BASEL III – Finanzierung von Investitionen und die Kreditklemme 

In Zeiten des demographischen Wandels, des Fachkräftemangels, von Industrie 4.0 und der digitalen Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft, kommen Unternehmen heute ohne Investitionen in Automationslösungen und Logistik entlang der gesamten Wertschöpfungskette nicht mehr aus. Erst damit lassen sich die damit verbundenen Veränderungen wirtschaftlich kompensieren. Die Finanzierung dieser Investitionen ist jedoch eine größere Herausforderung denn je, insbesondere wegen Basel III. Doch es gibt Lösungen. (ein Artikel von HaJo Schlobach) 

Basel III – Die Kriterien für Unternehmen, an Kredite für Investitionen zu kommen, werden immer komplexer und immer strenger. (Foto: Lucie Gerhardt / www.pixelio.de)
Basel III – Die Kriterien für Unternehmen, an Kredite für Investitionen zu kommen, werden immer komplexer und immer strenger. (Foto: Lucie Gerhardt / www.pixelio.de)

Die LogiMAT 2024 in Stuttgart öffnet demnächst ihre Tore. Interessenten können sich hier genau darüber informieren, wie sie am besten ihre Herausforderungen bewältigen, welche Industrie 4.0, die digitale Transformation, der demographische Wandel inkl. Fachkräftemangel und Lieferkettenprobleme ihnen stellen. Heute geht es dabei zwar noch immer auch um Prozessoptimierungen und Effizienzsteigerungen entlang der Supply Chain. Doch richtet sich der Blick letztlich auf elementare Dinge wie Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit sowie überhaupt auf den Fortbestand eines Unternehmens. Prozessoptimierung, Effizienz und Kostensenkung? – Das war vor Corona und vor den Krisen durch Kriege, wie sie etwa das faschistische Putin-Russland oder die Republik Iran mit ihren terroristischen Ablegern etwa im Nahen Osten führen.  

Basel III – Kreditfinanzierung von Investitionen dauerhaft schwieriger 

Als ein weiteres, zentrales Problem stellt sich in Zeiten von Basel III und hohen Zinsen dabei jedoch die Finanzierung solcher Investitionen heraus. Denn nicht nur das wirtschaftliche Umfeld in seiner Gesamtheit erhöht die Risiken der Unternehmen und damit auch von Investitionen. Vielmehr sind die weltweiten Märkte derart in Bewegung, dass eine seriöse Zukunftsplanung kaum mehr möglich ist. Ständig dräuende Lieferkettenprobleme erhöhen dabei die Risiken zusätzlich. 

Risiken für Banken kaum überschaubar 

Für Banken, welche noch immer die Hauptkreditgeber der Wirtschaft sind, werden somit die Risiken einer Kreditvergabe kaum mehr überschaubar. Sie kommen damit in ein Dilemma zwischen Wollen und Können. Denn sie sind an das internationale Regelwerk von Basel III gebunden. Und dieses Regelwerk, das mittlerweile auch als “Basel IV” bezeichnet, zielt darauf ab, die Widerstandsfähigkeit von Banken und Bankensystemen zu stärken. Und genau das hat gleich mehrere Auswirkungen auf die Kreditvergabe, die sich potenziell auf die Finanzierung von Automationslösungen auswirken können. 

Basel III nimmt Banken an die Kandare 

So werden mit der Einführung von Basel III im Jahr 2010 strenge Kapitalanforderungen an die Banken selbst gestellt. Diese zwingen sie unter anderem dazu, mehr Kapital zur Besicherung vergebener Kredite zurückzuhalten. Hand in Hand geht das mit einer höheren Risikogewichtung für Projekte, welche finanziert werden sollen. Dies führt in nicht seltenen Fällen dazu, dass Kredite für Investitionen in Automationslösungen als risikoreicher eingestuft werden und daher schwieriger zu erhalten sind. Selbst Unternehmen mit einer bis dato guten Bonität könnten daher an den Risiko-Algorithmen ihrer Bank scheitern. Dabei sind noch gar nicht alle Bestimmungen voll umgesetzt. 

