte Ziel benötigt das Unternehmen bis zum Ende des Jahrzehnts jedoch Kapazitäten von insgesamt mehr als 200 Gigawattstunden. Dafür sollen, gemeinsam mit den Partnern, weltweit acht Zellfabriken errichtet werden, davon vier alleine in Europa.
Wettbewerbssignale in Richtung China
„Mercedes-Benz verfolgt eine äußerst ambitionierte Transformationsstrategie. Die Beteiligung ist ein strategischer Meilenstein auf unserem Weg zur CO2-Neutralität. Gemeinsam mit ACC werden wir Batteriezellen und -module in Europa entwickeln und effizient produzieren – maßgeschneidert auf die spezifischen Anforderungen von Mercedes-Benz“, sagt Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG. „Durch die Partnerschaft sichern wir uns die Lieferumfänge, nutzen Skaleneffekte und können unseren Kundinnen und Kunden überlegene Batterietechnologie bieten“, so die Vorstandschefin. Mit leiste man so einen Beitrag dazu, dass Europa ein Zentrum der Automobilindustrie bleibt – auch im Zeitalter der Elektromobilität. „Im Zuge der neuen Kooperation plant ACC, die Kapazität seiner europäischen Werke mehr als zu verdoppeln. Das stärkt auch die industrielle Wettbewerbsfähigkeit Europas bei der Entwicklung und Herstellung von Batteriezellen“, so O. Källenius weiter. Dies dürfte ein Signal in Richtung China und dessen Autoproduzenten sein, welche sich insbesondere mithilfe der Batterietechnologien anschicken, die Weltmarktführer zu werden. Gleichzeitig dürfte die Batterie-Koalition die Abhängigkeit der europäischen OEMs von chinesischer Technologie massiv reduzieren.
Sieben Milliarden Euro für Transformation
Die Gesamtinvestition in die Batterie-Koalition ACC umfasst ein Volumen von mehr als sieben Milliarden Euro. Eine Kombination aus Eigenkapital, Fremtkapital und öffentlicher Förderung sollen bis Ende des Jahrzehnts Kapazitäten von mindestens 120 Gigawattstunden in Europa bringen. Schon im kommenden Jahr 2022 will Mercedes-Benz einen mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Betrag investieren. In Summe bleiben die Investitionen jedoch unter einer Milliarde Euro, heißt es beim deutschen Automobilbauer. Die Transaktion unterliegt den üblichen Vollzugsbedingungen, einschließlich der Vereinbarung über die endgültige Dokumentation sowie die behördlichen Genehmigungen. Yann Vincent, CEO von ACC, betont in diesem Zusammenhang: „Mercedes-Benz als neuen Anteilseigner bei uns zu begrüßen, ist ein wichtiger Meilenstein für ACC.“ Er sieht an der Beteiligung der Deutschen als einen Vertrauensbeweis in die Technologie-Roadmap und Produktwettbewerbsfähigkeit von ACC. „Dies stärkt das Geschäftspotenzial von ACC deutlich und untermauert unsere ehrgeizigen Wachstumspläne. Das ist unser Beitrag zu einer elektrischen und nachhaltigen Zukunft“, so Y. Vincent gegenüber den Medien.
33 Prozent Beteiligung
Mercedes-Benz beteiligt sich mit 33 Prozent an ACC. „Als gleichberechtigter Anteilseigner neben TotalEnergies und Stellantis erhalten wir damit zwei von insgesamt sechs Sitzen im Aufsichtsrat von ACC“, so Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Daimler AG und Mercedes-Benz AG. Er ist auch Verantwortlicher bei der Daimler Konzernforschung und Mercedes-Benz Cars COO. Er kündigt gegenüber den Medien an: „Wir werden unsere EQ-Modelle weiterhin nur mit den fortschrittlichsten und nachhaltigsten Batteriezellen ausstatten. Dafür bringen wir uns mit Technologie und Produktions-Know-how bei ACC ein. Mercedes-Benz wird die High-End-Zellentwicklung ab 2023 mit seinem neu geplanten Pilotwerk ‚Mercedes-Benz Drive-Systems Campus‘ in Stuttgart ergänzen.“ ACC wird Mercedes-Benz jedoch bereits ab Mitte der Dekade mit Batteriezellen und -modulen aus seinen Produktionsstandorten beliefern. Der Batteriezellenhersteller prüft den Ausbau seines Produktionsnetzwerks um weitere Standorte in Europa.