Basel III – Latte für Eigenmitteluntergrenzen wird höher gelegt  

Basel III - Für Banken steigen die Anforderungen, sich und ihre Kredite zu refinanzieren. (Rainer Sturm / www.pixelio.de)
Basel III – Für Banken steigen die Anforderungen, sich und ihre Kredite zu refinanzieren. (Rainer Sturm / www.pixelio.de)

Weiter erschwerend kommt nämlich hinzu, dass Basel III von Banken eine höhere Eigenmitteluntergrenze verlangt. Dieser sogenannte “Output-Floor” verlangt künftig von Kreditinstituten eine nach internen Modellen errechneten Eigenmittelanforderungen bei der Kreditvergabe von mindestens 72,5 Prozent. Um die Auswirkungen des Output Floors in Stufen einzuführen, gilt dabei ab 1. Jänner 2025 zunächst eine 50-Prozent-Schwelle, die nachfolgend jährlich erhöht wird. Mit anderen Worten: Kredite, wie sie etwa ein René Benko einfach so noch bekommen hat, gehören der Geschichte an. Überwacht wird solcherlei von der Europäischen Zentralbank EZB. Diese Eigenmittelunterlegungspflichten führen dazu, dass die Kosten für Kredite wie etwa für Automationslösungen steigen, und zwar unabhängig von den EZB-Zinsen. Damit sollen die Kreditrisiken nämlich besser erfasst werden. 

Basel III – Verbrauchskosten erhöhen Kreditrisiken  

Doch nicht nur Basel III führt zu einer Kreditklemme, die durchaus mit der etwa nach dem Banken-Crash von 2008 vergleichbar ist. Mitentscheidend dafür sind auch die Kosten, welche für die Implementierung von Automationslösungen in den letzten zwei Jahren nahezu explodiert sind. Sie führen heute dazu, dass viele Unternehmen über weniger Eigenmittel verfügen, insbesondere in der mittelständischen Industrie. Zudem können die Risiken, die mit der Implementierung neuer Technologien verbunden sind, dazu führen, dass Kreditgeber zögern, Kredite zu gewähren. Ein Teufelskreislauf. 

Finanzierung – Komplexität kaum mehr zu handeln 

War die Kreditfinanzierung von Investitionen in Automationslösungen noch zu Boom-Zeiten bis 2019 eine hochkomplexe Angelegenheit, ist sie heute für kleine und mittelständische Unternehmen kaum mehr zu handeln. Und die Komplexität steigt weiter. Es ist darum wichtig, dass Unternehmen und Kreditgeber zusammenarbeiten, um Lösungen zu finden, die es ermöglichen, die Vorteile der Automation zu nutzen, während gleichzeitig die finanziellen Risiken minimiert werden. Dies könnte durch flexible Kreditvergabeprogramme, staatliche Anreize und Förderungen oder innovative Finanzierungsmodelle erreicht werden. Dazu bedarf es aber jeweils individueller Finanzierungsstrategien. So bietet der Finanzierungsmarkt unterschiedliche Möglichkeiten alternativer Finanzierungsquellen wie etwa Crowdfunding, Business Angels, Venture Capital oder Private Equity. Diese können sich als wertvolle Ressource entpuppen, wenn traditionelle Kreditquellen schwierig zu erreichen sind. 

Basel III und die Eigenkapitalquote 

Was sich dabei generell und auch hinsichtlich Basel III positiv auswirkt, ist, die eigene Eigenkapitaldecke zu erhöhen. Dies kann etwa durch die Reinvestition von Gewinnen passieren. Das ist insbesondere für Kapitalgesellschaften wie GmbHs oder Aktiengesellschaften ein gangbarer Weg, die eigene Bonität zu erhöhen. Laut Statistik-Austria und der Österreichischen Nationalbank lag die durchschnittliche Eigenkapitalquote von KMU in den Jahren 2020/2021 bei 35 Prozent. Hier wäre also durchaus noch Luft nach oben. Insgesamt liegt sie jedoch bei rund 40 Prozent. Damit ist Österreichs Wirtschaft insgesamt besser aufgestellt als die der Bundesrepublik Deutschland. Laut Statista betrug diese für KMU im Jahr 2021 etwa 31,4 Prozent. Allgemein wird jedoch eine Eigenkapitalquote zwischen 20 und 25 Prozent angenommen. Analysten zufolge könnte sich die geringe Eigenkapitaldecke daher auch bei der Kreditvergabe negativ auswirken. 

Förderungen als zusätzliche Geldquelle 

Eine zusätzliche Geldquelle könnte sich aus staatlichen Förderungen erschließen. Diese könnten etwa in Form von Bürgschaften daherkommen, aus zinsgünstigen Krediten aus der öffentlichen Hand bestehen oder durch direkte Zuschüsse erfolgen. Ob so oder so: Eine gute Beziehung zur eigenen Hausbank ist in Zeiten einer Kreditklemme wie heute in jedem Falle sehr hilfreich. Denn Unternehmen mit einer starken Beziehung zur eigenen Hausbank haben noch immer größere Chancen, Kredite zu erhalten, selbst wenn die Kreditbedingungen allgemein strenger sind. 