Batterie-Koalition mit Know-how aus Untertürkheim
Mercedes-Benz verfolgt weitreichende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Bereich der Batterietechnologie. Das Unternehmen bringt daher sein Know-how in das Joint Venture mit ein und unterstützt den Ausbau des Produktionsnetzwerks von ACC auf Basis der Mercedes-Benz Qualitätsstandards. Mit Saft, einer Tochtergesellschaft von TotalEnergies, verfügt Mercedes-Benz über einen Partner mit über 100 Jahren Erfahrung im Bereich langlebiger Batteriesysteme sowie Elektro- und Hybridantriebe. Stellantis bringt durch seine Markenvielfalt, Größe und globale Präsenz Industrialisierungskompetenz in das Joint Venture ein. Mercedes-Benz Kunden können von der einzigartigen Kombination aus technologischem Know-how, Produktionserfahrung und den Skaleneffekten des Joint Ventures profitieren. Jedenfalls wird durch die Beteiligung von Mercedes-Benz an der Batterie-Koalition die Industrialisierung von hochentwickelten und nachhaltigen Zelltechnologien in und aus Europa voran getrieben. „Mercedes-Benz erweitert gleichzeitig sein etabliertes Partnerportfolio, um den Lokalisierungsgrad in der Beschaffung von Batteriezellen und -modulen als Schlüsseltechnologien für das Zeitalter der Elektromobilität abzusichern“, heißt es auch in Richtung China.
Effiziente und nachhaltige Zelltechnologien
Die Deutschen setzen dabei auf einen modularen, hochgradig standardisierten Batteriebaukasten, der durch einheitlich konstruierte Komponenten und Schnittstellen die Integration von Batteriezellen und -modulen von unterschiedlichen Entwicklungspartnern ermöglicht. Ziel der Partnerschaft ist die gemeinsame Entwicklung von Zellen und Batteriemodulen, die den hohen Anforderungen an Energiedichte, Ladeleistung und Performance von Mercedes-Benz gerecht werden. Über die gemeinsame Expertise der Partner in Zelltechnologie und Zellproduktion können differenzierende Variationen im Modulbaukasten durch Zellchemie und Zellhöhe adäquat dargestellt werden. Darüber hinaus forschen die Partner an weiteren Technologiesprüngen, zum Beispiel im Hinblick auf Hochsilizium-Anoden- und Festkörperbatterien.
Ambition 2039 – CO2-Neutralität entlang der Supply Chain
Mit der Ambition 2039 verfolgt Mercedes-Benz das Ziel von CO2-Neutralität entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die CO2-neutrale Fertigung von Batteriezellen ist dabei ein wichtiger Baustein und eine konkrete Anforderung an alle Partner in der Lieferkette. Daher wird auch ACC vorrangig Strom aus erneuerbaren Energien für die Fertigung von Hochleistungsbatterietechnologien verwenden. Weitere wichtige Nachhaltigkeitsaspekte sind der verantwortungsvolle Rohstoffbezug sowie der schonende Umgang mit Ressourcen: Für die Batteriezellen werden ausschließlich Rohstoffe aus zertifiziertem Abbau genutzt, versichert man bei ACC. Zudem reduzier man bei ACC kritische Materialien mit dem Einsatz neuer Technologien. Für einen geschlossenen Rohstoffkreislauf werden Batteriezellen von ACC zu über 95 Prozent recyclingfähig sein, so die Ankündigung gegenüber den Medien. Der Batteriezellenhersteller sei daher ein wichtiger Partner für die Europäische Union, um im Rahmen des Green Deals die Nachhaltigkeitsanforderungen für eine grüne Batterie in Europa umzusetzen.
ACC in Kürze
ACC wurde 2020 gegründet und verbindet jetzt die Expertise von Stellantis, TotalEnergies und Mercedes-Benz mit komplementären Kompetenzen und Erfahrungen. Ziel von ACC ist es, europäischer Marktführer für Batteriezellen und -module zu werden, die saubere und effiziente Mobilität für alle ermöglichen. Das Forschungs- und Entwicklungszentrum in Bordeaux (Frankreich) wurde bereits in Betrieb genommen. Der Pilotstandort in Nersac (Frankreich) wird Ende dieses Jahres die Produktion aufnehmen.