Basel III und welche Strategie die richtige ist 

Basel III öffnet für den alternativen Finanzierungsmarkt die Tore. (Foto: Klaus-Uwe Gerhardt / www.pixelio.de)
Basel III öffnet für den alternativen Finanzierungsmarkt die Tore. (Foto: Klaus-Uwe Gerhardt / www.pixelio.de)

Welche Finanzierungs- und Kreditstrategie auch in Hinblick auf Basel III die richtige ist, ist so individuell, wie das Unternehmen selbst. Es ist also wichtig zu beachten, dass die geeignete Strategie von der spezifischen Situation des Unternehmens abhängt.  

Crowdfunding – Kleine Beträge machen in Summe viel aus 

Wie oben bereits erwähnt, ist Crowdfunding hier durchaus eine adäquate Form der Finanzierung, die sich zudem immer größerer Beliebtheit erfreut. Hierbei sammeln Unternehmen Geld von einer Vielzahl von Einzelpersonen, typischerweise über das Internet. Es gibt verschiedene Arten von Crowdfunding, darunter Belohnungs-, Eigenkapital- und Schulden-Crowdfunding. 

Business Angels – Wenn Erfahrung zählt 

Gerne gesehen sind auch sogenannte “Business Angels”. Auch hier handelt es sich um Einzelpersonen, die beispielsweise in Start-ups oder in expandierende Unternehmen investieren. Nicht selten bieten Business Angels auch Mentoring und Netzwerkunterstützung an, denn sie sind in der Regel erfahrene Unternehmer oder Geschäftsleute. 

Risiko-Kapital – Bei Start-ups gerne gesehen 

Eine weitere Variante der Finanzierung ist Venture-Capital. Firmen, die sich in diesem Segment bewegen, investieren typischerweise in Start-ups und Unternehmen, die das Potenzial für hohes Wachstum haben. Im Gegenzug für ihre Investition erhalten sie Eigenkapital im Unternehmen. Vor dem Hintergrund diverser Großpleiten wie etwa Signa und schwieriger Marktbedingungen sitzt das Geld aber auch bei solchen Kapitalgebern nicht so locker. Zumeist scheitern solche Möglichkeiten daran, dass die zu erwarteten Renditen für Venture Capital-Geber nicht hoch genug sind und damit auch das Risiko für die Kreditgeber steigt, am Kredit zu verdienen. 

Private Equity – Auf der Suche nach der Wachstumsfinanzierung 

In eine ähnliche Kerbe schlägt das sogenannte Private Equity. Private-Equity-Firmen investieren nämlich in etablierte Unternehmen, die nach Wachstumskapital suchen oder eine finanzielle Umstrukturierung benötigen. Sie können auch Unternehmen kaufen, die an der Börse notiert sind, und sie dann privat machen. 

Factoring – Der Gang zum schnellen Geld 

Eine zusätzliche Möglichkeit der Geldbeschaffung ist das Factoring. Damit kommt man verhältnismäßig schnell zum Geld aus bestehenden Forderungen. Denn bei dieser Methode verkauft ein Unternehmen seine Forderungen an eine Factoring-Gesellschaft, die ihm sofort einen Großteil des Betrags auszahlt. Dies kann helfen, den Cashflow zu verbessern, aus dem dann auch Investitionen bezahlt werden können. Gleichzeitig überlässt man den Factory-Banken das mühsame Eintreiben von sogenannten Lieferantenkrediten. 

Leasing – Nicht für alle Lösungen geeignet 

Gerade bei Investitionen in Automationslösungen könnte sich das Leasing anbieten. Anstatt Ausrüstung oder Maschinen zu kaufen, können Unternehmen sie leasen. Dies kann helfen, die anfänglichen Kosten zu senken. Das Problem bei dieser Variante der Finanzierung ist jedoch, dass sich geleaste Maschinen und Automationslösungen nach Gebrauch entsprechend verkaufen lassen. Für Einzel- und Spezialanfertigungen lassen sich kaum Wiederkäufer finden. Deshalb sind etwa Staplerflotten typischerweise gut leasbar. Manche OEMs stellen hierfür daher auch die eigene Bonität zur Verfügung, um etwa KMU beim Erwerb neuer Geräte zu unterstützen.  

Fördermittel – Ein zusätzlicher Weg zur Investition 

Basel III – Der Staat wird zunehmend zur Geldquelle in Form von Förderungen. (Foto: Lupo / www.pixelio.de)
Basel III – Der Staat wird zunehmend zur Geldquelle in Form von Förderungen. (Foto: Lupo / www.pixelio.de)

Auch für die Investition in die Automation und Modernisierung der Wirtschaft können Unternehmen in Deutschland oder Österreich um staatliche Unterstützung ansuchen. Förderungen sind dabei auch eine Möglichkeit, die Kriterien von Basel III besser zu erfüllen und die eigene Bonität zu erhöhen. Diese Möglichkeiten bestehen dabei insbesondere für solche Unternehmen, die in bestimmten Sektoren tätig sind oder bestimmte Kriterien erfüllen. Dabei muss an dieser Stelle angemerkt werden: Jede dieser Finanzierungsquellen hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und ist für verschiedene Arten von Unternehmen und Situationen geeignet. Es ist daher wichtig, dass Unternehmen ihre Optionen sorgfältig prüfen und gegebenenfalls professionellen Rat einholen. 

Förderungen in Österreich

In Österreich gibt es verschiedene staatliche Förderprogramme, die Unternehmen bei Investitionen in Automationslösungen unterstützen können. So bietet etwa die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) eine umfangreiche Datenbank mit aktuellen Wirtschaftsförderungen in Österreich. Diese umfassen verschiedene Themenbereiche wie Forschung & Entwicklung, Innovation & Technologie und Investition & Erweiterung. Hinzu kommt die Innovationsförderung der WKO. Für Innovations- und Technologieprojekte können Unternehmen hier Förderungen von Bund, Ländern oder der EU erhalten. So ist etwa die Finanzierung von Investitionen in neue Informationstechnologien und E-Business-Anwendungen auch hier möglich. 

Der Vollständigkeit halber – Die FFG 

Für Investitionsentscheidungen in Automationslösungen ist die Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) eher nicht die richtige Kandidatin. Sie wird hier nur der Vollständigkeit halber angeführt. Die FFG bietet Finanzierungsmöglichkeiten für Innovationsprojekte in jeder Forschungs- und Entwicklungsphase und für Unternehmen unterschiedlicher Größe. Auch spezielle Programme der FFG wie das Frontrunner-Programm und das KMU-Paket richten sich an bestimmte Unternehmensgruppen. 

Das liebe Finanzamt als Geldgeber 

Und last but not least können Unternehmen aber auch um Zuschüsse und Bonuszahlungen vom österreichischen  Finanzamt ansuchen. 

Förderungen in Deutschland 

Auch in Deutschland gibt es verschiedene staatliche Förderprogramme, die Unternehmen bei Investitionen in Automationslösungen unterstützen können. Eines davon ist das Förderprogramm für Digitalisierung. Es gibt hier eine Vielzahl von Förderprogrammen für Digitalisierungsmaßnahmen, die IT-Projekte vereinfachen können. Diese Programme richten sich in der Regel an KMUs und fördern eine breite Palette von digitalen Projekten, von der Digitalisierung von Prozessen über Investitionen in Sicherheitskonzepte bis hin zur Entwicklung von Apps oder Webanwendungen. 

Die Förderdatenbank des Bundes 

Eine weitere Möglichkeit für die alternative Finanzierung von Investitionen eröffnet sich in der Förderdatenbank des Bundes. Die Förderdatenbank des Bundes bietet einen Überblick über Bundes-Förderprogramme in Deutschland, der Bundesländer Länder, aber auch der Europäischen Union. Interessenten können hier sogar Suchfunktion nutzen, um das aktuelle Förderangebot passgenau für das eigene Vorhaben zu durchforsten. 

Fördermittel für Investitionen 

Und last but not least stellt der deutsche Staat Fördermittel für Investitionen zur Verfügung. Einige Programme bieten Fördermittel für Investitionen in Anlagevermögen und Personal3. Unternehmen können bis zu 40 Prozent der Investitionssumme gefördert bekommen, wenn die Investitionen über 200.000 EUR liegen. 

Europäische Förderprogramme 

Auch die Europäische Union (EU) stellt Fördermittel für die Finanzierung von Investitionen zur Verfügung. So ist beispielsweise InnovFin – EU Finance for Innovators ein Finanzierungsprogramm für Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung. Das Programm bietet direkte Kredite und Bürgschaften für innovative Unternehmen.

Basel III, Kredite, Förderungen – Beratung ist angebracht

Es steht Unternehmen ein ganzer Blumenstrauß an Finanzierungsmöglichkeiten für Investitionen in Automationslösungen und für die Verbesserung seiner Basel III – Kriterien zur Verfügung. Dabei sind jedoch die genauen Bedingungen und Anforderungen der einzelnen Förderprogramme zu beachten, weil diese variieren können. Es ist daher ratsam für Unternehmen, sich vorab gründlich zu informieren und gegebenenfalls professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen.

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